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So habe ich es mir nicht vorgestellt

So habe ich es mir nicht vorgestellt

Titel: So habe ich es mir nicht vorgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Überfülle erklären, denn ich verstehe die Absicht selbst nicht bis zum Ende, nur Sie können das, denn es ist Ihre Seele. Sie können sich mit ihr vereinen. Er hat das Beispiel einer guten Reinkarnation gegeben, wie sie eigentlich vor sich gehen sollte, nach dieser Reinkarnation sehnen Sie sich. Sie werden schon noch verstehen, wie Sie Ihr Leben ändern können. Ein Mensch ändert sich nicht, er verändert nur seinen Blickwinkel. Grausamkeit verändert sich nicht. Mörder, Metzger … Was ist ein Metzger? Ein Chirurg? Alles Gewalttätige. Nicht besser als Mörder.« Und wie im Kino, wenn die Werbung und die Voranzeigen laufen und auf einmal in Schwarzweiß die Ankündigung des wirklichen Films kommt, ohne Übergang, ohne Vorbereitung, sagte die Frau plötzlich: »Und jetzt wollen wir uns mal eine Metamorphose betrachten.«
    In der Küche wurde ein Stuhl gerückt. Hila atmete laut und tief.
    Wieder beschrieb der Kopf auf dem dünnen Hals Kreise in der Luft, dann war ein tiefer Seufzer zu hören, gefolgt von der deklamierenden Stimme: »Ich sehe einen jungen Mann, vermutlich im alten Ägypten oder nicht weit davon, ich kann den Ort nicht genau bestimmen, vielleicht sogar in Griechenland oder in Rom. Im ersten oder zweiten Jahrhundert der Zeitrechnung. Ein junger Mann in jener Epoche – wenn nicht der Sohn eines Adligen, dann ein Sklave. Der junge Mann ist sehr schön, und seine Ergebenheit geht bis zur Selbstaufgabe. Er ist sehr, sehr empfindsam und sehr schön. Er verliebt sich in einen angesehenen Mann, eine bedeutende Persönlichkeit, vielleicht einen Ritter oder König. Möglicherweise ist der Mann sogar Kaiser. Der junge Mann, der die Fähigkeit hat, seine Mitmenschen zu erkennen, zu erfühlen, erobert seinen Herrscher, den Kaiser, der ihn zu sich auf die Burg nimmt. Er ist ein ganz besonderer Mensch, der Kaiser. Ich sehe, daß er einen ästhetischen Geschmack hat, die Schönheit des jungen Mannes rührt an sein Herz, auch seine Ergebenheit, er ist ein aktiver Typ … ich weiß nicht … er wird ganz und gar abhängig von ihm, der Kaiser von dem jungen Mann. Und der junge Mann ist offenbar ganz ergeben, ein Sklave. Aber durch seine Fähigkeit, andere zu erfühlen, alles bis in die feinsten Einzelheiten zu erkennen, wenn es ein Problem gibt, in Ruhe, ohne daß er gefragt wird, langsam, ganz langsam, seine Einwände vorzubringen, das heißt zu sagen: Da war es so, und da war es so, einzelne Sätze – das hat den Kaiser von ihm abhängig gemacht, und zwischen ihnen entwickelt sich eine enge Gemeinsamkeit, die in der patriarchalen Gesellschaft nicht erlaubt ist, wie damals in Ägypten oder ich weiß nicht wo … Der Kaiser kann ohne ihn nicht mehr leben. Warum? Weil er immer den Finger auf die richtige Stelle legt. Verstehen Sie diese Metamorphose? Der junge Mann hat plötzlich hinter den Kulissen eine bedeutende Rolle gespielt.«
    »Und was ist mit ihm passiert?« Hilas Stimme zitterte. Und das war es, was Jo’ela so aufbrachte, das und die entschiedene Feststellung: »Er ist gestorben.«
    »Gestorben?« fragte Hila erschrocken. »Wie? An einer Krankheit?«
    »Nein, er hat sich selbst getötet«, sagte die Frau müde.
    »Und das soll meine gute Metamorphose gewesen sein? Daß ich der Geliebte des Kaisers war?« meinte Hila zweifelnd. »Sehen Sie noch andere?«
    »Moment«, sagte die Frau erschrocken. »Erst stellen wir mal aus astrologischer Sicht fest, woher Sie gekommen sind und wohin Sie gehen!« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, dann fing sie plötzlich an zu lachen. »Aha! Abkunft vom Neptun, der Schule der Illusion, die einem beibringt, so zu machen – schauen Sie, mit der Hand, so.« Ihre Hand dehnte sich mit gespreizten Fingern, ein silbrigbläuliches Funkeln. »Es ist da nichts, aber dort lernt man, die Finger zu schließen«, sie ballte die Hand zur Faust, »und zu sagen – es gibt was. Das ist eine sehr kreative Schule, sie lehrt Form, Ästhetik, Schönheit, Kunst, zusammen mit Bindungen, ich werde Ihnen sagen, was diese Schule lehrt: negative Gefühle auszugleichen, aufzusteigen in Illusionen und auch in der Schwäche die Stärke zu erkennen. Was den Neptun für Sie so schwer macht – daß Sie auf dem Boden gehen und ihn nicht zu berühren scheinen, alles sieht zwergenhaft klein aus. Neptun ist ein Vampir. Wissen Sie, was ein Vampir ist? Jemand, der seine Energien aus allem saugen kann, weil er sich selbst soviel Aufmerksamkeit widmet, allem, was mit ihm zu tun hat, mit seiner Vergangenheit,

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