So hoch wie der Himmel
Engel in die Welt gesetzt.«
»Genau das dachte ich eben auch. Sie hat irgendwie immer alles richtig gemacht – ganz im Gegensatz zu mir. Mum, es tut mir leid …«
»Darüber reden wir ein anderes Mal.« Aber Ann legte ihrer Tochter kurz die Hand auf den Arm. »Später – jetzt warten sie auf uns.« Sie wandte sich zum Gehen, doch dann drehte sie sich noch mal um. »Margo, Miss Laura braucht ebenso eine Freundin wie du. Hoffentlich bist du ihr eine solche.«
»Falls etwas nicht in Ordnung ist, sag es mir.«
Ann schüttelte den Kopf. »Das steht mir nicht zu. Ich bitte dich nur darum, lieb mit ihr zu sein.« Sie ging davon, so dass Margo den Salon allein betrat.
Ein Glas prickelnden Champagners in den Händen kam Ali fröhlich auf sie zu. »Ich habe ihn ganz alleine für dich eingeschenkt.«
»Tja, dann muß ich ihn jetzt wohl auch trinken.« Sie nahm das Glas und sah sich um. Laura hatte Kayla auf dem Schoß, und Kate sah sich das antike Silbertablett mit den Häppchen an. Durch das Feuer im Kamin erstrahlte der Sims aus leuchtendem Lapislazuli in heller Transparenz. Der prachtvolle, geschwungene Spiegel direkt über dem blauen Stein spiegelte schimmernde Antiquitäten und zartes Porzellan wider, und das Licht der runden Lampen verbreitete einen sanften Glanz.
»Darauf, dass ich endlich wieder bei meinen Freundinnen zu Hause bin«, sagte Margo und nippte an ihrem Champagner.
»Du mußt unbedingt ein paar von diesen Mini-Quiches essen«, befahl Kate mit vollem Mund. »Sie sind so köstlich, dass es einem die Sinne raubt!«
Zum Teufel, dachte Margo, schließlich war ihr Gewicht inzwischen vollkommen bedeutungslos. Sie schob sich eins der Küchlein in den Mund und stieß einen begeisterten Seufzer aus. »Mrs. Williamson ist immer noch das Genie, das sie früher bereits war. Himmel, inzwischen muß sie doch sicher an die achtzig sein.«
»Letzten November wurde sie dreiundsiebzig«, präzisierte Laura. »Und sie zaubert immer noch mühelos ihr unglaubliches Schokoladensouflee.« Vergnügt blinzelte sie Kayla zu, »… das es, Gerüchten zufolge, auch heute abend geben soll.«
»Daddy sagt, Mrs. Williamson sollte endlich in Rente gehen und statt dessen stellen wir einen französischen Koch ein wie die Barrymores in Carmel.« Ali folgte Margos Beispiel und kostete eine Quiche.
»Französische Köche sind fürchterliche Snobs.« Zur Demonstration des Gesagten reckte Margo die Nase in die Luft. »Und außerdem machen sie nie irgendwelche Geleetörtchen, bei denen Teig für kleine Mädchen übrigbleibt.«
»Hat sie die für dich auch gebacken?« Ali war ganz begeistert von der Vorstellung. »Hat sie dich auch immer die Ränder riffeln lassen?«
»Aber sicher doch. Obwohl ich zugeben muß, dass deine Mutter darin die Beste von uns war. Mrs. Williamson hat immer behauptet, ich wäre zu ungeduldig und Kate wäre zu sehr darauf bedacht, es ja richtig zu machen – aber deine Mum hatte einfach ein Gefühl dafür. Im Geleetörtchen-Riffeln war sie absolute Meisterin.«
»Eine meiner größten Leistungen!« Margo hörte die Schärfe in Lauras Stimme und zog verblüfft die Brauen hoch. Schulterzuckend schob Laura Kayla von ihrem Schoß. »Das ist ein phantastisches Kleid, Margo. Mailand oder Paris?«
»Mailand.« Wenn Laura das Thema wechseln wollte, dann bitte sehr. Margo legte den Kopf auf die Seite und stemmte eine Hand in die Hüfte, so dass die schwarze Seide wie Wässer um ihren Körper floß. Das Kleid war geradezu verwegen kurz, das Dekollete ließ mehr als nur erahnen, was der Stoff verbarg, und die schmalen, geraden Ärmel schmiegten sich um Margos Handgelenke, an denen man zwei diamantbesetzte Reifen funkeln sah. »Ich habe das Stück bei einem rasanten neuen Designer entdeckt.«
»Zweifellos wirst du heute abend darin frieren«, stellte Kate, wie immer furchtbar nüchtern, fest.
»Nicht, solange mir so warm ums Herz ist wie im Augenblick. Warten wir auf Peter?«
»Nein«, sagte Laura in beinahe barschem Ton, ehe sie sich aufgrund Alis besorgter Miene zusammenriß. »Er meinte, er wüßte nicht, wie lange die Besprechung geht – also fangen wir am besten schon mal an.« Sie nahm Kaylas Hand und hob den Kopf, als Ann den Raum betrat.
»Tut mir leid, Miss Laura, da ist ein Anruf für Sie.«
»Ich nehme ihn in der Bibliothek entgegen, Annie. Trinkt ihr solange noch ein Gläschen«, schlug sie vor, als sie sich zum Gehen wandte. »Sicher bin ich gleich zurück.«
Margo und Kate tauschten besorgte
Weitere Kostenlose Bücher