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So gut wie tot

Titel: So gut wie tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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Welt. Und obwohl er etwas Verletzliches an sich hatte, wirkte er gleichzeitig sehr stark und männlich, und sie fühlte sich in seiner Gegenwart völlig sicher.
    Zum ersten Mal verstieß sie gegen ihr Prinzip und schlief gleich in der ersten Nacht mit ihm. Wenige Wochen später zog sie bei ihm ein. Er ging mit ihr einkaufen, ermunterte sie, teure Kleider auszusuchen, und kam, wenn er beim Pokern einen Coup gelandet hatte, mit einem Schmuckstück, einer neuen Uhr oder einem irrsinnig kostspieligen Blumenstrauß nach Hause.
    Sue bemühte sich nach Kräften, Abby den Mann auszureden. Er sei zu alt für sie, habe eine zweifelhafte Vergangenheit und einen Ruf als Frauenheld. Besser gesagt, er sei ein Serienbumser.
    Doch Abby hörte nicht auf sie, beendete zuerst die Freundschaft mit Sue und brach dann auch alle anderen Kontakte in Melbourne ab. Sie genoss es, sich in Daves Kreisen zu bewegen, wo die Leute älter, glamouröser und interessanter waren. Das große Geld hatte sie schon immer gereizt, und diese Leute gaben es mit vollen Händen aus.
    Als Kind war sie in den Schulferien manchmal mit ihrem Vater unterwegs gewesen, der als selbstständiger Fliesenleger arbeitete. Sie hatte es wunderbar gefunden, ihm zu helfen, doch am meisten interessierte sie sich für die Häuser, in denen reiche Leute lebten. Ihre Mutter arbeitete in der Stadtbibliothek von Hove. Die Familie bewohnte eine kleine Doppelhaushälfte in Hollingbury, und ihre Eltern pflegten liebevoll den Garten, an dessen Zaun ihr Horizont endete.
    Als Abby größer wurde, empfand sie das bescheidene Leben ihrer Eltern als beengend. Als Teenager verschlang sie die Romane von Danielle Steel, Jackie Collins und Barbara Taylor und las jede Woche OK! und Hello! von der ersten bis zur letzten Seite. Insgeheim träumte sie davon, wahnsinnig reich zu sein, träumte von prächtigen Häusern, Yachten und allem, was dazugehörte. Sie sehnte sich danach, auf Reisen zu gehen. Tief im Inneren wusste sie, dass sie irgendwann ihre Chance bekommen würde. Bevor sie dreißig würde, wäre sie reich, dieses Versprechen gab sie sich selbst.
    Als man einen Freund von Dave wegen dreifachen Mordes verhaftete, war sie entsetzt, verspürte aber auch eine leise Erregung. Dann wurde ein Mitglied seines Kreises vor den Augen seiner Zwillinge im Auto erschossen, als er sich deren Fußballtraining ansah. Allmählich wurde ihr klar, dass sie sich in einer Welt bewegte, die nichts mit ihrer Herkunft zu tun hatte und die sie auch nicht ganz durchschaute. Trotz ihres Entsetzens über den Tod des Mannes fand sie auch das Begräbnis aufregend. Von diesen Leuten akzeptiert zu werden, war der größte Erfolg ihres Lebens.
    Gleichzeitig begann sie sich zu fragen, was Dave in Wirklichkeit trieb. Manchmal scharwenzelte er um Leute herum, die angeblich zu den ganz Großen gehörten, und versuchte, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Eines Morgens bekam sie mit, wie er am Telefon den Handel mit Briefmarken als perfekte Geldwäsche anpries, bei der man Werte unauffällig um den Globus herum bewegen könne.
    Das gefiel ihr nun weniger. Solange sie eher am Rand der Gruppe gestanden und mit den Leuten in Kneipen und auf Partys abgehangen hatte, war es in Ordnung gewesen. Dass Dave aber mit ihnen Geschäfte machen wollte, sie geradezu darum anflehte, fand sie enttäuschend. Tief im Herzen wusste sie, dass sie ihm helfen könnte, doch dazu musste sie die Mauer, die er um sich herum errichtet hatte, durchdringen. Obwohl sie schon seit mehreren Monaten zusammen waren, hatte er nur einmal nebenbei erwähnt, dass er zweimal verheiratet gewesen war und zwei schmerzliche Scheidungen hinter sich hatte.
    Doch dann ließ er eines Tages die Bombe platzen.
    22
    SEPTEMBER 2007 Der metallicblaue Pickup fuhr von Melbourne aus nach Westen. Am Steuer saß MJ, ein hoch gewachsener Mann von achtundzwanzig mit pechschwarzem Haar und Surferfigur, lässig in ein gelbes T-Shirt und Bermudas gekleidet. Er hatte eine Hand am Lenkrad und die andere um Lisas Schultern gelegt.
    Der Geländewagen mit den breiten Schlappen und fetten Auspuffrohren lag sicher auf der gewundenen Straße, die durch offenes Gelände führte. Der Wagen war sein ganzer Stolz, und er horchte zufrieden auf das Brummen des 5,7-Liter-Motors mit den acht Zylindern. Rechts von ihnen erstreckte sich ausgedörrtes Buschland, während sich links hinter einem durchhängenden Stacheldrahtzaun sanfte braune Hügel erhoben. Auch sie wirkten trocken und dürr, da es seit sechs

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