So hoch wie der Himmel
idiotische Hautcreme machen willst, oder weiter an Aufnahmen von dir interessiert bist, bei deren Anblick ein Mann zwanzig Prozent seines Verstandes verliert, dann darfst du jetzt nicht einfach kleinbeigeben.«
»Ich weiß, dass tatsächlich auch Menschen auf meiner Seite stehen«, sagte Margo nach einer Weile. »Obwohl ich im Augenblick aufgrund des bisher von mir an den Tag gelegten schlechten Urteilsvermögens, meines fragwürdigen Geschmacks und meiner idiotischen Karrierewünsche auch ihnen gegenüber eher vorsichtig bin. Aber deine Kapazitäten waren immer gut, dein Geschmack perfekt und deine Karriere ist einfach brillant.«
»Das stimmt.« Kate grinste sie erleichtert an, denn Margos Wangen waren gerötet, ihre Augen blitzten kampflustig auf. »Du siehst einfach phantastisch aus, wenn du dich ärgerst.«
»Ach, halt die Klappe!« Margo marschierte zur Terrassentür, riß sie auf und trat auf den breiten Steinbalkon mit dem winzigen Blumenbeet hinaus.
Die Luft war klar und rein, erfüllt von süßem Frühlingsduft, die Sonne schien golden unter einem strahlend blauen Himmelszelt. Die grünen Rasenflächen, gepflegten Rabatten und majestätischen alten Bäume auf dem Templetonschen Grund erstreckten sich bis hin zu den malerischen Steinmauern am Horizont. Die hübschen mit Schnitzwerk verzierten, längst nicht mehr benutzten Stallungen im Süden kamen einem winzigen Cottage gleich. Margo erhaschte einen Blick auf das glitzernde Wasser im Swimming Pool, hinter dem ein hübscher weißer Pavillon stand.
In dieser blumenumrankten Laube hatte sie oft gesessen und geträumt, sie wäre eine elegante Lady, die auf ihren treu ergebenen, mehr als attraktiven Geliebten wartete.
»Weshalb nur wollte ich jemals fort von hier?«
»Keine Ahnung.« Kate trat hinter sie und nahm sie, auch wenn sie trotz ihrer hochhackigen Schuhe ein gutes Stück kleiner war, schützend in den Arm.
»Ich wollte es zu etwas bringen. Wollte eine Berühmtheit werden, die stets mit anderen Berühmtheiten zusammen eine besondere Welt darstellt. Die Tochter einer Wirtschafterin, die zum Shopping nach Rom fliegt, zum Sonnenbaden an die Riviera und zum Skifahren nach Sankt Moritz.«
»All diese Dinge hast du auch gemacht.«
»Und mehr. Aber weshalb war es nie genug für mich? Weshalb war da immer ein Teil von mir, den es nach mehr gelüstete? Nach irgend etwas, von dem ich nicht einmal wusste, was es war – bis jetzt nicht weiß? Und nun, da vielleicht alles andere für mich verloren ist, muß ich herausfinden, wonach ich tatsächlich auf der Suche bin.«
»Du hast Zeit«, murmelte Kate. »Erinnerst du dich noch an Seraphina?«
Margo dachte daran, was ihr gestern abend auf Seraphinas Klippe durch den Kopf gegangen war, dachte an all die faulen Tage, als sie mit Kate und Laura über die junge Spanierin gesprochen hatte, und an ihre eigenen Schlußfolgerungen.
»Sie hat nicht abgewartet, um zu sehen, was ihr das Leben vielleicht sonst noch zu bieten hat.« Margo lehnte ihren Kopf an den von Kate.
»Wohingegen du jetzt die Chance hast abzuwarten, wie es weitergeht.«
»Tja!« stöhnte Margo. »So faszinierend das auch klingt, habe ich vielleicht doch keine Möglichkeit, einfach nichts zu tun. Ich fürchte, dass ich in ziemlichen finanziellen Schwierigkeiten stecke.« Sie trat einen Schritt zurück und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Am Ende könnte ich deine professionelle Hilfe gebrauchen, wenn du nichts dagegen hast. Ich nehme an, dass eine Frau mit einem Harvard-Diplom selbst meine schlecht geführten, chaotischen Bücher entziffern kann. Wie wär’s? Hättest du vielleicht Lust, sie dir mal anzusehen?«
Kate lehnte sich gegen die Brüstung. Margos Lächeln täuschte sie nicht eine Sekunde lang darüber hinweg, dass die Freundin, wenn sie über etwas so Nebensächliches wie Geld in Sorge war, am Rande der Verzweiflung stand.
»Heute habe ich mir freigenommen. Also, zieh dir ein paar Klamotten an und dann machen wir uns ans Werk.«
Margo wusste in etwa über ihre Konten Bescheid. Sie hatte sich bereits auf das Schlimmste gefaßt gemacht. Aber angesichts des Grummelns und Zischens, das in regelmäßigen Abständen über Kates Lippen drang, erkannte sie, dass die Situation offenbar noch sehr viel desolater war.
Nach der ersten Stunde ließ sie Kate allein und suchte sich eine andere Beschäftigung. Es nützte nichts, wenn sie ihr ständig über die Schulter spähte und sich regelmäßig von ihr zusammenstauchen ließ, so dass
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