So hoch wie der Himmel
hatte, bis sie endlich in das Taxi gestiegen war, und Josh ihr durch die Blume sagte, dass sie seiner Meinung nach nur wieder einmal die Flucht ergriff, freute sie sich, den Abschied geschafft zu haben.
Trotzdem war es nicht immer angenehm, das Richtige zu tun. Die Angst, mit der sie die Gegenwart und auch die Zukunft betrachtete, quälte sie weniger als Einsamkeit.
In der Woche seit ihrer Rückkehr war sie weder ans Telephon gegangen, noch hatte sie auf eine der zahlreichen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter reagiert. Die meisten stammten sowieso von Reportern oder von Bekannten, die darauf hofften, dass sie zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen Stellung nahm. Einige der Anrufe jedoch betrafen Angebote, die sie langfristig nicht ausschlagen konnte.
Wäre sie tatsächlich so tapfer, wie sie stets behauptete, dachte sie, dann zöge sie irgendein aufreizendes, schwarzes Kleidchen an und suchte eine ihrer Lieblingskneipen auf. Vielleicht fände sie ja später noch den Mut dazu, im Augenblick jedoch fühlte sie sich noch zu verwundbar.
Sie trat durch die Terrassentür in den Wohnbereich des Appartements. Abgesehen von ein paar Geschenken hatte sie jedes Stück selbst ausgewählt. Ohne Dekorateur hatte sie das Abenteuer genossen, jedes Kissen und jede Lampe persönlich zu erwerben.
Die Einrichtung spiegelte ihren Geschmack, dachte sie, und setzte ein beinahe reumütiges Lächeln auf. Vielfältig. Oh nein, verbesserte sie sich – eher ein wenig wirr. An der Wand stand ein antikes Schränkchen mit Limoges-Porzellan und Steuben-Glas, während in der Mitte des Zimmers eine japanische Truhe als Kaffeetisch fungierte, auf der eine riesige Schale aus Waterford-Kristall voller farbenfroher, mundgeblasener Früchte thronte.
Außer mit Tiffany-Lampen war der Raum mit Art deco und selbst mit einem Doultonschen Leuchter geschmückt, auf dem ein sitzender Buddha prangte, und für dessen Häßlichkeit sie auf einer Auktion ein wahres Vermögen hingeblättert hatte.
Sämtliche Zimmer der Wohnung waren bis unter die Decke vollgestopft. Mit Tintenfässern, die sie einmal angeschleppt hatte, mit russischen Dosen, Briefbeschwerern, Vasen, Flaschen – alles von der Mode diktierte Sammelstücke.
Trotzdem verliehen erst diese Gegenstände der Wohnung ihre liebenswerte Gemütlichkeit, überlegte sie, während sie sich auf das weiche Sofa warf. Die Gemälde waren gut. Man hatte ihr gesagt, sie hätte einen Blick für Kunst; die Straßenszenen, die an ihren Wänden hingen, wurden auch höheren Ansprüchen gerecht und brachten Leben in ihr Heim.
Dies war ihr Heim, ihre eigene Welt. Margo zündete sich eine Zigarette an. Ewig konnte sie sich hier freilich nicht verstecken.
Vielleicht packte sie am besten den Stier bei den Hörnern und nähme das Angebot des
Playboy
an. Mit zusammengekniffenen Augen dachte sie nach, während sie bedächtig an ihrer Zigarette zog. Warum auch nicht? Oder warum verkaufte sie ihre jämmerliche Geschichte nicht doch der Sensationspresse, deren Vertreter ständig auf ihren Anrufbeantworter brabbelten? So oder so käme sie zumindest wieder zu Geld. So oder so würde sie gezwungen sein, sich vor der grinsenden Welt splitternackt auszuziehen.
Was nützte ihr der Rest ihres Stolzes denn noch?
Verdammt, oder sollte sie die sogenannte Gesellschaft schockieren, indem sie all ihre Möbel auf die Straße stellte und im Rahmen einer wilden Versteigerung an den Meistbietenden verscherbelte?
Lachend stellte sie sich die Gesichter ihres, ach, so höflichen und anständigen Portiers und ihrer, ach, so elitären Nachbarn vor. Und die stets hungrige Presse veranstaltete einen großen Trommelwirbel!
Warum also ließ sie sich nicht für das Mittelblatt eines Hochglanzherrenmagazins ablichten, mit nichts als ein paar strategisch günstig platzierten Heftklammern auf dem Leib? Oder wen würde es interessieren, wenn sie ihren Stolz überwand und in einer Sonntagsbeilage oder Anzeigenpostille über ihr Elend jammerte?
Niemand erwartete etwas Neues von ihr. Vielleicht, dachte sie und drückte verzagt ihre Zigarette aus, nicht einmal sie selbst.
Aber alles zu verkaufen, was sie besaß, in aller Öffentlichkeit zu handeln, damit sie wieder zu Bargeld kam, erschien ihr allzu … kleinbürgerlich.
Nun, irgend etwas musste sie jedenfalls tun. Die unbezahlten Rechnungen stapelten sich auf dem Küchentisch, und sicher hätte sie bald kein Dach mehr über dem Kopf, wenn sie nicht ihre Steuerschuld beglich.
Sie nahm an, der
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