So hoch wie der Himmel
kleine Kühlschrank hinter der Bar zu jeder Zeit erlesenen Scotch, Schweizer Schokolade und französischen Käse barg.
Die Sträuße, die man selbst im Bad und in den Ankleideräumen fand, wurden täglich von dem gut ausgebildeten und stets freundlichen Personal des Hotels frisch arrangiert.
Sie schnupperte an der pinkfarbenen Rose, die auf dem Frühstückstischchen stand. Mit ihrem langen Stiel verströmte die Knospe, die erst einen Spaltbreit aufstand, einen köstlichen Duft. Perfekt, überlegte sie, genau wie alles andere, was sich mit dem Namen Templeton verband.
Einschließlich, dachte sie, als Josh den Raum betrat, des Erben des Imperiums!
Da sie leichte Schuldgefühle hatte wegen ihres Überfalls bei Tagesanbruch, schenkte sie ihm beflissen aus der schweren Silberkanne ein, und gab, in Kenntnis seiner Vorlieben, einen Tropfen frische Milch dazu.
»Der Service im Templeton Mailand ist immer noch der beste in der Stadt. Genau wie der Kaffee.« Sie reichte ihm die Tasse, als er zu ihr in die Nische kam.
»Der Manager wird von deinem Lob erfahren – sobald ich ihn dafür, dass er dich hereingelassen hat, gefeuert habe.«
»Sei doch nicht so übellaunig, Josh.« Sie setzte ihr verführerischstes Lächeln auf, doch zu ihrer Verärgerung fruchtete diese Anstrengung nichts. »Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Ich habe einfach nicht an die Zeit gedacht.«
»Nicht zu denken scheint eins deiner größten Talente zu sein.«
Gekränkt schob sie sich eine Traube aus der Schale in den Mund. »Ich werde nicht mit dir streiten, und ebensowenig werde ich mich bei dir dafür entschuldigen, dass ich nicht mit dir ins Bett gegangen bin, nur weil offenbar dein Ego darunter gelitten hat.«
Sein Lächeln war dünn und scharf wie ein Skalpell. »Herzogin, hätte ich dich erst mal aus deinen Kleidern geschält, dann bräuchtest du dich ganz sicher nicht bei mir zu entschuldigen. Höchstwahrscheinlich wärst du mir dafür jetzt sogar dankbar.«
»Oh, wie ich sehe, habe ich mich doppelt geirrt. Dein Ego hat nicht gelitten, sondern es ist größer als je zuvor. Laß uns eins klarstellen, Josh!« Sie beugte sich vor und bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Ich mag Sex. Er ist eine phantastische Form der Unterhaltung. Aber mir steht augenblicklich nun einmal nicht der Sinn nach Amüsement. Bisher habe ich mir den Zeitpunkt, den Ort und den Spielgefährten immer noch selbst ausgesucht.«
Zufrieden lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück, ehe sie ein winziges Törtchen aus dem Brotkorb nahm. Damit, dachte sie, war die Angelegenheit nun endgültig geklärt.
»Hättest du nicht noch vor einer halben Stunde zitternd unter mir gestöhnt« – trotzdem hatte sie recht, überlegte er, der Kaffee war hervorragend und sorgte für einen Anstieg seiner Stimmung »dann hätte ich dir den Quatsch, den du da von dir gibst, vielleicht sogar geglaubt.«
»Ich habe nicht gestöhnt.«
Er lächelte. »Oh doch!« In der Tat fühlte er sich inzwischen viel, viel besser als wenige Minuten vorher. »Es hätte nicht viel gefehlt und du hättest gezappelt wie ein Fisch.«
»Das habe ich noch nie getan.«
»Kommt noch!«
Sie biß ein Stück von ihrem Törtchen ab. »Bestimmt hat jeder Junge irgendwelche Träume. Falls wir jetzt allerdings endlich mal das Thema Sex beenden könnten …«
»Liebling, wir haben doch gerade erst angefangen!«
»Die Doppeldeutigkeit dieses Satzes ist geradezu albern.«
Dieser Rüffel erwischte ihn kalt. »Es ist noch ziemlich früh. Warum sagst du mir nicht, warum du mich bereits zum Frühstück beehrst?«
»Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan.«
Der Kommentar, der ihm dazu einfiel, war nicht nur lächerlich, sondern geradezu anmaßend. Also hielt er sich zurück. »Und?«
»Irgendwie konnte ich nicht schlafen. Andauernd gingen mir meine momentane Situation und deine Vorschläge durch den Kopf. Der erste erscheint mir am vernünftigsten. Das heißt, ich gebe meine Möbel und meinen Schmuck in Kommission. Das wäre wahrscheinlich die schnellste und unkomplizierteste Regelung.«
»Stimmt!«
Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und lief händereibend im Zimmer auf und ab. In ihren weichen Wildlederboots bewegte sie sich auf den Fliesen ebenso lautlos wie dort, wo der dicke Teppich lag. »Für mich wird es höchste Zeit, aufzuwachen. Ich bin achtundzwanzig, arbeitslos, und in Kürze steht der Gerichtsvollzieher vor meiner Tür. Zu Anfang habe ich mir selbst furchtbar leid getan, aber allmählich
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