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So hoch wie der Himmel

So hoch wie der Himmel

Titel: So hoch wie der Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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einer Tür, von der die Farbe blätterte, und machte sie langsam auf; dahinter befand sich ein winziges Bad mit einem alternden, auf einem Podest stehenden Waschbecken und angeschlagenen Fliesen. Entzückt riß sie die Augen auf.
    »Hallo?« Die Stimme kam aus dem zweiten Stock, und unmittelbar darauf vernahm man das schnelle Trippeln hochhackiger Schuhe auf einem Holzfußboden. Laura fuhr zusammen, als hätte man ihr einen Schlag versetzt.
    »Erbarmen, nicht Louisa! – Margo, du hast doch gesagt, dass du mit einem Mr. Newman verabredet bist?«
    »Das war ich auch.«
    Die Stimme schrillte abermals zu ihnen herab, und hätte Laura sich irgendwo verstecken können, hätte sie es getan.
    »Sind Sie das, Miss Sullivan?« Die Frau tauchte am oberen Rand der Treppe auf. Von ihrem fließenden Swinger bis hin zu den klappernden Absätzen war sie ganz in Pink gehüllt. Ihr Haar hatte jenes unbestimmte Aschblond, das Friseure gerne verwendeten, damit man die ersten grauen Strähnen ihrer Kundinnen nicht sah, und es lag wie ein harter Helm um ihr rundes, von pinkfarbenen Wangen beherrschtes Gesicht. An ihren Armen klapperten goldene Reifen und über ihrer linken Brust eine riesige Brillantenrosette.
    Mitte fünfzig, stellte Margo mit Expertenaugen fest, wobei sie sich eindeutig an die Vierzig klammerte. Sehr anständiges Face-Lifting, überlegte sie und setzte ein höfliches Lächeln auf, als die Frau plaudernd die Wendeltreppe herunterstöckelte. Regelmäßige Aerobic-Kurse, um in Form zu bleiben, wahrscheinlich unterstützt durch Fettabsaugen und Silikon.
    »… habe eben meine Erinnerung aufgefrischt«, fuhr Louisa fort. Sie redete wirklich wie ein Buch. »Ich war schon seit Wochen nicht mehr hier. Eigentlich wollte ja der liebe Johnny zu dem Termin kommen, aber er hatte heute morgen einen kleinen Autounfall.« Am Fuß der Treppe angekommen reichte sie Margo etwas atemlos die Hand. »Es freut mich unheimlich, Sie kennenzulernen. Ich bin Louisa Metealf.«
    »Margo Sullivan.«
    »Ja, natürlich.« In ihren braunen, sorgfältig mit bronzefarbenem Lidschatten geschminkten Augen blitzte Interesse auf. »Man kennt Sie doch! Ich hatte keine Ahnung, dass mein Ein-Uhr-Termin
die
Margo Sullivan war. Sie sehen wirklich so gut wie auf Ihren Photos aus. Dabei sind die ja oft retuschiert, nicht wahr? Und dann trifft man jemanden, dessen Gesicht man schon Hunderte von Malen gesehen hat, und ist fürchterlich enttäuscht. Nach allem, was man so hört, haben Sie ja anscheinend wirklich ein interessantes Leben geführt.«
    »Und es ist noch lange nicht vorbei«, bekräftigte Margo, woraufhin Louisa kicherte.
    »Oh nein, ganz bestimmt nicht! Was für ein Glück Sie haben, so jung und schön zu sein. Ich bin sicher, über den kleinen Rückschlag kommen Sie schnell hinweg. Zuletzt waren Sie in Griechenland, nicht wahr?«
    »Hallo, Louisa!«
    Sie drehte sich um und faßte sich ans Herz. »Ach nein, Laura, meine Liebe! Ich habe dich gar nicht gesehen. Was für eine Überraschung, dass du ebenfalls hier bist!«
    Laura gab sich einen Ruck und die Frauen tauschten eilig oberflächliche Küßchen aus. »Du siehst phantastisch aus.«
    »Oh, ich habe bloß meine Arbeitskleidung an.« Louisa strich sich die Jacke glatt, unter der sich ihr Busen in Erwartung neuer Gerüchte nach oben bewegte. »Ich genieße es wirklich, wenn ich ein paar Tage pro Woche meinem kleinen Hobby frönen kann. Die Maklertätigkeit führt einen an so interessante Orte und man trifft so viele Menschen, dass man sich kaum noch jeden einzelnen von ihnen merken kann. Da Benedict ständig in seiner Praxis ist und die Kinder inzwischen erwachsen sind, möchte ich mich irgendwie ein wenig nützlich machen.« Das Glitzern in ihren Augen verstärkte sich. »Ich weiß einfach nicht, wie du das schaffst, meine Liebe, mit deinen beiden wunderbaren Kindern, all deiner gemeinnützigen Arbeit und dann noch all den gesellschaftlichen Verpflichtungen. Erst vor kurzem habe ich zu Barbara gesagt – du erinnerst dich doch sicher an meine Tochter, Barbara –, was für eine erstaunliche Frau du doch bist. Vorsitzende all dieser Komitees, Veranstalterin so vieler Benefizveranstaltungen und dann noch zwei kleine Kinder, die es zu erziehen gilt. Vor allem im Augenblick, da du mit deiner Scheidung so viel am Hals hast.« Sie flüsterte, als wäre es ein schmutziges Wort, das man besser nicht laut aussprach. »Was für ein Elend für alle Beteiligten, nicht wahr? Wie kommst du damit klar, meine

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