So hoch wie der Himmel
Dieses Mal wurde sie aus anderen Gründen als zuvor nervös. »Ich weiß nicht, ob ich damit einverstanden bin.«
»Zu spät«, murmelte er.
Wieder wallte bei aller Freude Panik in ihr auf. »Ich muß …« Beinahe hätte sie erleichtert aufgeseufzt, als weitere Gäste erschienen.
»Ich dachte, wir kommen besser, bevor der große Ansturm beginnt«, rief Thomas fröhlich aus. »Nimm deine Hände von dem Mädchen, Josh, und laß mal jemand anderen ran!« Als Margo in seine Arme flog, hob er, an seinen Sohn gewandt, spöttisch die Brauen. »Mir hat sie zuerst gehört.«
Was nicht die geringste Rolle spielt, dachte Josh, während er Margo, lässig an den Tresen gelehnt, beobachtete. Wer zuletzt lacht, lacht am besten!
Zumindest war dies die Hoffnung, an die er sich klammerte.
Um zehn, zwei Stunden nach Beginn des ersten jährlichen Wohltätigkeitsempfangs im »Schönen Scheins war Margo ganz in ihrem Element. Hier fühlte sie sich wohl – inmitten elegant gekleideter Menschen, die unbekümmert miteinander plauderten und sich hin und wieder unabsichtlich mit ihren seidenbedeckten Ellbogen anrempelten, während sie Champagner nippten oder exklusives Mineralwasser.
Diese Welt war ihr stets begehrenswert erschienen. Und heute hatte sie sie bei sich zu Gast!
»Wir dachten, dass ein, zwei Wochen in Palm Springs die Sache klären würden.«
»Ich verstehe nicht, wie sie es schafft, für seine Affären immer noch so blind zu sein. Schließlich trifft er die Weiber ganz unverfroren in aller Öffentlichkeit.«
»Seit unserer letzten Parisreise habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
Small Talk unter Privilegierten, dachte Margo, und wusste genau, welche Reaktion man jeweils von ihr erwartete. Auch schon in Mailand hatte sie viele hinreißende Feste gegeben. Sie wusste, wie man drei Gespräche gleichzeitig am Laufen hielt, ein Auge auf die Bedienung hatte und zugleich so tat, als dächte man einzig über den nächsten Schluck Champagner nach.
Außerdem verstand sie es perfekt, hinterhältige oder bösartige Bemerkungen zu ignorieren, die ihr zu Ohren kamen.
»Stellt euch nur vor, alles verkaufen zu müssen. Ich meine, selbst die eigenen Schuhe. Einfach grauenhaft…«
»… erst letzte Woche hat Peter sie darum gebeten, endlich die Scheidung einzureichen, damit sie nicht vollends das Gesicht verliert. Das arme Ding soll frigide sein. Es heißt, dass selbst medizinische Koryphäen machtlos waren.«
Diese Bemerkung hätte Margo sicherlich nicht ignoriert, hätte sie den Redner ausmachen können, aber ehe sie es sich versah, hörte sie noch mehr.
»Wirklich clever, alles wie in einer interessanten europäischen Wohnung einzurichten. Ich bewundere die Sammlung von Puderdosen. Und den kleinen Elephanten möchte ich unbedingt.«
»Im Nebenzimmer hängt ein Kleid von Valentino, das geradezu danach schreit, dass du es kaufst. Sieh es dir am besten sofort einmal an.«
Sollten sie schwafeln, was sie wollten, entschied Margo und setzte ein Lächeln auf. Hauptsache, der Laden lief.
»Tolle Party!« Judy Prentice glitt neben sie.
»Vielen Dank.«
»Ich nehme an, dass Candy durch einen anderen Termin verhindert ist.«
Als Margo das Blitzen in Judys Augen sah, kräuselte sie die Lippen. »Leider konnten wir sie nicht einladen …«
»Ach, tatsächlich?« Judy beugte sich näher. »Da beißt sie sich sicher in den Arsch vor Wut.«
»Sie sind echt sympathisch!«
»Wunderbar. In dem Fall macht es Ihnen sicher nichts aus, mir das Abendtäschchen mit dem Blumendekor aufzuheben, bis ich es abholen komme?«
»Das von Judith Leiber? Betrachten Sie es schon mal als Ihr Eigentum. Es gibt auch noch die passende Lippenstifthülse und Puderdose dazu. Das Ganze ist ein wirklich hübsches Set.«
»Sie haben es in sich, meine Liebe!« Judy warf ihre Hände in die Luft. »Also gut, legen Sie alle drei Dinge für mich zurück. Ich komme dann nächste Woche vorbei.«
»Kunden wie Sie wissen wir zu schätzen!« Sie legte eine Hand auf Judys Schulter, ehe sie sich geschickt an ihr vorüberschob. »Oh, und vergessen Sie nicht, noch etwas Geld beiseite zu legen für die Auktion. Ich habe gehört, wie das Kollier geradezu nach Ihnen schrie.«
»Margo, das Teufelsweib!«
Lachend wandte sich Margo dem nächsten Grüppchen zu. »Wie schön, Sie zu sehen. Was für ein herrliches Armband!«
»Sie ist vollkommen natürlich, nicht wahr?« flüsterte Susan ihrem Sohn ins Ohr. »Niemand käme auf den Gedanken, dass sie vor lauter Aufregung in den
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