So hoch wie der Himmel
Kleidern und Schnickschnack jeder Art«, stellte Kate verwundert fest.
»Das, was du als Schnickschnack bezeichnest, nennen andere Leute Design.«
»Wie auch immer!« Höchst aufgeräumt streckte Kate die Beine von sich. »Sieht aus, als würden doch hin und wieder noch Zeichen und Wunder geschehen auf dieser Welt.«
7
Margo stand vor der Ladenfront in der belebten Cannery Row, und ihr Herz schlug höher. Das breite Schaufenster glitzerte in der Sonne und war durch eine reizende, kleine, überdachte Veranda vor Regen und Sturm geschützt. Die Tür bestand aus facettiertem Glas, in dessen Mitte die Gravur eines Lilienbouquets zu sehen war. Altmodische Messingbeschläge schimmerten im hellen Licht. Die spanischen Ziegel des spitzen Daches waren im Lauf der Zeit zu einem weichen Rosa verblichen.
Blecherne Musik von einem Karussell, schrilles Möwengeschrei und das unbeschwerte Geplapper der Touristen drangen an ihr Ohr. Von den Verkaufsständen und aus den Freiluftrestaurants an der Fisherman’s Wharf trug die laue Brise köstliche Düfte zu ihr herauf. Tandems ratterten vorbei.
Der Straßenverkehr bildete ein beständiges Hintergrundrauschen, und pausenlos suchten irgendwelche Autofahrer nach Parklücken, die man sich in diesem belebten Touristenparadies mühselig ergattern musste. Fußgänger schlenderten über die Gehwege, viele von ihnen mit Kindern, die entweder staunend das Treiben verfolgten oder genervt vor sich hin jammerten.
Überall war Bewegung, tummelten sich Menschen und Lärm und Leben. Die kleinen Läden entlang der Straße, die Restaurants und die Touristenattraktionen zogen Tag für Tag, Monat für Monat unablässig Besucher an.
All die anderen Gebäude mit den schmalen Schaufenstern und den leeren Lagerräumen, die sie bisher besichtigt hatte, hatten ihr nur einen Vorgeschmack geboten auf dieses hier.
»Das ist es«, murmelte sie.
»Du hast das Haus doch noch gar nicht von innen gesehen«, bemerkte Kate.
»Brauche ich auch nicht – es ist genau das Richtige für mich.«
Kate tauschte einen vielsagenden Blick mit Laura. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, welche Miete man für ein solches Häuschen nahm. Aber wenn man schon träumte, dachte sie, dann am besten gleich im großen Stil. Das paßte zu Margo!
»Wahrscheinlich ist der Makler schon drinnen.« Zu spät zu kommen bildete einen Teil von Margos Strategie. Sie wollte nicht, dass man merkte, wie versessen sie auf die Räumlichkeiten war. »Überlasst das Reden einfach mir.«
»Überlassen wir das Reden einfach ihr«, murmelte Kate und rollte die Augen himmelwärts. »Aber anschließend gehen wir irgendwo zusammen Mittagessen, ja?« Von der Fisherman’s Wharf wehte der Duft von gegrilltem Fisch und würzigen Saucen zu ihnen herauf, und sie merkte, dass sie halb verhungert war. »Dies ist das letzte Haus, das wir besichtigen, ehe ich nicht etwas im Bauch habe, abgemacht?«
»Dies ist überhaupt das letzte Projekt.« Die Schultern kampfbereit gestrafft trat Margo durch die Tür. Sie musste sich beherrschen, nicht sofort das ›Zu vermieten‹-Schild vom Haken zu reißen. Kleine Schauder rannen ihr über den Rücken. Zweifellos war sie schon zahllose Male, ohne irgend etwas zu empfinden, an diesem Gebäude vorbeigegangen.
Aber heute erst erkannte sie es als ihre Bestimmung.
Der Hauptraum war groß und leer. Der Harthoizboden wies an den Stellen, an denen zuvor Verkaufstresen und Schaukästen gestanden hatten, deutlich sichtbare Narben auf. Die Wände sahen nicht mehr weiß, sondern eher wie alte Pappe aus, und präsentierten überall dort, wo der Vormieter seine Wären aufgehängt hatte, kleine Löcher.
Aber Margo sah einzig den herrlichen Bogengang zum Nebenzimmer, die alte eiserne Wendeltreppe, über die man in die oberen Etagen gelangte, und den luftigen, das gesamte Gebäude umgebenden Balkon. Ihr Puls beschleunigte sich und ihr Blick wurde messerscharf, genau, wie wenn sie bei Cartier etwas entdeckte, das einzig auf sie zu warten schien.
Laura legte ihr warnend die Hand auf den Arm. »Margo!«
»Kapiert ihr denn nicht? Himmel, seht ihr denn nicht, dass dieses Ambiente wie geschaffen ist für mich?«
»Ehe man hier irgend etwas verkaufen kann, muß man eine Menge Arbeit investieren.« Kate rümpfte die Nase. Im Raum lag der Geruch von – Räucherstäbchen … Haschisch … alten Kerzen … »Außerdem scheint hier schon lange nicht mehr gelüftet worden zu sein.«
Ohne auf ihre Freundinnen zu achten, ging Margo hinüber zu
Weitere Kostenlose Bücher