So hoch wie der Himmel
Mädchen? Du hast mir gefehlt. Sie hatte einen Augenblick gewartet, aber nichts Derartiges kam. »Wirst du heute abend zu Hause sein?«
»Wenn du mich irgendwann wieder weiterarbeiten läßt, schaffe ich es vielleicht bis sieben.«
»Gut. Das hatte ich gehofft. Wir veranstalten nämlich ein Dinner im Familienkreis, Margo zu Ehren.«
Seine Miene war starr geworden und er hatte sie fragend angesehen. »Margo ist wieder da?«
»Gestern abend stand sie plötzlich in der Tür. Sie ist so furchtbar unglücklich, Peter. Und vollkommen erschöpft.«
»Unglücklich? Erschöpft?« Ohne eine Spur von Humor hatte er aufgelacht. »Was mich nach ihrem letzten Abenteuer nicht sehr überrascht.« Er hatte den Blick seiner Frau erkannt und seinen Ärger unterdrückt. Als Gentleman verabscheute er es, wenn man sich nicht in der Gewalt hatte.
»Um Gottes willen, Laura, du hast ihr ja wohl nicht gesagt, dass sie bleiben soll.«
»Das brauchte ich gar nicht. Schließlich ist sie in Templeton House daheim.«
Statt zornig hatte er sie plötzlich müde angesehen. Er hatte sich kopfschüttelnd gesetzt. »Laura, Margo ist die Tochter unserer Wirtschafterin, weshalb man Templeton noch lange nicht als ihr Zuhause bezeichnen kann. Ich finde, dass du deine Loyalität aus Kindertagen ein wenig übertreibst.«
»Nein«, hatte Laura bekräftigt. »Ganz sicher übertreibe ich nicht. Sie ist in Schwierigkeiten, Peter, und wie auch immer die Dinge liegen mögen, ihre Freundinnen und ihre Familie braucht sie jetzt.«
»Ihr Name wurde überall in den Zeitungen, in jeder Nachrichtensendung, auf den Titelseiten sämtlicher Sensationsblätter erwähnt. Sex, Drogen, und was sonst noch alles.«
»Das Verfahren wegen Drogenhandels gegen sie wurde eingestellt, Peter, und sie ist ganz sicher nicht die erste Frau, die auf einen verheirateten Mann hereinfiel.«
Seine Stimme hatte den bemüht geduldigen Klang angenommen, der sie regelmäßig auf die Palme trieb. »Das mag sein, aber Diskretion scheint ein ihr unbekannter Begriff zu sein. Ich kann es nicht zulassen, dass man ihren Namen mit uns in Verbindung bringt. Sie paßt nicht in mein Haus.«
Bei diesen Worten hatte Laura ihn böse angesehen und sämtliche Gedanken daran, ihn zu besänftigen, ausgelöscht. »Es ist das Haus meiner Eltern«, brauste sie auf. »Wir leben dort, Peter, weil sie wollten, dass es auch nach ihrem Umzug nach Europa von liebenden Menschen gehütet wird. Ich weiß, meine Mutter und mein Vater hätten Margo mit offenen Armen empfangen, und ich tue es ebenfalls.«
»So ist das also.« Er hatte die Hände auf der Schreibtischplatte gefaltet und sie reglos angesehen. »Daran wurde ich tatsächlich schon seit ein paar Wochen nicht mehr erinnert. Ich lebe im Haus der Templetons, ich arbeite für das Imperium der Templetons, ich gehe mit der Erbin der Templetons ins Bett.«
Wenn du überhaupt einmal nach Hause kommst, ging es Laura bitter durch den Sinn.
»Was auch immer ich habe, verdanke ich der Großzügigkeit der Templetons.«
»Das ist nicht wahr, Peter. Du bist dein eigener Herr, ein erfahrener und erfolgreicher Hotelier. Und es gibt keinen Grund, weshalb wir uns wegen des Willkommens von Margo an die Gurgel gehen sollten.«
Er hatte sie prüfend angesehen und es dann auf einem neuen Weg versucht. »Es ist dir also egal, dass eine Frau ihres zweifelhaften Rufs unseren Kindern über den Weg läuft? Ganz sicher werden sie die Gerüchte hören, und Alison zumindest ist alt genug, um einen Teil davon zu verstehen.«
Laura war erst errötet und dann erbleicht. »Margo ist Alis Patentante und meine älteste Freundin. Das Haus steht ihr jederzeit offen, solange ich dort lebe, Peter, ob es dir nun gefällt oder nicht.« Sie hatte ihre Schultern gestrafft und ihn drohend angesehen. »Um Worte zu verwenden, die du verstehst: Die Bedingungen sind nicht verhandelbar. Das Abendessen beginnt um sieben Uhr dreißig, falls du es bis dahin schaffst.«
Unmittelbar darauf verließ sie den Raum und beherrschte nur mühsam den Drang, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
Jetzt, allein in ihrem Zimmer, kämpfte sie erneut gegen ihre Empörung an. Es nützte ihr nichts, wenn sie ihre Wut die Oberhand gewinnen ließ, da sie sich dann immer nur töricht und schuldig vorkam. Also würde sie sich zusammenreißen und die Fassade der Gelassenheit zur Schau tragen, die ihr allmählich zur zweiten Natur geworden war.
Margo brauchte sie. Und gleichzeitig wurde ihr schmerzlich klar, dass sie ihrem Mann
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