So hoch wie der Himmel
jugendfrei bleiben soll. Aber ich denke, die Zuschauer, Millionen von Menschen, die sich jede Woche
Informed
ansehen, werden trotzdem den Kern des Ganzen kapieren.«
»Sie hat selber angefangen«, sagte Kate, ehe sie sich unter seinem eisigen Blick im Stuhl verkroch. »Das stimmt.«
»Ich bin sicher, Mom und Dad werden das verstehen.«
Selbst die für gewöhnlich so selbstbewusste Kate senkte furchtsam den Kopf. »Das Ganze war Margos Idee.«
Margo atmete zischend aus. »Verräterin! Sie hat Kate eine Lesbe genannt.«
Josh schüttelte den Kopf und fuhr sich müde durch die Haare. »Tja, dann, warum habt ihr sie nicht gleich gelyncht?«
»Hättest du ihr das durchgehen lassen, dass sie versuchte, unser Geschäft zu schädigen? Dass sie häßliche Dinge zu Laura sagt?« fuhr Margo erbittert fort. »Und vor ein paar Tagen kam sie in den Laden und hat mich Nutte genannt. Eine zweitklassige sogar.«
»Und eure Reaktion darauf war, dass ihr sie – drei gegen eine – angegriffen, ihr ein paar Ohrfeigen gegeben, sie ausgezogen und in einen Schrank geschlossen habt?«
»Wir haben ihr keine einzige Ohrfeige verpaßt.« Was, so dachte Margo jetzt, sie leider versäumt hatten. »Und die Sache mit dem Schrank hat schon eine gewisse Tradition. Wir haben nichts anderes getan, als sie in Verlegenheit zu bringen, was sie mehr als verdiente, nachdem sie uns derart beleidigt hat. Und außerdem hätte ein richtiger Mann uns zu unserer Tatkraft gratuliert.«
»Im Gegensatz zu dir und deinen idiotischen Schwestern lasse ich mich von jämmerlichen Beleidigungen verrückter Weiber nicht beeindrucken. Und euer Timing war selten perfekt!« Er beugte sich vor, froh, ihr den ›richtigen Mann‹ heimzahlen zu können – was ihn tatsächlich ins Mark traf. »Soeben wollte ich Carl die Idee verkaufen, eine kurze Story über das neueste Vorhaben der Templeton-Erbin in seinen Bericht einzuflechten. Laura Templeton Ridgeways Partnerschaft mit den alten und teuren Freundinnen Kate Powell und Margo Sullivan – ja,
der
Margo Sullivan! Clevere, gerissene Frauen, die ein peppiges Geschäft anleiern.«
»Wir kriegen Sendezeit in
Informed
? Phänomenal!«
Diese Frau machte ihn fix und fertig. »Himmel, du bist wirklich ein Naivling, wie es im Buche steht. Was ihr kriegt, wenn ich nicht schleunigst etwas unternehme, ist eine Anzeige und höchstwahrscheinlich eine Verurteilung wegen Angriffs, Beleidigung und körperlicher Mißhandlung – und wenn also Kate lesbisch ist, verstehe ich auch, was sie mit sexueller Mißhandlung meint.«
»Das bin ich nicht«, tobte Kate. »Außerdem war die Art, wie sie das behauptet hat, eine Beleidigung für jeden vernunftbegabten Menschen mit liberalen Ansichten in bezug auf Sex.« Seiner Miene sah sie an, dass dieser Zeitpunkt sich für eine Verteidigungsrede der Liberalität oder des Feminismus weniger eignete. Also senkte sie schmollend den Kopf. »Außerdem habe ich sie in keiner Weise angefaßt. Das Ganze ist vollkommen lächerlich, Josh, und du weißt es auch ganz genau. Sie hat uns geärgert und wir haben es ihr teilweise heimgezahlt. So schaut’s aus!«
»Irrtum! Das Templeton-Center ist keine High-School-Turnhalle. Dies ist die Welt der Erwachsenen. Hat denn keine von euch an ihren zweiten Anwaltsgatten gedacht! Und zwar einer von der Sorte, die sich der Verfolgung und dem Gewinnen genau derartiger Fälle widmet. Vielleicht fordert sie sogar den Laden als Entschädigung!«
Margo wurde kreidebleich. »Jetzt mach aber mal einen Punkt! Den Laden bekäme sie niemals. Kein Gericht der Welt nähme eine solche Klage ernst.«
»Vielleicht nicht.« Seine Stimme traf sie wie ein Peitschenhieb. »Aber die Zeit und die Kosten, die ihr in die Abwehr der Klage investieren müßt, rauben euch sicher einen Großteil eures Kapitals.« Er stand auf und schüttelte den Kopf. »Für den Fall, dass die letzten zehn Jahre spurlos an euch vorübergezogen sind, laßt euch gesagt sein, dass ihr aus der Schulzeit raus seid. Aber bleibt ruhig hier sitzen und laßt euch weiter die Nägel lackieren, während ich mich wieder ins Getümmel schmeiße, um eure traurigen Ärsche zu retten.«
»Er ist wirklich sauer«, sagte Kate, während er hinausrauschte. »Eine von uns sollte mit ihm reden.« Sie sah zwischen Margo und Laura hin und her. »Eine von euch meine ich!«
»Ich gehe ja schon.« Laura erhob sich von ihrem Platz und fühlte sich plötzlich in den kleinen Papierpantoffeln mit den Wattebäuschen zwischen den Zehen
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