So hoch wie der Himmel
Geschmack.«
»Hmm. Wenn Sie soviel Geschmack haben, sie nicht leiden zu können, dann schneie ich ganz sicher mal bei Ihnen herein. Himmel, jetzt peilt sie auch noch uns an. Dann lasse ich Sie mal lieber mit ihr allein.«
»Hören Sie, bitte …« Doch es war zu spät. Candys Kreischen führte dazu, dass jeder in ihre Richtung sah.
»Margo! Margo Sullivan! Ich glaube es einfach nicht.«
»Hallo, Candy!« Zu Margos Entsetzen sprang Candy auf den soeben frei gewordenen Stepper zu.
Diese lüssi sprang immer und überall, was nur einer von zahlreichen Gründen war, weshalb Margo sie von Herzen verabscheute. Sie sah stets aus wie aus dem Ei gepellt, hatte wallendes rotes Haar und wirkte ewig gut gelaunt. Während ihrer gemeinsamen High-School-Zeit hatte Candy die Funktion der obersten Cheerleaderin und der obersten Nervensäge innegehabt. Mittlerweile hatte sie zweimal reich geheiratet, hatte aus jeder Ehe ein perfektes Kind und brachte ihre Tage, soweit Margo wusste, mit der Planung erlesener Teegesellschaften und mit der Pflege diskreter Affären zu.
Unter der Oberfläche, hinter dem fröhlichen Gesicht und dem wohlgeformten Leib allerdings verbarg sich ein Schlangenherz. Candy ordnete andere Frauen nicht als Geschlechtsgenossinnen, sondern vor allem als Feindinnen ein.
»Natürlich hat sich bereits herumgesprochen, dass du wieder im Lande bist.« Mit einem niedlichen, pinkfarbenen Fingernagel gab sie die Zeit und die Steigung in den Computer der von Judy verlassenen Maschine ein. »Ich wollte die ganze Zeit schon anrufen, aber irgendwie ist mein Terminkalender immer am Platzen.« Ihre Diamantohrringe wackelten, als sie lächelnd auf Margo sah. »Wie geht es dir? Du siehst prima aus. Niemand käme je darauf, dass du eine so harte Zeit hinter dir hast.«
»Nicht wahr?«
»All diese schrecklichen Geschichten, die die Leute über dich verbreiten!« Ihr Puppengesicht drückte boshafte Freude aus. »Es muß furchtbar für dich gewesen sein. Ich kann mir gar nicht vorstellen, verhaftet zu werden – noch dazu in einem fremden Land.« Ihre Stimme war gerade laut genug, die Aufmerksamkeit mehrerer morgendlicher Athleten zu mobilisieren.
»Das kann ich auch nicht.« Margo rang nach Luft und sehnte sich nach einer Zigarette und einer Tasse Kaffee. »Ich wurde nämlich nicht verhaftet, sondern lediglich befragt.«
»Siehst du, natürlich war die Geschichte mal wieder übertrieben.« Ihr Ton drückte eine Mischung von Mitgefühl und gleichzeitigem Zweifel aus. »All diese schrecklichen Dinge, die man über dich las. Tja, ich habe gleich zu einigen der Mädchen gesagt, dass sicher alles Unsinn ist. Aber trotzdem hörte der Strom der Gerüchte nicht mehr auf. Die Presse kann so herzlos sein. Es war wirklich klug von dir, erst mal aus Europa zu verschwinden. Am besten wartest du ab, bis der Skandal verraucht ist. Typisch Laura, dass sie das ganze Gerede ignoriert und dich wieder aufgenommen hat.«
Worauf es nichts zu sagen gab außer einem lapidaren »Ja«.
»Die Sache mit Bella Donna ist natürlich höchst bedauerlich. Dein Ersatzmodel kann nicht halb so gut sein wie du. Du bist wesentlich photogener als Tessa Cesare.« Candy hüpfte auf dem Stepper auf und ab und schliff ihre Lanze zum Todesstoß. »Natürlich ist sie jünger, aber sie hat bestimmt nicht deine … Erfahrung.«
Dies war ein gezielter Stich ins Herz. Margos Griff um die Haltestange verstärkte sich, aber ihre Stimme blieb gelassen wie zuvor. »Tessa ist eine wunderschöne Frau.«
»Ja, natürlich ist sie das. Und sehr exotisch obendrein.
Diese goldene Haut, diese wunderbaren schwarzen Augen. Vermutlich hat das Unternehmen absichtlich einen Kontrast gesucht zu dir.« Ihr Lächeln wies eine genau berechnete Spur amüsierter Verachtung auf. »Aber du schaffst sicher ein Comeback, Margo. Keine Angst!«
»Nicht, wenn man mich wegen Mordes hinter Gitter bringt«, stieß Margo zischend hervor.
»Also erzähl mir alles ganz genau. Verrückterweise habe ich gehört, dass du einen Laden aufmachen willst?«
»Ich lache selbst schon die ganze Zeit, aber trotzdem geht es morgen los.«
»Nein? Tatsächlich?« Candy riß die Augen auf. »Dann hat dir also die arme Laura Ridgeway tatsächlich ein Haus gekauft. Wie rührend!«
»Es gehört Laura, Kate Powell und mir zu gleichen Teilen.«
»Ihr drei habt ja schon immer wie die Hühner zusammengegluckt.« Candys Lächeln wurde kühl. Sie hatte die drei Freundinnen seit eh und je um ihre unerschütterliche
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