So hoch wie der Himmel
sie mit dem Auspacken ihrer Garderobe begann. Sie hängte die achtlos in die Koffer gestopften Kleider sorgsam in den Rosenholzkleiderschrank, faltete ihre Pullover und schob sie in die nach Lavendel duftenden Schubladen des Spiegelschränkchens, das neben dem Fenster stand.
Kates gelegentliche Fragen beantwortete sie demütig und duldete die häufigen Flüche, die sie vernahm. Verzweifelte Dankbarkeit wallte in ihr auf, als mit einemmal Laura die Bildfläche betrat.
»Tut mir leid, dass ich so lange fort war. Ich konnte einfach …«
»Ruhe! Ich versuche gerade, Wunder zu vollbringen«, schimpfte Kate.
Margo wies mit dem Daumen in Richtung der Terrassentür. »Sie sieht soeben meine Bücher durch«, erklärte sie, als sie neben Laura draußen stand. »Du kannst dir nicht vorstellen, was sie aus ihrer Handtasche gezogen hat! Einen kleinen Laptop, einen Rechner, mit dem sie sicher sogar Gleichungen für das Space Shuttle erstellen könnte. Außerdem hat das Ding noch einen Faxanschluß.«
»Die brillante Kate!« Seufzend sank Laura auf einen der gußeisernen Stühle und streifte ihre Schuhe ab. »Templeton würde sie sofort engagieren, aber da ist sie stur. Sie sagt, dass sie unmöglich für die Verwandtschaft arbeiten kann. Bittie und Partner sind mit ihr wirklich mehr als glücklich dran.«
»Was ist das für ein Schwachsinn mit dem Seegras?« brüllte Kate.
»Das ist eine Art von Thermalbehandlung«, erläuterte Margo. »Ich glaube, dass ich die absetzen kann, weil …«
»Überlaß das Denken lieber mir. Wie, zum Teufel, hast du es geschafft, Valentino fünfzehntausend Dollar zu schulden? Wie viele Kleider trägst du denn so an einem Abend?«
Margo setzte sich ebenfalls. »Wahrscheinlich wäre es Selbstmord, wenn ich ihr gestehen würde, dass ein einziges Cocktailkleid so viel gekostet hat.«
»Wahrscheinlich«, pflichtete Laura ihr bei. »In ungefähr einer Stunde kommen die Kinder aus der Schule. Sie schaffen es immer, Kate innerhalb kürzester Zeit aufzuheitern. Wir werden heute abend zu Ehren deiner Rückkehr ein Familiendinner veranstalten.«
»Hast du Peter gesagt, dass ich hier bin?«
»Natürlich. Weißt du, ich glaube, ich sage mal Bescheid, dass man den Champagner kühlstellen soll.«
Ehe Laura sich jedoch erheben konnte, nahm Margo ihre Hand. »Er ist sicher nicht gerade entzückt über diese Neuigkeit.«
»Red keinen Unsinn. Was sollte er dagegen haben?« Aber noch während sie sprach, drehte sie an ihrem Ebering, was ein sicheres Zeichen für ihr Unbehagen war. »Peter freut sich, dich zu sehen.«
»Laura, ich kenne dich inzwischen seit beinahe fünfundzwanzig Jahren, so dass ich genau merke, wenn du lügst. Du bist einfach eine schlechte Schwindlerin. Er will mich nicht in diesem Haus.«
Mrs. Ridgeway dachte eilig über ein paar Entschuldigungen nach, aber es hatte keinen Sinn. Es stimmte, gestand sich Laura, wenn auch widerwillig ein, dass ihr auch die kleinste Lüge nur schwer über die Lippen kam. »Dies ist dein Zuhause. Das sieht Peter ein, auch wenn ihm die Situation nicht ganz gefällt. Ich möchte dich hier haben, Annie will dich hier haben, und die Kinder sind außer sich vor Begeisterung. So, und jetzt sage ich nicht nur Bescheid, dass der Champagner in den Kühlschrank soll, sondern ich bringe gleich eine Flasche mit herauf.«
»Gute Idee.« Ihre Schuldgefühle verschob sie derweilen auf später. »Vielleicht hilft es Kate dabei, mich zurück in die schwarzen Zahlen zu befördern.«
»Diese Hypothek ist bereits seit zwei Wochen überfällig«, kreischte Kate in diesem Augenblick. »Und außerdem hast du deine Kreditgrenze bei Visa erheblich überschritten. Himmel, Margo!«
»Ach was, ich bringe gleich zwei Flaschen mit«, beschloß Laura und lächelte standhaft, bis sie draußen vor der Tür stand.
Sie wandte sich ihren eigenen Räumen zu, da sie einen Augenblick für sich allein benötigte. Ihr Ärger war leider immer noch nicht verflogen, schnürte ihr nach wie vor die Kehle zu. Wütend rannte sie auf und ab. Der kleine Salon wurde ihr mehr und mehr zum Zufluchtsort. Hier war sie in die warmen Farben und die wohligen Düfte bunter Blumensträuße eingehüllt, wenn sie einen Brief beantwortete oder irgendeine Strickarbeit beendete.
Aber meistens floh sie hierher, um eine Unsicherheit in den Griff zu bekommen, die sie langsam, aber sicher zu ersticken drohte.
Vielleicht hätte sie sich denken sollen, dass Peter derart auf die Neuigkeit reagieren würde, dann wäre sie
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