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So finster die Nacht

So finster die Nacht

Titel: So finster die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ajvide Lindqvist
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Stelle, ohne die beiden gelösten Seiten wieder kaputtzumachen. Er hatte einen Artikel aus Expressen aufbewahrt, in dem verschiedene Drehsysteme beschrieben waren – auf die Art war es ihm gelungen, zwei Seiten zu schaffen, aber ab der dritten wurde die Sache erheblich schwerer.
    Er betrachtete den Würfel, versuchte die Lösung herbeizudenken, statt zu drehen, aber es klappte nicht. Sein Gehirn kam irgendwie nicht mit. Er presste den Würfel an die Stirn, versuchte in sein Innerstes einzudringen. Keine Antwort. Er stellte den Würfel auf den Rand des Sandkastens, einen halben Meter entfernt, starrte ihn an.
    Dreh dich, dreh dich, dreh dich.
    Man nannte es Telekinese. In den USA hatte man entsprechende Versuche gemacht. Es gab Menschen, die so etwas konnten. Extra Sensory Perception. Oskar hätte alles dafür gegeben, so etwas zu können.
    Und vielleicht … vielleicht konnte er es auch.
    Der Schultag war gar nicht so übel gewesen. Tomas Ahlstedt hatte ihm den Stuhl wegzuziehen versucht, als er sich im Speisesaal setzen wollte, aber er hatte es noch rechtzeitig gemerkt. Das war alles gewesen. Er würde mit seinem Messer zu dem Baum im Wald gehen und ein ernsthafteres Experiment durchführen. Sich nicht so erregen wie gestern.
    Beherrscht und systematisch würde er auf den Baum einstechen, ihn zerschneiden und sich dabei stets Tomas Ahlstedts Gesicht vor Augen führen. Obwohl … da war noch die Sache mit dem Mörder. Dem richtigen Mörder, der irgendwo frei herumlief.
    Nein. Er musste warten, bis der Mörder gefasst war. Andererseits; wenn es ein normaler Mörder war, würde sein Experiment ohnehin sinnlos sein. Oskar betrachtete den Würfel, dachte einen Strahl, der von seinen Augen zu ihm führte.
    Dreh dich, dreh dich, dreh dich.
    Es passierte nichts. Oskar steckte den Würfel in die Tasche, stand auf, wischte etwas Sand von seiner Hose. Er schaute zu ihrem Fenster hinauf. Die Jalousien waren nach wie vor heruntergelassen.
    Er ging ins Haus, um an seinem Buch zu arbeiten, wollte die Artikel über den Vällingbymord ausschneiden und einkleben. Es würden mit der Zeit vermutlich ziemlich viele werden. Vor allem, wenn es noch einmal passierte. Insgeheim hoffte er ein wenig, dass es so kam. Am liebsten in Blackeberg.
    Damit die Polizei in die Schule kam, damit die Lehrer ernst und besorgt wurden, damit diese Stimmung entstand, die er so sehr mochte.
    *
    »Nie wieder. Ganz gleich, was du sagst.«
    »Håkan …«
    »Nein. Die Antwort ist nein.«
    »Ich sterbe.«
    »Dann stirb.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Nein. Das tue ich nicht. Aber du kannst es doch … selber.«
    »Ich bin immer noch zu schwach.«
    »Du bist nicht schwach.«
    »Dafür zu schwach.«
    »Tja, dann weiß ich auch nicht weiter. Ich mache es jedenfalls nicht mehr. Es ist so … widerwärtig, so …«
    »Ich weiß.«
    »Das tust du nicht. Für dich ist es anders, es ist …«
    »Was weißt du schon darüber, wie es für mich ist?«
    »Nichts. Aber du bist zumindest …«
    »Denkst du, ich … genieße es?«
    »Ich weiß es nicht. Tust du?«
    »Nein.«
    »Also nicht. So, so. Nun ja, wie dem auch sei … ich mache es jedenfalls nicht noch einmal. Vielleicht hast du ja andere Gehilfen gehabt, die … tauglicher waren als ich.«
    »…«
    »Hast du?«
    »Ja.«
    »Aha …«
    »Håkan? Du …?«
    »Ich liebe dich.«
    »Ja.«
    »Liebst du mich auch? Wenigstens ein bisschen?«
    »Würdest du es noch einmal tun, wenn ich sagen würde, dass ich dich liebe?«
    »Nein.«
    »Du meinst, ich soll dich auch so lieben?«
    »Du liebst mich doch nur, wenn ich dir helfe, am Leben zu bleiben.«
    »Ja. Ist das nicht Liebe?«
    »Wenn ich nur glauben könnte, dass du mich auch lieben würdest, wenn ich es nicht täte …«
    »Ja?«
    »… dann würde ich es vielleicht tun.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Håkan. Ich halte noch ein paar Tage durch, aber dann …«
    »Dann sieh gefälligst zu, dass du anfängst, mich zu lieben.«
    *
    Freitagabend beim Chinesen. Es ist Viertel vor acht, und die ganze Clique ist versammelt. Außer Karlsson, der zu Hause hockt und Erkennen Sie die Melodie schaut, und das ist vielleicht auch gut so. An dem Mann hat man nicht viel Freude. Er schaut sicher später noch vorbei, wenn die Sendung vorbei ist, um damit anzugeben, wie viele Fragen er beantworten konnte.
    An dem Ecktisch für sechs Personen sitzen im Moment Lacke, Morgan, Larry und Jocke. Jocke und Lacke diskutieren, welche Fischarten sich gleichermaßen in Süß- wie

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