So hoch wie der Himmel
woran sie glaubte, welche Wünsche sie für die Zukunft hegte. Ein richtiges ausgefülltes Leben – an der Seite eines Ehemanns.
Bei dem Gedanken an seinen Gesichtsausdruck, wenn sie ihm einen Antrag machen würde, lachte sie. Sie müßte clever sein, überlegte sie, während sie das Bargeld aus der Kasse in den Umschlag für die Bank schob, und ihn auf subtile Weise herausfordern. Doch zugleich nicht allzu subtil.
Bestimmt würde sie ihn glücklich machen. Gemeinsam würden sie die Welt bereisen, auch neue aufregende Orte entdecken. Aber immer kämen sie hierher zurück. Weil Monterey ihrer beider Zuhause war.
Diese Tatsache hatte sie lange Zeit nicht akzeptiert.
Als jemand den Laden betrat, hob sie den Kopf und setzte ein geschäftsmäßiges Lächeln auf. Ehe ihr ein Schrei entfuhr.
»Claudio!« Innerhalb einer Sekunde war sie um den Tresen herum und schlang dem großen, gutaussehenden, eleganten Herren die Arme um den Hals. »Wie schön, dich zu sehen!« Sie küßte ihn auf beide Wangen, ehe sie einen Schritt zurücktrat und ihn begeistert musterte.
Natürlich war er ebenso attraktiv wie eh und je. An den Schläfen mischten sich silbrige Strähnen in das dichte, schwarze Haar. Sein Gesicht wies keine Falten, aber einen sonnengebräunten Teint auf, wodurch sowohl seine römische Aristokratennase als auch das fröhliche Blitzen seiner samtdunklen Augen vorteilhaft zur Geltung kamen.
»Bella.«
Er hob ihre Hände an seine Lippen und küßte sie.
»Bellissima\
Eigentlich wollte ich böse auf dich sein, Margo
mia,
aber jetzt, wo ich dich sehe, werde ich mal wieder schwach.«
Sie lachte und sah ihn fragend an. »Was macht denn bitte Italiens erfolgreichster Filmproduzent hier in diesem Nest?«
»Ich habe dich gesucht, da du schließlich meine einzige wahre Liebe bist.«
»Danke!« Natürlich war das Unsinn, aber sie hatten einander immer schon geneckt. »Und jetzt hast du mich gefunden, Claudio.«
»Allerdings.« Und er sah sofort, dass er sich seine Sorgen um sie hätte sparen können. Sie strahlte vor Glückseligkeit. »Und die Gerüchte, die ich hörte am Drehort, stimmen tatsächlich. Die Margo hat einen Laden aufgemacht.«
Sie reckte das Kinn und sah ihn herausfordernd an. »Und?«
»Und?« Er breitete die Arme aus.
»Laß mich dir einen Schluck Champagner holen,
Tesoro.
Und danach kannst du mir erzählen, was dich wirklich nach Monterey verschlagen hat.«
»Ich habe doch schon gesagt, dass ich auf der Suche nach meiner verlorenen Liebe bin.« Doch noch während er sprach, zwinkerte er vergnügt und nahm ihr das Glas aus der Hand. »Geschäfte in Los Angeles! Und wie hätte ich es über mich bringen können, so nahe zu sein, ohne mir ein Küßchen von dir zu holen?«
»Alter Herzensbrecher! Ich freue mich wirklich, dass du vorbeigekommen bist.«
»Du hättest mich anrufen sollen, als du in Schwierigkeiten warst.«
Das Ganze schien bereits Jahrzehnte her zu sein, so dass sie schulterzuckend erwiderte: »Inzwischen bin ich drüber weg.«
»Dieser Alain ist ein Schwein.« Claudio eilte mit den für ihn typischen geschmeidigen Schritten durch den Raum, wobei er in seinem gutturalen Englisch Alain als noch viel mehr und zugleich weniger als ein bloßes Stück Dreck bezeichnete.
»Da hast du sicher recht«, sagte Margo, als er eine Verschnaufpause einlegte.
»Wenn du im Büro oder im Studio angerufen hättest, hätte man mir Bescheid gesagt. Und dann wäre ich auf meinem geflügelten Pferd herbeigejagt und hätte dich gerettet, holde Maid.«
Sie konnte es sich vorstellen. Claudio war einer der wenigen Männer, die wahrscheinlich nicht einmal lächerlich wirken würden auf einem Pegasus. »Ich habe es auch allein geschafft, aber trotzdem vielen Dank.«
»Du bist den Bella Donna-Vertrag los! Das tut mir leid.«
»Zu Anfang tat es mir ebenfalls leid. Aber jetzt habe ich umgesattelt.«
Er legte den Kopf auf die Seite und sah sie lächelnd an. »Margo
mia,
eine echte Ladenbesitzerin!«
»Goldrichtig, Claudio!«
»Amorel«
Wieder nahm er ihre Hand und auch wenn seine Stimme spöttisch klang, war sein Blick ungewöhnlich ernst. »Laß mich dich fortlocken von hier. Komm mit mir nach Rom. Ich habe ein neues Projekt, das in ein paar Monaten anläuft, mit einer perfekten Rolle für dich,
cara.
Eine starke, attraktive, schillernde, herzlose Frau.«
Margo lachte fröhlich auf. »Claudio, das ist wirklich schmeichelhaft. Vor sechs Monaten hätte ich die Chance sofort ergriffen, ohne mir auch nur die
Weitere Kostenlose Bücher