So hoch wie der Himmel
peinlich für dich und deine Familie.«
Er stützte seine Ellbogen auf und vergrub den Kopf in seinen Fäusten. »Sie kam wie eine Furie angerannt. Ich hatte gerade eine Vorhand geschlagen, und um ein Haar hätte ich sie mit dem Ball erwischt. Vor laufenden Kameras stehe ich da und versuche, als Hotelier in der sechsten Generation, als athletischer, doch zugleich intelligenter, welterfahrener und doch dem Unternehmen treu ergebener, allzeit gut gelaunter und zugleich seriöser Erbe des Templetonschen Namens dazustehen.«
»Du hast sicher eine glänzende Figur abgegeben«, murmelte Margo in der Hoffnung, ihn zu besänftigen.
Doch er sah nicht mal hoch. »Und aus heiterem Himmel fällt mir dieses halbnackte, geifernde, fluchende, kratzende Weibsbild um den Hals und kreischt, diese Intrigantin von Schwester, ihre lesbische Begleiterin und meine Hure wären auf sie losgegangen.« Hektisch massierte er sich die Schläfe, da der Druck hinter seiner Stirn geradezu unerträglich war. »Ich wusste sofort, dass sie Laura meinte. Und auch wenn mir die Bezeichnung nicht gefiel, konnte ich mir denken, dass du die Hure warst. Die lesbische Begleiterin hätte mich vielleicht überrascht, nur, dass Kate als einzige übrigblieb.« Er hob den Kopf. »Am liebsten hätte ich ihr eine gescheuert; aber ich musste sie davon abzuhalten, mir das Gesicht zu zerkratzen.«
»Zumal es um deinen hübschen Anblick wirklich schade wäre.« In der Hoffnung, ihn weiterhin zu dämpfen, ging Margo um den Schreibtisch herum und setzte sich auf seinen Schoß. »Tut mir leid, dass sie ihre Wut ausgerechnet an dir ausgelassen hat.«
»Sie hat mich gekratzt.« Er drehte den Kopf und zeigte ihr drei leuchtend rote Spuren an seinem Hals. Pflichtschuldigst küßte Margo sie. »Was soll ich nur mit dir machen?« Seufzend legte er seine Wange an ihre.
Dann lachte er jedoch plötzlich leise auf. »Wie, zum Teufel, habt ihr es überhaupt geschafft, sie in einen dieser Spinde zu packen?«
»Es war nicht einfach, aber irgendwie klappte es schließlich.«
Er kniff die Augen zusammen und sah sie drohend an. »Eins sage ich dir. Das kommt nie wieder vor – egal, wie sehr sie euch auch provoziert –, es sei denn, ihr betäubt sie zuvor.«
»Abgemacht.« Da die Krise offenbar überstanden war, schob sie eine Hand unter sein Hemd, streichelte seinen Brustkasten und beobachtete, wie er die Augen verdrehte. »Ich bin frisch gewachst und blank poliert. Vielleicht hättest du ja Lust auf eine kleine Unterbrechung?«
»Tja nur, damit der Tag nicht vollkommen verloren ist«, murmelte er, ehe er sie auf die Arme nahm und ins Schlafzimmer hinübertrug.
Es dauerte nicht lange, bis der Laden die Folgen des Streits zu spüren bekam. Bereits in der Woche nach dem Zwischenfall ging die Zahl der Besucher und der Verkäufe stark zurück. Margos Magen zog sich zusammen, als sie die Schecks zur Begleichung der allmonatlichen Rechnungen unterzeichnete. Oh, sie lockten immer noch etliche Touristen und Zufallskunden an; aber die meisten Damen aus der sogenannten High Society, genau die Klientel, die der ›Schöne Schein‹ für den Verkauf seiner hochwertigen Waren benötigte, machten einen großen Bogen um sie.
Wenn sich die Lage nicht innerhalb der nächsten dreißig Tage besserte, müßte sie an ihr sich rapide verringerndes Kapital, nur um den Laden offen zu halten.
Statt Panik beherrschte sie indessen lediglich ein gewisses Unbehagen. Sie hatte Josh erklärt, sie könnten warten, bis der Sturm abflaute, und das glaubte sie auch. Die Loyalität von Candys Kumpaninnen aus dem Country Club reichte sicher nicht einmal, ihre Mokkatassen zu füllen.
Aber trotzdem brauchte ihr Geschäft ständig Aufschwung. Sie wollte sich mit dem Laden nicht lediglich über Wasser halten, sondern er sollte florieren. Ja, eigentlich wünschte sie ihn ins Rampenlicht, wo sich die Schickeria einfand.
Während sie die Schaufenster dekorierte, zermarterte sie sich das Hirn auf der Suche nach einem Konzept, mit dem sich der ›Schöne Schein‹ von einer netten kleinen Second Hand-Adresse in einen Stern am Himmel der Luxus-Shops verwandeln ließ.
Als sich die Tür öffnete, setzte sie ein strahlendes – und wie sie fürchtete zugleich schiefes – Lächeln auf. »Mum. Was machst du denn hier?«
»Wie du vielleicht weißt, ist heute mein freier Tag.« Ann spitzte die Lippen und sah sich in dem Verkaufsraum um. »Und seit der Woche nach der Eröffnung war ich noch nicht wieder hier. Es ist
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