So hoch wie der Himmel
»Ohrringe sind wie Orgasmen. Man kann nie zu viele haben.«
»So habe ich es noch nie empfunden.«
»Tja, du bist eben ein Mann.« Sie tätschelte ihm freundschaftlich das Knie. »Aber jetzt hole ich erst mal den Wein.«
Unter ihrem Morgenmantel war sie nackt, und die Berührung des dünnen Seidenstoffs rief ein Kribbeln in seinen Fingerspitzen hervor. »Warum hole nicht ich ihn?« Distanz war unerläßlich, dachte er. Das letzte, was sie jetzt brauchte, war ein röhrender Hirsch, der seinem Verlangen nach ihr erlag.
»Die Küche …«
»… ist da drüben!« Als er ihre zusammengekniffenen Augen sah, setzte er ein Grinsen auf. »Ich hatte mir vorgenommen, deinen Liebhaber einzuschüchtern, den ich hier versteckt wähnte.«
»Im Augenblick habe ich gar keinen.«
»Um so besser, meinst du nicht?« In der Gewißheit, sie ins Grübeln gebracht zu haben mit diesem Satz, spazierte er pfeifend aus dem Raum. Als er kurze Zeit später mit einer Flasche edlem Barolo aus der Küche kam, kniete sie auf dem Boden und legte die einzelnen Schmuckstücke sorgfältig in diverse Behältnisse zurück.
Er sah, dass ihr der dünne Morgenrock erneut von der Schulter geglitten war. Am liebsten hätte er den Gürtel eigenhändig festgezurrt, damit der Stoff nicht weiterrutschte und ihm Gelegenheit zu allzu verführerischen Blicken auf ihren Körper verschaffte.
Als sie sich erhob, blitzte eins ihrer langen, schlanken Beine auf. Jeder Muskel in seinem Inneren spannte sich schmerzlich an.
Das Schlimmste war, dass sie ihn vollkommen unbewußt in die Knie zwang. Hätte sie es darauf angelegt, ihn zu betören, dann hätte er sie ohne jeden Skrupel aufs Bett geworfen und sich endlich jeden Wunsch erfüllt.
Aber diese sorglose Sinnlichkeit war ein Teil von Margos Charakter.
Sie nahm das Glas, das er ihr bot, und kräuselte die Mundwinkel. »Zweifellos muß ich dir dafür danken, dass du mein Toben unterbrochen hast.«
»Könntest du mir vielleicht erzählen, wie es überhaupt zu diesem Anfall gekommen ist?«
»Einfach eine verrückte Idee.« Sie trat an die Terrassentür, riß sie auf und sog die Geräusche und die Gerüche des Abends ebenso wie das Bouquet des Weines gierig ein. »Ich liebe Mailand. Beinahe ebensosehr wie …«
»Wie?«
Wütend auf sich selbst schüttelte sie den Kopf. »Egal. Ich überlege, wie ich es anstellen soll, dass ich einigermaßen komfortabel weiter hier leben kann. Templeton House ist für mich gelaufen.«
»Du läßt also zu, dass Peter dich von dort vertreibt?«
Zornig drehte sie sich um. Hinter ihr tanzten die Lichter von der Terrasse und verliehen der Seide ihres Morgenrocks einen verführerischen Glanz. »Peter Ridgeway ist mir scheißegal; aber ich will nicht, dass das Leben für Laura meinetwegen noch komplizierter wird, als es ohnehin schon ist.«
»Laura schafft das schon. Sie läßt sich längst nicht mehr so von Peter herumkommandieren, wie es früher der Fall war. Wärst du lange genug geblieben, dann hättest du es selbst bemerkt.«
Empörung wallte in ihr auf. Zur Hölle mit Josh, dafür, dass er immer genau ins Schwarze traf. Aber ihre Stimme war gelassen, als sie sprach. »Trotzdem ist diese Verbindung nicht unproblematisch für sie. Aus irgendeinem mir unerfindlichen Grund scheint ihre Ehe ihr immer noch wichtig zu sein. Obwohl ich beim besten Willen nicht verstehe, weshalb sie für den Rest ihres Lebens an einen einzigen Mann gebunden sein will, vor allem an ein derart arrogantes Arschloch wie Peter.«
Josh nippte nachdenklich an seinem Wein. »Hattest du nicht auch vor, Alain zu heiraten, obwohl er ein schmieriger, verlogener Drogenschmuggler war?«
Sie bemühte sich um einen möglichst würdevollen Ton. »Ich wusste ja nicht Bescheid über ihn.«
»Dann also nur ein schmieriger Lügenbold?«
»Also gut, in Ordnung. Man kann sagen, dass mir meine Erfahrung eine neue Sicht der Dinge vermittelt und eine allgemeine Ablehnung der Institution Ehe in mir wachgerufen hat. Aber die arme Laura ist bereits unglücklicherweise verheiratet, und ich will die Dinge für sie, wie gesagt, nicht noch komplizieren.«
»Es ist auch dein Zuhause, um das es geht.«
Ihr Herz schwoll an, ehe es einen Knacks bekam. »Daran wird auch er nichts ändern. Aber man kann eben nicht immer, wann man will, nach Haus zurück. Außerdem war ich hier durchaus glücklich, und ich bin sicher, dass ich mich auch in Zukunft hier wieder arrangiere.«
Josh rückte ein wenig näher. »Kate sagt, dass du einen
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