So hoch wie der Himmel
Liebe?«
»Gut.« Mehr aus Verzweiflung als aus gesellschaftlicher Verpflichtung zerrte Laura an Kates Arm. »Dies ist Kate Powell.«
»Freut mich, Sie kennenzulernen.«
Kate machte sich nicht lange die Mühe, ihr zu erklären, dass man einander bereits mindestens ein halbes dutzendmal begegnet war. Frauen wie Louisa Metealf erinnerten sich nie an sie.
»Gefällt dir das Haus, Laura?« fuhr Louisa unbekümmert fort. »Ich dachte, die Anruferin wäre daran interessiert, das Gebäude zu mieten – aber wenn du nun, da du sozusagen alleine bist, etwas investieren willst, wäre dieses Objekt geradezu perfekt. Eine alleinstehende Frau muß an ihre Zukunft denken, findest du nicht auch? Der Besitzer wird auch gerne verkaufen.«
»Eigentlich ist Margo diejenige …«
»Oh, natürlich. Verzeihung!« Ähnlich einer Kanone, die von einem Panzer herab auf das Angriffsziel eingestellt wurde, fuhr Louisa sofort wieder zu Margo herum. »So geht es einem, wenn man plötzlich eine alte Freundin wiedersieht. Ich bin sicher, das verstehen Sie. Vor allem, da Sie beide ja offenbar seit Jahren miteinander befreundet sind. Wie schön, dass Sie in ihrer Nähe sein können, damit Laura diese Krise nicht allein durchstehen muß. Ein wundervolles Anwesen, nicht wahr? Und so günstig gelegen. Sicher hätte man nicht die geringsten Schwierigkeiten, einen passenden Mieter zu finden. Zufällig habe ich auch eine sehr zuverlässige Hausverwaltung an der Hand, falls Ihnen das Drumherum zu mühsam ist.«
Kaufen? Besitzerin dieses Hauses werden? Margo schluckte schwer, wandte sich aus Angst, die Mäklerin nähme das begierige Blitzen in ihren Augen wahr, eilig von Louisa ab und wanderte auf und ab. »Ich habe noch nicht entschieden, ob ich kaufen oder vielleicht zunächst lieber mieten will.« Sie zwinkerte Kate und Laura zu. »Wer waren denn die letzten Bewohner, wenn man fragen darf?«
»Tja, nun, mit denen hatte der Besitzer etwas Pech. Weshalb er auch einen Verkauf des Gebäudes in Erwägung zieht. Es war ein New Age-Laden. Ich selbst verstehe nicht allzu viel davon, und Sie? Dufttherapie und seltsame Musik und Gongs. Dann stellte sich heraus, dass hier auch Drogenhandel über die Bühne ging.« Den letzten Satz flüsterte sie, als bestünde allein durch die Erwähnung solcher Dinge Gefahr, ebenfalls der Sucht zu verfallen. »Marihuana. Oh, je, hoffentlich bin ich Ihnen nicht zu nahe getreten. Wenn man Ihre eigenen Schwierigkeiten in der letzten Zeit bedenkt …«
Margo zog die Brauen hoch. »Nicht im geringsten. Vielleicht könnte ich mir jetzt ja mal die obere Etage ansehen?«
»Selbstverständlich! Das Obergeschoß ist geräumiger, als man vielleicht denkt. Es wurde als Wohnung benutzt und hat eine niedliche kleine Küche wie in einem Puppenhaus – außerdem ist der Blick märchenhaft.«
Sie kletterte die Treppe wieder hinauf, wobei sie, ohne Luft zu holen, über die Vorzüge des Gebäudes plapperte, und die anderen folgten ihr langsam nach.
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst«, zischte Kate und packte Margo am Jackenzipfel. »Du könntest dir in dieser Lage nicht einmal die Miete leisten, ganz zu schweigen von dem Kaufpreis, der sicher alle unsere Befürchtungen sprengt!«
»Ruhe dahinten! Ich denke gerade nach.«
Es war schwer, sich zu konzentrieren, solange Louisa unablässig redete, und so verstummte Margo für eine Weile. Blockte alles ab außer der Begeisterung für das Häuschen. Die Wohnung war tatsächlich überraschend groß. Und wenn das Geländer, das die gesamte Galerie umgab, auch ein wenig wackelte, so kratzte sie das wenig. Und die magische Bemalung auf dem Boden bekäme man sicher wieder ab.
Sicher konnte es heiß wie in einem Backofen sein, und in der Küchenecke fände höchstens einer der sieben Zwerge Platz. Aber es gab niedliche Rundfenster, durch die man unmittelbar auf den Pazifik sah.
»Ist die Atmosphäre hier nicht wunderbar?« schwärmte Louisa. »Ein paar kosmetische Arbeiten, eine hübsche Tapete oder ein neuer Anstrich, und schon sieht alles ganz anders aus. Natürlich wissen Sie, dass die Miete in dieser Gegend nach Quadratmetern berechnet wird.« Der Aktentasche, die sie auf dem schmalen Küchentisch hatte liegenlassen, entnahm sie einen Ordner. »Dieses Gebäude hat knapp hundertachtzig Quadratmeter.« Sie hielt Margo die Papiere hin. »So dass die geforderte Miete durchaus angemessen zu nennen ist. Wobei natürlich die Nebenkosten zu Lasten des Mieters gehen.«
Kate öffnete den Wasserhahn
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