So hoch wie der Himmel
ist doch nur ein Vorwand für dich, dich weiterhin gegen mich zu stellen.«
»Dafür brauche ich gar keinen Vorwand.«
»Offensichtlich nicht. Aber laß es mich anders ausdrücken, deutlicher, damit du es verstehst. Ich komme erst dann zurück nach Haus, wenn diese Person verschwunden ist.«
»Soll das etwa eine Drohung sein?« Langsam nickte sie. »Ich fürchte, du machst dich, was meine Antwort darauf betrifft, besser auf eine böse Überraschung gefaßt.«
Eilig betrat Margo die Bibliothek. »Hallo, Peter! Keine Sorge, ich sehe dich ebenso gerne wie du mich.«
Mit einem strahlenden Lächeln schlenderte sie zur Bar und schenkte sich, auch wenn sie normalerweise kaum etwas anderes als Wein trank, zwei Finger breit Scotch in ein Glas. Irgendwie musste sie sich beschäftigen.
»Sicher störe ich, aber ich war gerade auf dem Weg zu Mum.« Sie nahm einen großen, beruhigenden Schluck und schüttelte sich.
»Über dein jüngstes Debakel scheinst du ja erstaunlich gut hinweggekommen zu sein«, stellte Peter fest.
»Oh, du kennst mich doch. Ich bin einfach nicht der Typ, der sich unterkriegen läßt.« Sie hob die Hand, so dass er das Glitzern ihrer Ringe sah. »Tut mir leid, dass ich die Sendung verpaßt habe, von der du eben sprachst. Hoffentlich ist die Aufnahme von mir beim Sonnenbaden gelungen. Weißt du, diese Teleobjektive verzerren die Dinge gelegentlich.« Immer noch lächelnd prostete sie Peter zu. »Und du und ich, wir beide wissen schließlich, wie wichtig das äußere Erscheinungsbild eines Menschen ist, nicht wahr?«
Er gab sich nicht die geringste Mühe zu verhehlen, wie sehr er sie verachtete. Seit jeher war sie für ihn nichts weiter als die lästige Tochter der Wirtschafterin. »Es ist nun einmal so, dass man beim Belauschen der Privatgespräche anderer nur selten etwas Schmeichelhaftes hört.«
»Da hast du vollkommen recht.« Entschlossen nippte sie ein zweites Mal an ihrem Scotch. »Was du sicher ebenfalls erführest, wenn du jemals mit anhören würdest, was ich über dich hinter deinem Rücken sage. Aber sei beruhigt. Ich war gerade auf dem Weg zu meiner Mutter, um ihr mitzuteilen, dass ich wieder nach Mailand muß.«
Traurig trat Laura auf die Freundin zu, so dass sie plötzlich zwischen den beiden Streithähnen stand. »Margo, das kann nicht dein Ernst sein.«
Sie nahm Lauras Hand und drückte sie. »Oh doch! Ich habe noch etliche Dinge dort zu erledigen. Diese kurze Atempause hat mir gutgetan, aber jetzt muß ich zurück und mich um allerhand kümmern.«
Ohne auf Peter zu achten, nahm sie Laura in den Arm. »Ich liebe dich, Laura!«
»Bitte sag das nicht in einem solchen Ton.« Alarmiert machte sich Laura von ihr los und sah sie fragend an. »Du kommst doch wohl zurück?«
Margo zuckte mit den Schultern, obgleich sich ihr Magen schmerzlich zusammenzog. »Wir werden sehen. Aber auf jeden Fall melde ich mich bei dir. Und jetzt muß ich wirklich zu Mum, bevor ich mich ans Packen mache.« Ein letztes Mal umarmte sie Laura, ehe sie sich zum Gehen wandte. Nicht sicher, ob sie je noch einmal die Gelegenheit dazu bekam, drehte sie sich um und sah Peter mit ihrem verführerischsten Lächeln an. »Übrigens: du bist ein arrogantes, egoistisches, großspuriges Arschloch, wenn ich mal deutlich werden darf. Du warst weder gut genug für sie, als sie dich geheiratet hat, noch bist du es jetzt oder wirst es jemals sein. Das zu wissen muß die Hölle für dich sein.«
Nie zuvor, dachte Margo, während sie lautlos über die Schwelle glitt, hatte sie einen besseren Abgang hingelegt.
»Ich laufe nicht davon«, wiederholte Margo, während sie eilig ihre Kleider in die Koffer warf.
»Ach nein?« Ann sah ihre Tochter ratlos an. Immer in Eile, dachte sie, immer unterwegs. Niemals machte sie halt und dachte über irgendetwas nach.
»Ich würde ja bleiben, wenn ich könnte – nichts lieber als das, aber …« – sie nahm einen Kaschmirpullover aus dem Schrank – »es ist leider unmöglich.«
Aus Gewohnheit nahm Ann ihrer Tochter den Pullover ab und faltete ihn ordentlich, ehe sie ihn in den Koffer legte. »Du solltest besser auf deine Sachen achten. Und auf deine Freundinnen. Du lässt Miss Laura in einer Situation allein, in der sie dich dringend braucht.«
»Verdammt, ich gehe fort, damit sie es leichter hat.« Ungeduldig warf Margo ihr Haar zurück. »Kannst du denn nicht verstehen, dass ich endlich einmal etwas richtig machen will? Sie ist unten in der Bibliothek und streitet sich meinetwegen
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