So hoch wie der Himmel
allzu lange duldete. »Jetzt achte ich ja auf dich, aber ich bin einfach noch nicht bereit.«
»Das Ganze läuft bereits seit Jahren zwischen uns.« Seine Hände glitten an ihren Seiten hoch, bis er auf ihre Brüste traf. »Aber ich nehme an, ich bin dir weit voraus.«
»Dann muß jetzt ich entscheiden, ob ich dich einholen will oder nicht.« Lachend kletterte sie von seinem Schoß. »Die Vorstellung, dass du und ich Sex miteinander haben sollen, ist einfach sonderbar.« Dann legte sie sich die Hand aufs Herz, das wie eine rossige Stute gegen ihren Brustkorb donnerte. »Auch wenn der Gedanke überraschend verlockend ist. Es gab einmal eine Zeit – das ist noch gar nicht lange her – da hätte ich gesagt, ›Was soll’s, Hauptsache, ich amüsiere mich‹, und hätte dich sofort ins Bett gezerrt.«
Als er sich erhob, flüchtete sie, abermals lachend, um den Tisch herum. »Ich bin nicht spröde. Davon halte ich nichts.«
»Was bist du denn dann?«
»Vorsichtig. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich vorsichtig!« Mit einemmal wurde ihre Miene ernst. »Du bedeutest mir einfach zuviel. Und außerdem habe ich gerade herausgefunden, dass auch ich mir wichtig bin. Nicht nur mein Äußeres« – sie wies auf ihr Gesicht –, »sondern ebenso mein Inneres. Ich hoffe, ich bekomme mein Leben in den Griff. Es soll etwas entstehen, auf das ich stolz sein kann. Da sind all diese neuen Pläne, all diese neuen Träume, die ich realisieren will. Nein …« Kurz machte sie die Augen zu. »… die ich realisieren
muß.
Und das erfordert sicher nicht nur Zeit, sondern auch ein gewisses Engagement. Sex lenkt einen ab, wenn man ihn ernst nimmt.« Wieder setzte sie ihr sanftes Lächeln auf. »Und wir würden ihn ernst nehmen, das weiß ich ganz genau.«
Er schob seine Daumen in die Taschen seiner Jeans. »Was willst du machen? Schwören, dass du von nun an entsagst?«
Ihr Lächeln wurde noch breiter und sie warf ihre Mähne zurück. »Das ist eine hervorragende Idee. Ich wusste doch, dass du stets Lösungen für meine Probleme zur Hand hast.«
Seine Kinnlade klappte herunter und er starrte sie entgeistert an. »Du machst hoffentlich Spaß!«
»Niemals.« Fröhlich trat sie vor ihn hin und klopfte ihm die Wange, wie es seit Jahren ihre Angewohnheit war. »Also gut, ich übe mich in Enthaltsamkeit, bis mein Leben wieder in Ordnung ist und meine Geschäfte laufen. Danke, dass dir diese rettende Idee gekommen ist.«
Am liebsten hätte er sie erwürgt. »Wenn ich wollte, hätte ich dich innerhalb von höchstens dreißig Sekunden verführt!«
Jetzt wurde er wirklich anmaßend. »Falls ich es dir erlauben würde«, lautete ihre freundliche Erwiderung. »Aber das wird nicht geschehen, ehe ich nicht bereit dazu bin.«
»Und was mache ich? Soll ich vielleicht in ein Kloster gehen, bis Frau Herzogin den Zeitpunkt für passend hält?«
»Du bist dein eigener Herr. Schlaf, mit wem du willst.« Sie drehte sich um, wanderte zurück an den Frühstückstisch und sah ihn über ihre Schulter an. »Außer mit mir.«
Aber der Gedanke gefiel ihr nicht so besonders. Sie schob sich ein Stückchen Kuchen in den Mund und sah Josh fragend an. »Es sei denn, dass dir der Sinn nach einer Wette steht.«
Sicher leckte sie absichtlich die Krumen von ihrer Unterlippe ab, überlegte er. Er spürte es, wenn eine Frau danach trachtete, ihn verrückt zu machen. »Laß hören!«
»Dass ich länger enthaltsam zu leben vermag als du. Dass ich meine Hormone beherrschen und eine ernsthafte Karriere verfolgen kann.«
Erneut schenkte er ihnen beiden heißen Kaffee nach. Auch wenn seine Miene unbewegt blieb, grinste er innerlich. Sie hatte ja keine Ahnung, wie lange es dauern könnte, bis sich die Türen des von ihr auf alle Fälle geplanten Ladens zum ersten Mal öffneten. Bis dahin könnten Monate vergehen. So lange hielte sie niemals aus, dachte er, während er seine Tasse an die Lippen hob und sie über den Rand hinweg betrachtete. Dafür sorgte er schon.
»Und an welchen Einsatz hast du so gedacht?«
»Deinen neuen Wagen.«
Das war doch der Gipfel. »Meinen Wagen? Meinen Jaguar?«
»Genau. Ich muß mein Auto verkaufen und weiß noch nicht, wann ich mir ein neues leisten kann. Wenn du der Versuchung vor mir erliegst, kriege ich den Jaguar. Du überschreibst ihn mir und verschiffst ihn für mich hierher nach Italien.« »Und wenn du verlierst?« Als sie abwinkte, grinste er. »Dann kriege ich deine Bilder.«
»Meine Straßenszenen?« Allein der Gedanke
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