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So funktioniert die Wirtschaft

So funktioniert die Wirtschaft

Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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Deutschland sank sowohl die Zahl der Banken als auch die der Großbanken leicht. Die durchschnittliche Bilanzsumme der Großbanken stieg aber weiter.
    Gibt es eine Alternative zu unserem Geldsystem?
    Unser Geldsystem, das für die Banken so einträglich ist, führt zu einem laufenden Anstieg der Verschuldung von Haushalten, Unternehmen und Staat. Das macht die Wirtschaft krisenanfällig. Gleichzeitig sind die Banken, weil sie nur einen Bruchteil der Einlagen ihrer Kunden wirklich auszahlen können und nur einen Bruchteil ihrer Verbindlichkeiten ablösen können, immer anfällig für einen plötzlichen Vertrauensverlust, der dann das ganze Bankensystem in Gefahr bringt und den Staat immer wieder zwingt, mit großen Summen an Steuergeldern einzuspringen.
    Die Anfälligkeit für Finanzkrisen rührt v. a. daher, dass die Banken Kredite in Form von Buchgeld ausreichen, das sie selbst geschaffen haben, für das die Kunden aber jederzeit Bargeld verlangen können. Die Stabilität des Systems ist davon abhängig, dass die Kunden ihr Geld nicht aus dem Bankensystem abziehen. Geschieht das aus irgendeinem Grunde doch, müssen die Banken ihre Kreditgewährung aufeinmal stark zurückfahren. Denn jeder Kredit, den sie gewähren, bringt – v. a. in Krisenzeiten – einen gewissen Bargeldabfluss mit sich. Stockt die Kreditvergabe der Banken, entsteht eine sog. Kreditklemme. Dann hat die Wirtschaft plötzlich viel weniger Geld zur Verfügung. Jeder versucht sein Geld zusammenzuhalten; es wird weniger ausgegeben. Die Wirtschaft schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt.
    Weil eine Kreditklemme oder gar ein Zusammenbruch des Bankensystems sehr schwerwiegende Folgen für die gesamte Wirtschaft haben, helfen Zentralbank oder Finanzministerium den Banken fast immer, wenn sie in Gefahr geraten oder die Wirtschaft unter ihrer Kreditzurückhaltung leidet. Das kann für den Steuerzahler sehr teuer sein. Die Banken streichen also den Gewinn aus der Geldschöpfung ein und bekommen dafür vom Staat sogar noch eine kostenlose Versicherung. Die folgende Abbildung skizziert das derzeitige Geldsystem, bei dem das meiste Geld von den Geschäftsbanken durch Kreditvergabe geschaffen wird und diese den größten Teil des Geldschöpfungsgewinns in Form von Zinsen einstreichen.
    Das heutige Geldsystem
    Zu diesem System gibt es eine recht leicht zu verwirklichende Alternative, die aber für die Banken deutlich weniger einträglich wäre. Vermutlich ist das der Hauptgrund, warum sie nicht ernsthaft erwogen wird. Denn der Einfluss der Finanzbranche auf Politik und Wissenschaft ist sehr groß. Der 100 %-Geld oder Vollgeld genannte Vorschlag wurde in den 1930er-Jahren von Irving Fisher und Henry C. Simons, zwei der damals weltweit renommiertesten Ökonomen, entwickelt.
    Wichtig
    Vollgeld oder 100 %-Geld ist ein Geldwesen, in dem die Banken 100 % der bei ihnen deponierten Einlagen durch Bargeld oder Guthaben bei der Notenbank decken müssen, nicht nur 10 % wie in den USA oder 2 % wie im Euroraum. Sie können dann nicht mehr selbst Geld aus dem Nichts schöpfen. Das kann in diesem System nur die Zentralbank.
    In einem Gutachten für die britische Kommission zur Reform des Finanzsystems haben Dyson u. a. (2010) eine mögliche Art der Umsetzung beschrieben. In diesem Vollgeldsystem, das in der folgenden Abbildung schematisch dargestellt ist, schafft allein die Zentralbank neues Geld und bringt es über die Banken in Umlauf. Der Staat muss die Banken nicht (kostenlos) versichern, weil eine Bankenpleite keine große Gefahr mehr darstellt. Er erhält aber einen viel höheren Notenbankgewinn, weil die Zentralbank das, was die Banken nicht mehr an Geld schöpfen, durch erhöhte eigene Geldschöpfung wettmacht.
    In diesem System ist der Zahlungsverkehr von der Geldanlage getrennt. Das Geld auf Girokonten und ähnlichen Konten, über die man den Zahlungsverkehr abwickeln, also seine Rechnungen bezahlen kann, bleibt Eigentum des Kunden. Die Bank kann nicht darüber verfügen. (Derzeit ist es so, dass alles Geld, das der Kunde auf ein Konto bei der Bank einzahlt, in das Eigentum der Bank übergeht. Rechtlich, und oft ohne es zu wissen, gibt der Kunde der Bank einen Kredit.)
    Die Bank zahlt das Geld des Kunden in ein Konto bei der Zentralbank ein und erhält dafür ein jederzeit in Bargeld umtauschbares Guthaben. Ohne ein entsprechendes

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