So hoch wie der Himmel
noch nie etwas für das Unternehmen getan. Zumindest in den letzten zehn Jahren nicht.«
»Warum?«
Sie verzog das Gesicht. »Weil Peter es nicht wollte. Mein Job, das hat er mir oft genug erklärt, hieß Mrs. Peter Ridgeway.« Ein Eingeständnis, das sie sicher für alle Zeit als erniedrigend empfand. »Weißt du, was mir vor ungefähr einem Jahr erst aufgefallen ist, Josh? Mein Name stand nirgendwo. Mich gab es offiziell nicht.«
Unbehaglich blickte er in Richtung des Pools, in dem seine Nichten darum wetteiferten, welche von ihnen länger die Luft anhalten konnte. »Ich nehme an, jede Ehe geht mit einem Verlust der eigenen Identität einher.«
»Nein, nicht immer. Das sollte es zumindest nicht.« Es war Salz auf ihre offene Wunde, ihre Niederlage zuzugeben, aber … »Laß gut sein. Ich war eine Perfektionistin. Die liebe Tochter, die brave Ehefrau, die vorbildliche Mutter. Und es bedeutete einen herben Schlag für mich zu erkennen, dass mir nichts davon gelungen ist.«
Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie sanft. »Wie wäre es mit perfekter Schwester? Die bist du ganz sicherlich.«
Gerührt hob sie den Kopf. »Als eine solche hätte ich dich schon längst gefragt, warum du Margo nicht zur Frau nimmst.« Als er seine Hände sinken lassen wollte, hielt sie sie fest. »Ihr liebt euch und versteht euch. Außerdem habt ihr beiden mehr Gemeinsamkeiten als die meisten Paare, die ich kenne – einschließlich der Angst vor dem nächsten Schritt.«
»Vielleicht gefällt es mir ja so, wie es ist.«
»Reicht dir das, Josh? Ist das wirklich genug für dich, oder für sie?«
»Verdammt, bedräng mich nicht!«
»Beharrlichkeit muß man als perfekte Schwester aufbringen.«
Ratlos trat er einen Schritt zurück und spielte mit einer pinkfarbenen Rosenknospe. »Ich habe darüber nachgedacht. Ehe, Kinder, das ganze Heckmeck. Ziemlich viel«, murmelte er. »Und am besten macht man sich dabei auf jede Menge Überraschungen gefaßt.«
»Früher hast du Überraschungen gern gemocht.«
»Ja. Aber ich und Margo, wir alle beide, lieben es, ungebunden zu sein. Während der letzten zwölf Jahre habe ich immer in Hotels gewohnt, weil ich die Unverbindlichkeit und Bequemlichkeit zu schätzen weiß. Herrje!« Er pflückte die Knospe ab und hielt sie Laura hin. »Mein Leben lang habe ich auf sie gewartet. Ich habe immer gedacht, wenn das Warten vorüber wäre, wäre es nur eine Frage der Geduld. Ein, zwei Jahre voll Spaß und Amüsement – genau das scheint sie von mir zu erwarten. Und entspricht ihrer Vorstellung von mir. Dann erst brächte ich sie langsam und vorsichtig auf die Idee zu heiraten.«
Lachend schüttelte Laura den Kopf. »Siehst du das Gänze als Schachpartie oder als Beziehung, Josh?«
»Bis vor kurzem war es tatsächlich Strategie. Zug und Gegenzug. Immerhin habe ich sie auf diese Weise dazu gebracht, dass sie sich in mich verliebt.«
»Meinst du das wirklich?« Laura schnalzte mit der Zunge und befestigte die Blume am Aufschlag ihres Bademantels. »Männer sind leider ziemliche Trottel.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuß. »Frag sie. Das heißt, wenn du dich traust.«
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihm einen Schlag versetzt. »Ich wünschte, den letzten Satz hättest du nicht gesagt.«
»Ein weiteres Charakteristikum einer perfekten Schwester: Sie kennt die Schwächen ihres Bruders.«
Mittlerweile beobachtete Margo, wie eine weitere zufriedene Kundin das Geschäft verließ. So, wie ihre Füße schmerzten, war sie froh, dass morgen Laura für ein paar Stunden dran war. Vielleicht schloß sie einfach ein paar Minuten früher, kehrte in die Suite zurück und machte sich für das von Josh in Aussicht gestellte Abendessen zurecht.
Ihr neues Leben bot wirklich interessante Aspekte, überlegte sie, während sie um den Tresen ging und aus ihren Schuhen glitt. Nicht nur, dass sie beweisen konnte, neben einem schönen Körper auch ein Hirn zu besitzen; zusätzlich tat sich eine vollkommen neue Version ihrer Herkunft auf, die es zu erforschen galt.
Ihre Eltern hatten einander geliebt. Vielleicht war es lächerlich, dass eine erwachsene Frau einen solchen Trost und eine solche Freude bei dieser Vorstellung empfand. Aber auf seltsame Weise öffnete sich durch diese Enthüllung etwas in ihrem Herzen. Einige Angelegenheiten überdauerten offenbar die Zeit, erkannte sie – Liebe beispielsweise.
Und heute abend würde sie Josh darüber aufklären, was für sie feststand,
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