So hoch wie der Himmel
wird mir klar, dass ich noch gut davongekommen bin. Ich habe die Welt kennengelernt, Dinge getan, Sachen erlebt, von denen ich immer träumte. Und warum?«
Mitten im Zimmer blieb sie stehen und drehte sich langsam unter dem reich verzierten, vergoldeten Kristall-Lüster um. In ihrer engen Reithose und der locker fallenden weißen Bluse sah sie sinnlich und lebendig aus.
»Warum?«
»Weil ich mit einem photogenen Aussehen gesegnet bin. Das ist alles. Ein hübsches Gesicht, der Körper einer Männermörderin. Nicht, dass ich nicht hart dafür gearbeitet habe, dass ich nicht clever, ja, hin und wieder sogar starrsinnig war! Aber vor allem, Josh, habe ich das gewaltige Glück, dass mir aufgrund eines genetischen Zufalls ein schönes Äußeres zuteil wurde. Und jetzt hat sich etwas davon aus Gründen, für die ich vielleicht, vielleicht aber auch nicht verantwortlich bin, verabschiedet. Aber Jammern nützt nichts!«
»Du warst noch nie der Typ, der jammert, wenn etwas nicht klappt, Margo.«
»Naja, ich könnte einiges erzählen. Jetzt jedoch will ich endlich erwachsen werden, Verantwortung übernehmen, mich zuverlässig verhalten.«
»Am besten sprichst du sofort mit deinem Versicherungsvertreter«, fügte Josh trocken hinzu, »beantragst einen Benutzerausweis für die Bücherei und fängst langsam mit dem Sammeln von Rabattmarken an.«
Sie sah ihn verächtlich an. »So kann nur ein Mann sprechen, der nicht nur mit einem silbernen Löffel, sondern mit einem ganzen Silberbesteck in seinem arroganten Maul geboren ist.«
»Zufällig habe ich sogar mehrere Benutzerausweise für Büchereien«, murmelte er. »Irgendwo.«
»Na, wunderbar.«
»Tut mir leid.« Er bedeutete ihr fortzufahren, auch wenn er in ernster Sorge um sie war. Sie sah eifrig und geschäftig aus, aber sprach so gar nicht wie die herrlich verwegene Margo, in die er bereits als Junge verschossen gewesen war. »Sprich weiter!«
»Also gut, wahrscheinlich überstehe ich die ganze Sache irgendwie. Am Ende bekäme ich vielleicht sogar wieder ein paar Phototermine oder einen Job auf irgendeinem Laufsteg in Paris oder New York. Mit Geduld und Spucke könnte doch noch alles auf die Reihe kommen.« Während sie sich strikt konzentrierte, strich sie mit einem Finger über einen Kerzenständer in Form eines jungen Mädchens mit wehenden Röcken, das zwei Becher mit goldenen Kerzen hielt. »Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, als Model Geld zu verdienen. Ich könnte mich zum Beispiel wieder für Kataloge ablichten lassen, wie zu Beginn.«
»Um Teddybären für Victoria’s Secret zu verkaufen, oder was?«
Mit blitzenden Augen fuhr sie zu ihm herum. »Was wäre daran denn verkehrt?«
»Nichts.« Er nahm ein kleines Brötchen aus dem Korb. »Ich weiß es zu schätzen, wenn man ein Talent zum Verkaufen von Teddybären hat.«
Sie atmete langsam ein. Er brächte sie nicht in Wut, nicht in diesem Augenblick. »In meiner momentanen Situation wäre es nicht gerade leicht, Termine zu bekommen. Aber ich habe es schon einmal geschafft.«
»Damals warst du zehn Jahre jünger«, stellte er hilfreich fest.
»Danke, dass du mich daran erinnerst«, knurrte sie. »Sieh dir doch bitte einmal Cindy Crawford, Christie Brinkley, Lauren Hutton an. Sie sind beim besten Willen keine Teenager mehr. Und was deinen brillanten Vorschlag betrifft, ist allein der Gedanke an die Eröffnung eines Ladens vollkommen daneben. Letzte Nacht sind mir mindestens ein halbes Dutzend wichtiger Gegenargumente eingefallen. Noch wichtiger als die Tatsache, dass ich keine Ahnung davon habe, wie man ein Geschäft führt, ist der Punkt, dass ich dadurch meine Situation – die auch jetzt alles andere als sicher ist – bestimmt noch verschlimmern würde. Höchstwahrscheinlich wäre ich innerhalb von sechs Monaten bankrott, sähe mich abermals einer öffentlichen Erniedrigung ausgesetzt und wäre gezwungen, mich an der Straßenecke aufzubauen und an irgendwelche Handlungsreisenden zu verkaufen, denen der Sinn nach ein bißchen billiger Unterhaltung steht.«
»Du hast recht. Es kommt also überhaupt nicht in Frage, dich als Geschäftsfrau auch nur zu versuchen.«
»Genau.«
»Und wann fängst du an?«
»Heute!« Mit einem jubelnden Lachen rannte sie auf ihn zu und schlang ihm die Arme um den Hals. »Weißt du, was noch besser ist, als jemanden zu haben, der einen so gut kennt wie du mich?«
»Was?«
»Nichts.« Sie gab ihm einen innigen Kuß. »Wenn man schon untergeht…«
»Dann am besten
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