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So funktioniert die Wirtschaft

So funktioniert die Wirtschaft

Titel: So funktioniert die Wirtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Haering
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Guthaben bei der Zentralbank kann die Bank niemandem ein Guthaben auf einem Zahlungsverkehrskonto einräumen. Letztlich ist das so, als ob die Bank Bargeld in Höhe der Guthaben ihrer Kunden im Tresor liegen hätte, nur dass diese Lösung wegen der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen teurer wäre.
    Ein alternatives Geldsystem
    Ersparnisse, die nicht dem Zahlungsverkehr dienen sollen, sondern die der Bankkunde rentierlich anlegen will, werden auf separate Investitionskonten eingezahlt. Dieses Geld kann die Bank an Kreditkunden weiterreichen. Sie wäre dann der Kreditvermittler, für die die meisten Menschen sie heute schon irrtümlich halten. Die Trennung hat zur Folge, dass die Bank kein Geld mehr schöpfen kann. Denn sie darf Kunden nur ein Guthabenkonto einrichten, wenn ihr tatsächlich Bargeld in dieser Höhe zur Verfügung steht. Um einen Kredit zu geben, kann die Bank im Vollgeldsystem drei Quellen nutzen:
Geld, das sich die Bank von der Zentralbank leiht
Geld, das ihr jemand anderes ausdrücklich als Kredit gegeben hat
Eigenes Geld der Bank
    Nur wenn die Zentralbank einer Geschäftsbank per Kredit ein größeres Guthaben auf dem Zentralbankkonto einräumt, entsteht neues Geld. Die Entscheidung darüber trifft aber nicht die Geschäftsbank, sondern die Zentralbank. Der Gewinn aus der Geldschöpfung fließt an die Zentralbank, nicht an die Geschäftsbank.
    Ein Vorteil dieses Systems besteht darin, dass der Staat weniger Schulden machen oder Steuern eintreiben muss, wenn er einen viel größeren Geldschöpfungsgewinn als bisher einfährt. Ein weiterer großer Vorteil des Vollgeldsystems besteht darin, dass es den Zahlungsverkehr sicher macht. Keine Bankenkrise kann den Zahlungsverkehr gefährden, weil die Guthaben auf Girokonten sicher bei der Zentralbank hinterlegt sind. Dadurch haben Bankkunden eine Möglichkeit, ihr Geld absolut sicher, wenn auch ohne Zinseinnahmen, anzulegen. Es ist dann nicht mehr nötig, fast jede Bank zu retten, damit das Bankensystem und der Zahlungsverkehr funktionieren.
    Wichtig
    Wenn die Banken durch ihre Kreditvergabe kein Geld mehr schöpfen können, wird das Finanzsystem stabiler, die konjunkturellen Schwankungen nehmen ab und der Staat nimmt mehr ein. Die Gewinne der Banken würden dadurch deutlich schrumpfen.
    Eine Abwandlung des Vollgeldsystems sieht so aus (siehe die folgende Abbildung): Die Zentralbank überweist das Geld, das sie laufend zusätzlich in Umlauf bringt, (zinslos) an den Staat. Der Staat bezahlt damit Gehälter und Leistungen und bringt es so in Umlauf.
    Anstatt über den Zins, den die Banken der Zentralbank bezahlen, profitiert der Staat in dieser Variante direkt davon, dass er das neue Geld ausgeben kann. Natürlich ist auch in diesem System hohe Transparenz erforderlich, ebenso wie es Regeln dafür geben muss, wie viel neues Geld die Zentralbank dem Staat jedes Jahr überweisen darf.
    Variante des Vollgeldsystems
    Sind Staatsschulden verwerflich?
    Schulden zu machen gilt in Deutschland als Untugend. Als moralisch unbedenklich gilt allenfalls, damit etwas Wichtiges und Solides wie ein Eigenheim zu finanzieren. Deshalb ist die Sparquote der privaten Haushalte in Deutschland im internationalen Vergleich sehr hoch. Das hat einiges für sich.
    Doch unser Geld- und Wirtschaftssystem beruht darauf, dass Schulden gemacht werden. Denn unser Geld wird, wie wir gesehen haben, zum ganz überwiegenden Teil dadurch geschaffen, dass sich jemand bei der Bank verschuldet und diese ihm dafür ein Guthaben einräumt, mit dem er seine Rechnungen bezahlen kann.
    Aber es gibt ja noch den Staat und die Unternehmen. Für beide ist Verschuldung der absolute Normalfall. Unternehmen, die ohne Fremdkapital arbeiten, sind Exoten. Es gibt nur wenige, die es skandalös finden, dass Unternehmen mit Fremdkapital arbeiten. Beim Staat ist das anders. Der setzt nach Meinung vieler den Wohlstand der Nation aufs Spiel, wenn er Schulden macht. Sind Staatsschulden also verwerflich?
    Staatsschulden sind eine Anlageklasse
    Anderer Meinung könnten diejenigen sein, die die vielen Staatsanleihen halten. Diese gelten als die sicherste verfügbare Geldanlage, die noch Zinsen abwirft. (Warum das für manche europäische Länder nicht mehr gilt, werden wir später noch sehen.) Würde der Staat sich nicht verschulden, so würde den sicherheitsbewussten Investoren eine wichtige Anlagemöglichkeit

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