So hoch wie der Himmel
sollte ich den Wachdienst rufen und dich rauswerfen lassen.«
Als er mit einem unbekümmerten Grunzen das Wohnzimmer betrat, ballte sie die Fäuste und musterte ihn unwirsch. In der Lederjacke und den engen Jeans wirkte er männlicher als je zuvor. Sie überlegte, ob der fröhliche kleine Marco, der Portier ihres Hauses, ihm vielleicht in die Waden beißen würde, wenn sie ihn darum bat.
»Das Ölgemälde von der Spanischen Treppe hast du dir erst nach meinem letzten Besuch hier zugelegt«, bemerkte er, während er das Bild neugierig betrachtete. »Nicht schlecht. Für das Aquarell vom Französischen Viertel biete ich dir sechstausendfünfhundert.«
Sie lüftete eine Braue. »Bisher hast du dein Angebot noch bei jedem Besuch um fünfhundert erhöht. Trotzdem verkaufe ich dir die Ansicht nicht.«
Sie gehörte in die Lobby des Templeton New Orleans. Mit einem Schulterzucken tat er ihre Weigerung, ihm das Bild zu verkaufen, ab. Früher oder später bekäme er es doch. Er nahm einen Briefbeschwerer vom Tisch, warf ihn von einer Hand in die andere und betrachtete den eisig weißen Kristall, der in einer Kugel aus ebenso eisigem Milchglas schwamm. Trotzdem blieb ihm nicht verborgen, dass sie immer wieder in Richtung ihres Schlafzimmers sah.
»Sonst noch was, Josh?«
Am liebsten hätte er jemanden umgebracht. Aber immer noch trug er sein unbekümmertes Lächeln zur Schau. »Hunger! Du hast nicht zufällig irgendwas zum Essen da?«
»Du weißt genau, dass es ein Stückchen die Straße runter eine hübsche kleine Trattoria gibt.«
»Gut, da gehen wir dann später hin; aber erst hätte ich gern ein Schlückchen Wein und ein bißchen Käse hier. Aber mach dir keine Mühe«, fügte er hinzu, als sie wie angewurzelt stehenblieb. »Ich komme auch allein zurecht.« Ohne den Briefbeschwerer fortzulegen, peilte er ihr Schlafzimmer an.
»Die Küche ist da drüben«, wollte Margo ihn aufhalten.
Seine Miene wurde hart. Natürlich wusste er, wo ihre Küche war. Er kannte sich in ihrer Wohnung bestens aus, und wer auch immer gerade in ihrem Schlafzimmer steckte, würde feststellen, dass Joshua Conway Templeton ältere Rechte besaß an der Wohungseigentümerin.
»Verdammt.« Sie packte seinen Arm, doch er zog sie einfach mit. »Ich hole dir ein Glas Wein. Aber bleib bitte …«
Doch es war bereits zu spät. Sie stieß ein frustriertes Stöhnen aus, als er über die Schwelle trat und wie vom Donner gerührt stehenblieb.
Als sie die ganze Bescherung sah, konnte sie selbst kaum glauben, dass so etwas überhaupt möglich war. Vom Schrank bis hin zum Bett ergoß sich ein wahrer Kleiderstrom – Seidenstoff auf Jeans, Kaschmir auf Baumwolle – und wie ein schimmernder See breitete sich ihr Schmuck auf dem Teppich aus. Es sah aus, erkannte sie, als hätte ein jähzorniges Kind einen Wutanfall gehabt. Joshs Bemerkung jedoch war noch zutreffender.
»Als hätte Armani gegen Cartier einen Krieg angezettelt …«
Prickelndes Gelächter stieg in ihrer Kehle auf, und auch wenn sie sich eilig räusperte, bekam ihre Stimme einen gefährlich nervösen Unterton. »Ich … ich habe nur ein bißchen aufgeräumt.«
Der Blick, mit dem er sie bedachte, war so entgeistert, dass es endgültig um ihre Fassung geschehen war. Sie hielt sich den Bauch, stakste durch den Raum und warf sich hysterisch lachend auf das Bett, während Josh beiläufig eine leuchtend blaue Jacke aufhob und den Stoff befingerte.
»Der Mann ist einfach ein Genie«, sagte er, ehe er die Armani-Jacke neben Margo auf das Laken warf.
Bei diesem Satz brach sie erneut in schallendes Gelächter aus. »Joshua!« Sie bekam kaum noch Luft. »Du bist sicher das einzige menschliche Wesen in meiner Bekanntschaft, das sich dieses Kuddelmuddel ansehen kann, ohne sofort nach dem Notarzt zu rufen.« Sie liebte ihn für diese Unbekümmertheit, und so klopfte sie einladend neben sich aufs Bett. »Es war nur eine Phase«, sagte sie und lehnte sich an seine Schulter. »Aber ich denke, inzwischen bin ich darüber hinweg.«
Einen Arm um sie gelegt, betrachtete er eingehend den Kriegsschauplatz. »Ist das alles, was du besitzt?«
»Oh, nein«, gluckste sie. »Im zweiten Schlafzimmer steht noch ein genauso voller Schrank.«
»Natürlich.« Er küßte sie auf den Kopf und sah mit gerunzelter Stirn auf den Schmucksee. »Herzogin, was meinst du, wie viele Ohrringe du dein eigen nennst?«
»Keine Ahnung. Den Modeschmuck habe ich noch nicht ausgepackt.« Sie stieß einen wohligen Seufzer aus.
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