So hoch wie der Himmel
Blicke aus, ehe Margo trällernd Champagner nachschenkte und eine Geschichte über das Spielcasino in Monte Carlo zum besten gab. Als Laura zurückkam, saßen die Kinder mit großen Augen da und Kate schüttelte verständnislos den Kopf.
»Du bist eindeutig verrückt, Margo. Fünfundzwanzigtausend darauf zu setzen, dass eine kleine Silberkugel an der richtigen Stelle zum Liegen kommt.«
»He, ich habe gewonnen!« Bei der Erinnerung stieß Margo einen sehnsüchtigen Pfiff aus. »Zumindest das eine Mal.«
»War es Daddy?« wollte Ali wissen und rannte auf ihre Mutter zu. »Kommt er?«
»Nein.« Geistesabwesend strich Laura Ali übers Haar. »Es war nicht Daddy, Schatz.« Allerdings war sie nicht so abgelenkt, dass sie nicht die Enttäuschung der Kleinen bemerkte. Um sie zu trösten, hockte sie sich lächelnd vor sie hin. »Aber ich habe eine andere Neuigkeit. Etwas ganz Besonderes!«
»Was ist es? Macht vielleicht irgendwer eine Party?«
»Viel besser.« Laura gab Ali einen Kuß. »Es war Onkel Josh. Er hat gesagt, dass er nach Hause kommt.«
Margo ließ sich auf die Lehne des Sofas fallen und leerte ihr Glas in einem Zug. »Na wunderbar.« Ächzend ergänzte sie: »Auch das noch!«
3
Joshua Conway Templeton war ein Mann, der alles zu seiner Zeit und auf seine eigene Weise abwickelte. Jetzt fuhr er von San Francisco nach Süden, weil er beschlossen hatte, von London aus lieber nicht direkt nach Hause zu fliegen. Er hätte den Umweg damit entschuldigen können, dass er im Templeton San Francisco kurz nach dem Rechten sah. Aber das größte Hotel seiner Familie funktionierte tadellos.
Tatsache war, dass ihm kurz vor dem Flug der Kauf eines Wagens in den Sinn gekommen war.
Und er hatte ein wahres Schmuckstück ausgesucht.
Der kleine Jaguar röhrte den Highway i hinunter wie ein eifriger Vollbluthengst, der nach dem Startschuß auf die Rennbahn stürmt. Als er problemlos mit siebzig Meilen eine breite, langgezogene Kurve umrundete, umspielte Joshs Mund ein zufriedenes Grinsen.
Diese zerklüftete, einsame Küste betrachtete er als seine Heimat. Er war bereits den spektakulären Amalfi-Weg in Italien hinabgerast, hatte sich die norwegischen Fjorde angesehen, aber nicht einmal deren zu Herzen gehende Schönheit kam der reinen Dramatik dieser Landschaft gleich.
Hier gab es mehr. Sie wies glitzernde Strände und schimmernde Buchten sowie eine Unzahl trotzig aus der tosenden See in den strahlend blauen Himmel ragende Klippen auf, von denen sich hier und da für den Reisenden überraschend ein kleiner, silbriger Wasserfall ins Meer ergoß. Über Meilen hinweg erschallten als einzige Geräusche das Donnern der Brandung und das Heulen von Seehunden.
Wie immer schnürte ihm diese Herrlichkeit die Kehle zu. Wo und wie lange er auch immer unterwegs gewesen war, dieser Flecken Erde zog ihn magisch zurück.
Also kam er heim, zu seiner Zeit, auf seine Art. Übermütig testete er, wie der Jaguar die wilden, gewundenen Kurven oberhalb der zerklüfteten Felsen und der gnadenlosen Brandung nahm. Auf den geraden Strecken trat er aufs Gaspedal und lachte, als ihm der Wind entgegenblies.
Er war nicht in Eile, aber liebte die Schnelligkeit und die Veränderung. Im Grunde hatte er alle Zeit der Welt, überlegte er. Und am besten nutzte er sie heute.
Wegen Laura machte er sich Sorgen. Etwas in der Stimme seiner Schwester, als sie gestern am Telephon mit ihm sprach, hatte ihn alarmiert. Sie hatte ihm vernünftige Auskünfte geliefert, aber das tat Laura stets. Am besten ginge er der Sache auf den Grund, wenn er zu Hause angekommen war.
Außerdem hatte er geschäftlich hier zu tun, obgleich die kalifornische Direktion sämtlicher Templeton Hotels überwiegend in Peters Händen lag. Ihn selbst interessierten Bilanzen einfach nicht. Er begeisterte sich für die Weinberge, die Fabriken, ja selbst die tägliche Arbeit in einem belebten Fünf-Sterne-Hotel; aber der kaufmännische Teil der Arbeit wurde von Peter erledigt, nicht von ihm.
Während des Großteils der vergangenen zehn Jahre hatte er die Freiheit zahlreicher Europareisen genossen, hatte an den verschiedenen Orten, an denen der Konzern angesiedelt war, nach dem Rechten gesehen, die erforderlichen Renovierungsarbeiten überwacht, Veränderungen in der Firmenpolitik der Familienkette durchgeführt. Er hatte für das Unternehmen Weinkellereien in Frankreich und Italien, Olivenhaine in Griechenland und Obstplantagen in Spanien hinzuerworben. Und natürlich die Hotels selbst
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