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So hoch wie der Himmel

So hoch wie der Himmel

Titel: So hoch wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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der eher von Ungeduld als Raffinesse zeugte.

12
    Kate öffnete die Tür des Lagerraums und ächzte laut, als sie Josh und Margo in inniger Umarmung sah. Vielleicht wärmte das Bild ihr Herz, aber momentan war Rührung nicht angesagt.
    »Macht es euch beiden sehr viel aus, euren Trieb so weit zu zügeln, bis wir den Abend mit einigem Anstand beschlossen haben?«
    Josh löste seine Lippen gerade lange genug von Margos Mund, um zu schnauben ›verzieh dich‹, ehe er sich wieder an die Arbeit begab.
    »Bestimmt nicht ohne Margo. Draußen warten mindestens noch ein Dutzend Leute darauf, dass sich die Eigentümerinnen des Ladens feierlich von ihnen verabschieden. Alle drei, das heißt, auch die Frau, die du augenblicklich so angestrengt wiederzubeleben versuchst.«
    Josh sah sie über Margos Kopf hinweg flüchtig an. »Eins muß man dir lassen, Kate, für Romantik hattest du schon immer einen ausgeprägten Sinn.«
    »Ja, das ist meine größte Schwäche.« Sie trat einen Schritt vor und riß Margo von ihm los. »Vielleicht könnt ihr euch nachher noch daran erinnern, an welcher Stelle ihr unterbrochen wurdet. Und jetzt komm, Partnerin! Oh, und Josh, ich nehme an, dass du noch ein wenig hier ausharren willst, bis du wieder … präsentabel bist.«
    Um ein Haar wäre er tatsächlich rot geworden, ehe er erwiderte: »Als Schwester solltest du so etwas gar nicht bemerken, finde ich.«
    »Bisher habe ich immer noch alles gesehen.« Sie zerrte Margo durch die Tür. »Was ist bloß mit dir los?« bohrte sie. »Du siehst vollkommen erschlagen aus.«
    »Das bin ich auch. Gib mir eins von diesen verdammten Tums, nach denen du süchtig bist.«
    »Sobald ich meiner Handtasche habhaft werde«, erwiderte Kate, während sie besorgt Margos Rücken streichelte. »Sag mir, was los ist, ja?«
    »Jetzt nicht. Morgen.« Und da sie sich auf ihren Job verstand, lächelte sie vorschriftsmäßig und streckte der Frau, die sich ihnen näherte, beide Hände hin. »Ich bin so froh, dass Sie kommen konnten. Hoffentlich hat Ihnen der Abend gefallen!«
    Diese Sätze wiederholte sie in leichten Variationen bald eine Stunde lang, ehe auch der letzte Gast das Haus verließ.
    Nur aus reiner Notwendigkeit funktionierte sie. Sie sehnte sich nach einem ruhigen Ort, einem ungestörten Augenblick, in dem sie all die Gefühle sortieren konnte, die ihr Inneres aufwühlten; aber die Templetons bestanden auf einem gemeinsamen Mitternachtsimbiss.
    Es war beinahe eins, als sie endlich mit Josh das Penthouse betrat. Inzwischen hätte sie wissen sollen, was sie zu sagen und zu tun hatte, dachte sie. Aber als sich die Tür hinter ihnen schloß und sie mit ihm alleine war, geriet sie in Verlegenheit.
    »Ich werde sie vermissen – deine Eltern, meine ich –, wenn sie wieder in Europa sind.«
    »Genau wie ich.« Er sah sie lächelnd an. Seine förmliche Krawatte war gelockert und die Manschettenknöpfe seines eleganten Hemds hatte er geöffnet. Margo fand, dass er aussah wie die Figur auf einem exklusiven Werbeplakat für ein hoffnungslos überteuertes, sexy Aftershave. »Du warst während unserer kleinen Feier ungewöhnlich still.«
    »Die ganze Zeit fragte ich mich, was ich sagen soll, wenn wir wieder alleine sind.«
    »Derartige Überlegungen dürften nicht allzu schwierig sein.« Er trat auf sie zu und zog ihr die Nadeln aus dem Haar. »Ich habe sehnsüchtig darauf gewartet, dich endlich für mich zu haben.« Als ihr Haar lose über ihre Schultern fiel, warf er die Nadeln auf den Ankleidetisch. »Der Rest kommt sicher von allein.«
    »Im Grunde sollte wenigstens einer von uns vernünftig bleiben.«
    »Warum?«
    Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte sie gelacht. »Ich weiß nicht, warum, aber ich halte es für ratsam. Und anscheinend bist nicht du derjenige … Josh, irgendwie weiß keiner von uns mit dieser Situation umzugehen.«
    »Ich habe eine recht plastische Vorstellung davon, wie jetzt weiter vorzugehen ist.« Seine Arme glitten um ihren Leib, umfaßten ihre Schultern und zogen sie an seine Brust.
    »Dieser Teil ist leicht, herrlich leicht für uns. Ich glaube nicht, dass wir mehr richtig beurteilen.«
    »Warum sollten wir?« Er fuhr mit seinem Mund über ihr Kinn. Sie schmeckte warm und seidig wie zuvor.
    »Weil sich die Situation verändert hat.« Wie sollte sie nachdenken, wenn er sie kostete wie eine Delikatesse aus einem Feinkostgeschäft? »Weil ich noch nie richtig verliebt gewesen bin, und weil ich glaube, dass es dir ähnlich geht.« Ihr Puls stotterte

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