So funktioniert die Wirtschaft
Ausländer immer mehr Dollar, Pfund, Yen oder Yuan in Euro tauschen, um die deutschen Waren zu bezahlen. Dadurch steigt bei freien Wechselkursen der Preis des Euro; der Wechselkurs der anderen Währungen sinkt entsprechend. Das macht die gegenwärtige Generation reicher, weil Importwaren billiger werden. Es macht aber auch unsere Waren für Ausländer teurer und behindert dadurch eine weitere Ausweitung des AuÃenhandelsüberschusses.
Wenn wir später mehr importieren möchten als exportieren, weil die vielen Rentner versorgt sein wollen, tritt der umgekehrte Fall ein: Wir müssen unsere Euro in ausländische Währung eintauschen, mit denen wir die Importwaren bezahlen. Dies treibt den Preis der ausländischen Währungen nach oben, den des Euro entsprechend nach unten. Das macht die künftige Generation ärmer, weil Importwaren teurer werden, und behindert zusätzlich den Konsumausgleich über die Zeit.
Es passiert also Folgendes: Wir wollen heute, wo es uns noch besser geht, weniger konsumieren, indem wir einen Teil des verfügbaren Volumens an Waren und Leistungen exportieren, um die spätere, kleinere Menge aufzustocken. Doch die Wechselkursänderung sorgt dafür, dass die Menge, die wir heute konsumieren können, wieder ansteigt, und vereitelt so den Konsumverzicht. In der Zukunft lässt die umgekehrte Wechselkursänderung den Kuchen schrumpfen und vereitelt so die beabsichtigte Aufstockung.
Sonderfall Währungsunion
Innerhalb der Europäischen Währungsunion tritt das Wechselkursproblem nicht auf, weil ja alle Länder die gleiche Währung haben. Aber die Partnerländer haben auch das gleiche Alterungsproblem wie wir. Wenn Deutschland als gröÃte Wirtschaftsmacht versucht, die übrigen Länder in der Währungsunion dazu zu verleiten, künftig nicht nur ihre eigene Rentnergeneration zu versorgen, sondern auch noch die deutsche, dann sind diese damit hoffnungslos überfordert. Das kann nur schiefgehen und in den Bankrott dieser Länder oder zum Ende der Währungsunion führen.
Weil unter Ãkonomen unbestritten ist, dass sich das Alterungsproblem mit der kapitalgedeckten Rente nicht besser lösen lässt als mit der gesetzlichen Rente, führen Ãkonomen, die für die kapitalgedeckte Rente eintreten, andere, oft komplizierte Argumente an. Sie überlassen es den Politikern und Policenverkäufern, das Alterungsproblem ins Feld zu führen, weil es auf den ersten Blick so schön einleuchtend ist.
Rentenbeiträge würden wie eine Steuer empfunden, lautet etwa ein Hauptargument von Bräuninger (2010). Wenn ihnen aufgrund dieser Beiträge weniger von ihrem Einkommen bliebe, arbeiteten die Menschen weniger und strengten sich weniger an. Zahlten die Menschen stattdessen in einen Topf ein, der ihnen gehört, hätten sie (fälschlicherweise) nicht das Gefühl, etwas von den Früchten ihrer Arbeit abgeben zu müssen, und strengten sich mehr an. Den Nachweis für diese Behauptung müssen ihre Vertreter allerdings noch führen.
Profiteure sind die Finanzinstitute
Allzu wahrscheinlich ist es nicht, dass die etwaigen Vorteile eines kapitalgedeckten Rentensystems für die Rentensparer ausreichen, um die hohen Gebühren und Provisionen der Finanzinstitute zu übertreffen, die bei Riester-Rentensparplänen oft höher als die staatlichen Zulagen sind. So stellte der Wirtschaftsforscher Uwe Wystup (2009) fest, dass Sparer, die rund 40.000 EUR einzahlten, dafür bei den vier verschiedenen Gesellschaften mit hohem Marktanteil, die er untersuchte, zwischen 2.257 EUR und fast 7.000 EUR an Gebühren berappten. Die Zuschüsse kommen also nicht bei den Rentensparern an, sondern werden von den Finanzinstituten abgesaugt. Anders verhielte es sich, wenn der Staat dieses Geld verwenden würde, um die Beiträge in der gesetzlichen Rentenversicherung aufzustocken. Dann wäre auch das Alterungsproblem der gesetzlichen Rentenversicherung beträchtlich gemildert.
Die hohen Prämieneinnahmen aus privater Rentenvorsorge erklären, warum Vertreter der Finanzbranche und die vielen Ãkonomen, die direkt oder indirekt von dieser bezahlt werden, zu den eifrigsten Befürwortern der kapitalgedeckten Rente gehören. Dabei geht es um riesige Beträge, die durch die Finanzbranche geschleust werden könnten und ihr Gelegenheit gäben, bis zu 10 % und mehr davon für sich zu
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