So gewinnen Sie Ihr Herzblatt wieder fuer sich
Mayer schnauzt Sie an:
“Wer hat mir diesen Tisch vor die Nase gestellt?
Wer versucht hier, meine Bewegungsfreiheit einzuschränken?“
Herr Mayer hätte natürlich auch fragen können:
“Wer war so freundlich, diesen Tisch hierher zu stellen,
damit ich meine Bücher drauflegen kann?“
Herr Mayer interpretiert also. Vielleicht richtig, vielleicht falsch.
Sein Paradigma veranlaßt ihn zu einer bestimmten Aussage.
Offenbar verstehen nur Wenige, wie sehr unsere Paradigmen unsere Weltsicht beeinflussen. Es gibt Leute, die sagen, dass man niemanden trauen könne.
Da ihnen das Leben das präsentiert, woran sie glauben, werden sie darin natürlich auch immer wieder bestärkt.
Unsere Paradigmen sind wie die Brille, von der wir vergessen haben, dass wir sie tragen.
Wir bilden uns ein, dass wir alles klar sähen. Aber wir gucken ständig durch eine Brille. Dadurch sehen wir die Realität anders als die anderen!
Jeder trägt eine solche Brille!
Aber kaum jemand erinnert sich daran.
Ihr eigenes Paradigma ist also nicht das alleinseligmachende richtige Paradigma.
Es ist eben nur ...
ein Paradigma!
Sobald Sie das erkannt haben, haben Sie auch die Freiheit zu erkennen, dass das Paradigma Ihres Herzblatts ebenfalls nur ein Paradigma ist. Es ist nicht falsch; es ist lediglich eine weitere Variante.
Welche Erleichterung!
Ihr Herzblatt tut das Beste, was er/sie in diesem Augenblick tun kann. Sie ebenfalls! Das Beste heißt nicht: das Optimale. Aber angesichts der Umstände, der örtlichen Gegebenheiten, der äußeren Einwirkungen und so weiter ist es eben das Beste, zu dem sie/er jetzt fähig ist.
Klar, jeder von uns könnte auch noch mehr tun. Oder etwas anderes. Aber dazu müsste sich etwas ändern: Das Paradigma.
Wenn Sie zu dieser Änderung imstande sind, werden Sie wahrscheinlich noch etwas entdecken:
Sie werden mitfühlender!
Sie werden sich selbst – und auch Ihrem Herzblatt – mehr Spielraum geben, damit er/sie auch etwas „falsch machen“ kann.
Warum?
Weil Sie weniger (ver)urteilen werden. Ihr Ego steht Ihnen weniger im Weg.
Sie werden sich – und Ihr Herzblatt – mehr akzeptieren!
Wir haben bereits mehrmals das Konzept der Eigenverantwortung angesprochen. Für Ihre Handlungen sind Sie selbst verantwortlich; Über die Reaktion Ihres Herzblatts haben Sie allerdings keine Kontrolle. Die Reaktion passt Ihnen vielleicht – oder sie passt Ihnen nicht. Ihr Herzblatt ist für seine/ihre Reaktion verantwortlich.
Und noch etwas kann Ihnen in diesem Zusammenhang helfen:
Ihr Herzblatt hat Ihnen nichts angetan!
Nach allem, was Sie vielleicht durchgemacht haben – gerade wenn auch der erste Teil dieses E-Books auf Sie zutrifft – regt sich jetzt vielleicht Protest in Ihnen.
Aber:
Es gibt einen großen Unterschied zwischen
Jemandem etwas antun und
etwas um seinetwegen tun!
Die Menschen tun einem anderen nur selten etwas, sie tun die Dinge ihretwegen! Sogar wenn Sie angegriffen werden, ist dies häufig die Reaktion darauf, dass der Andere sich angegriffen fühlt. Es ist eine Verteidigungshaltung.
Diese Unterscheidung ist sehr wichtig. Sie hilft Ihnen, Angriffe nicht allzu persönlich zu nehmen. Sie können solche Vorfälle dann im Kontext des Gesamtzustandes des anderen Menschen sehen. Er reagiert lediglich.
In der Hitze des Gefechts erkennen wir so etwas natürlich nicht.
Aber in Momenten des klaren Geisteszustands können wir diese Zusammenhänge durchaus nachvollziehen.
Sie haben nun bereits einiges psychologisches Hintergrundwissen erworben und immerhin bis hierher gelesen. Das zeigt Ihre Ernsthaftigkeit! Alle Achtung!
Ihr Verständnis von diesen Dingen wird sich also gewandelt haben. Wenn Sie sich angegriffen oder verletzt fühlen, erkennen Sie jetzt, dass Ihr Herzblatt lediglich aus seiner eigenen Sicht reagiert. Es geht also um ihn/sie!
Ist das nun ein Freibrief für jedes Fehlverhalten?
Auf keinen Fall! Es bedeutet lediglich, dass Sie jetzt verstehen, was hinter dem Verhalten steckt. Das entbindet Ihr Herzblatt noch lange nicht von seiner/ihrer Verantwortung.
Kurzzusammenfassung dieses Kapitels:
Wir alle tun den Umständen entsprechend das Beste, was wir können. Nur wenige sind wirklich fies und niederträchtig. Es mag ja durchaus so aussehen als wäre da wirklich etwas Gemeines vorgefallen, aber zunächst ist das nur unsere
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