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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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kräuselte sich, wurde in Lichtwellen gebrochen.
    Blasen stiegen aus seinem Mund, und er schlug mit den Armen. Er schwebte auf dem Rücken, und seine Augen wurden magisch von dem Weißen angezogen, den schwankenden Strahlen der Neonröhren an der Decke. Sein Herz klopfte wie eine Hand gegen eine Glasscheibe, und als er unfreiwillig Wasser durch die Nase einatmete, begann sich in seinem Körper eine Art Ruhe auszubreiten. Doch sein Herz schlug fester, beharrlicher, wollte leben, und er zappelte erneut verzweifelt, versuchte nach etwas zu greifen, wo es nichts gab, wonach man greifen konnte.
    Sein Kopf wurde noch etwas tiefer hinabgedrückt. Und seltsamerweise dachte er:
    Lieber das. Als das Auge.
     
    Als zwei Minuten vorüber waren, bekam Micke allmählich ein verdammt mulmiges Gefühl.
    Es schien tatsächlich so … als wollten sie wirklich … Er schaute zu den anderen Jungen hinüber, aber keiner von ihnen schien gewillt, etwas zu tun, und er selber sagte auch nur halb erstickt:
    »Jonny … was zum Teufel …«
    Aber Jonny schien ihn überhaupt nicht zu hören. Mucksmäuschenstill kniete er auf dem Beckenrand, die Spitze des Stiletts auf die Wasserfläche gerichtet, die gebrochene weiße Form, die sich dort unten bewegte.
    Micke schaute zur Dusche. Warum zum Teufel kam Ávila nicht zurück? Patrik war doch losgerannt, um ihn zu holen, warum kam er denn nicht? Micke zog sich weiter in die Ecke zurück, zu der dunklen Glastür, die in die Nacht hinausführte. Verschränkte die Arme vor der Brust.
    Aus den Augenwinkeln meinte er zu sehen, dass draußen etwas vom Dach herabfiel. Es wurde gegen die Glastür geklopft, dass sie in ihren Angeln erzitterte.
    Er stellte sich auf die Zehen, lugte zu dem Fenster aus ganz normalem Glas ganz oben hinaus und sah ein kleines Mädchen. Das Mädchen blickte zu ihm auf.
    »Sag: Komm herein!«
    »B … bitte?«
    Micke schaute sich wieder zu den Vorgängen am Becken um. Oskars Körper hatte aufgehört, sich zu bewegen, aber Jimmy stand immer noch über den Beckenrand gelehnt und presste den Kopf nach unten. Es tat weh in Mickes Hals, als er schluckte.
    Egal was. Hauptsache, das hört auf.
    Es klopfte wieder gegen die Scheibe, diesmal noch fester. Er sah in die Dunkelheit hinaus. Als das Mädchen den Mund öffnete und ihn anschrie, konnte er sehen … dass ihre Zähne … und dass etwas von ihren Armen herabhing.
    »Sag, dass ich hereinkommen darf!«
    Egal was.
    Micke nickte, sagte kaum hörbar:
    »Du darfst hereinkommen.«
    Das Mädchen zog sich von der Tür zurück, verschwand in der Dunkelheit. Was da von ihren Armen herabhing, schimmerte kurz auf, dann war sie fort. Micke drehte sich wieder zum Becken um. Jimmy hatte Oskars Kopf aus dem Wasser gezogen und von Jonny das Stilett zurückbekommen, senkte es zu Oskars Gesicht und zielte.
    Ein Lichtfleck zeichnete sich vor dem schwarzen Mittelfenster ab, und eine Mikrosekunde später wurde es zerbrochen.
    Das Sicherheitsglas zersplitterte nicht wie gewöhnliches Glas. Es explodierte vielmehr zu tausenden winzig kleiner, abgerundeter Fragmente, die klirrend auf den Beckenrand fielen, in die Halle flogen, aufs Wasser hinaus, und glitzerten wie eine Myriade weißer Sterne.

EPILOG
FREITAG, 13. NOVEMBER
    Freitag, der dreizehnte …
    Gunnar Holmberg saß in dem verwaisten Büro des Schuldirektors und versuchte Ordnung in seine Notizen zu bringen.
    Den ganzen Tag hatte er in der Schule von Blackeberg verbracht; den Tatort besichtigt, mit Schülern gesprochen. Zwei Kriminaltechniker aus der Innenstadt und ein Experte für Blutspritzer vom Kriminaltechnischen Labor der Landespolizei waren immer noch dabei, in der Schwimmhalle Spuren zu sichern.
    Gestern Abend waren hier zwei Jugendliche ermordet worden. Ein dritter war … verschwunden.
    Er hatte auch mit Marie-Louise gesprochen, der Klassenlehrerin. Dabei war ihm klar geworden, dass der verschwundene Junge, Oskar Eriksson, der Schüler gewesen war, der vor drei Wochen aufgezeigt und die Frage nach dem Heroin beantwortet hatte. Er erinnerte sich noch gut an ihn.
    Ich lese viel und so.
    Er erinnerte sich auch, dass er geglaubt hatte, der Junge würde als Erster zu seinem Streifenwagen kommen. Dann hätte er ihn vielleicht zu einer kleinen Spritztour mitgenommen. Wenn möglich sein Selbstvertrauen ein wenig gestärkt. Aber der Junge war nicht gekommen. Und nun war er verschwunden.
    Gunnar überflog seine Notizen zu den Gesprächen mit den anderen Schülern, die sich gestern Abend in der

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