So hoch wie der Himmel
auf dem Boden ausbreitete, was ein Templeton-Manager jemals vergaß.
Offensichtlich hatte sie ihn all die Jahre erheblich unterschätzt; doch nun erkannte sie, dass er sicher ein furchteinflößender Gegner war, was sein gezielter Schwung mit dem Tennisschläger bewies. So gesehen besäße er sicher auch als Liebhaber einiges Format…
Josh bemerkte ihren Blick, als er ihr einen Teller reichte. »Probleme, Herzogin?«
»Mehrere!«
Trotzdem machte ihr das Picknick und das fröhliche Plaudern der Mädchen Spaß. Unter Joshs liebevollen Sticheleien taute auch Ali langsam auf. Das arme Ding sehnte sich nach einem Vater, überlegte sie. Sie verstand die Leere, den Schmerz, den das Kind sicherlich empfand. Für sie hatte Thomas Templeton diese Leere gefüllt; doch zugleich hatte seine heitere, nette Art ihr ständig klar gemacht, dass sie keinen echten Vater besaß.
Sie hatte nie einen Dad gehabt – oder zumindest nur für so kurze Zeit, dass er ihr nicht in Erinnerung geblieben war. Ihre Mutter hatte über den Mann, den sie geheiratet und verloren hatte, nie etwas gesagt, und nachzufragen traute Margo sich nie.
Aus Angst, erkannte sie, dass weder für sie noch für ihre Mutter etwas damit zu gewinnen gewesen wäre.
Keine Liebe war es, dachte sie, und ganz sicher keine Leidenschaft.
Aber eine weitere gescheiterte Ehe in der Welt machte ohnehin keinen Unterschied. Nicht einmal für die Beteiligten. Ein braves, irisches, katholisches Mädchen heiratete, setzte Kinder in die Welt und nahm Gottes Willen gesenkten Hauptes an. Ann Sullivan hatte nicht wie Seraphina voller Verzweiflung Gott verflucht, hatte sich nach dem Verlust nicht ins Meer gestürzt. Ann Sullivan hatte sich zusammengerissen, war fortgegangen und hatte ihre Ehe zu den Akten gelegt.
Und zwar mit einer solchen Leichtigkeit, dachte Margo jetzt, dass es wahrscheinlich wenig Erinnerungswürdiges gegeben hatte. Ein Vater stand für sie nicht zur Verfügung, basta!
Und in diese Lücke hatte sie andere Männer gelassen! Meistens ältere wie Alain, erfolgreich, etabliert und ohne Interesse an Dauerhaftigkeit. Verheiratete oder häufig beziehungsweise lose verheiratete Typen, deren Frauen ihre Affären ignorierten, wie umgekehrt genauso.
Sie hatte sich immer Männer ausgesucht, die sie als Trophäe betrachteten, die es zu verwöhnen, zu umsorgen und zur Schau zu stellen galt. Männer, die zu halten völlig unmöglich war, wodurch die Beziehung an Reiz für sie nur gewann.
Hastig leerte sie ihr Weinglas. Was für eine grausige Erkenntnis, dachte sie. Wie jämmerlich!
»Alles in Ordnung?« Laura legte ihr besorgt die Hand auf den Arm. »Du bist plötzlich kreidebleich.«
»Es ist nichts weiter. Leichte Kopfschmerzen, mehr nicht. Vielleicht finde ich eine Tablette.« Sie stand auf und musste sich beherrschen, sonst wäre sie nicht gegangen, sondern die Treppe hinaufgestürzt.
Im Badezimmer nahm sie die verschiedenen Medikamente aus dem Schrank. Ihre Finger legten sich um die Flasche, in der sich ein Tranquilizer befand, doch dann entschied sie sich für Aspirin. Eine Pille zu nehmen, damit die Furcht verging, wäre allzu leicht, sagte sie sich, während sie das kalte Wasser laufen ließ.
»Margo!« Josh trat hinter sie. »Was ist los mit dir?«
»Böse Träume!« Sie schüttelte den Kopf und schluckte ein Aspirin. »Nur ein schrecklicher, kleiner Inkubus, weiter nichts.«
Sie hätte sich zu ihm umgedreht, doch er hielt sie entschlossen fest, so dass sich ihrer beider Gesichter im Spiegel begegneten. »Nervös wegen der Eröffnung des Geschäfts?«
»Ich mache mir bald in die Hosen vor lauter Angst.«
»Was auch immer passiert, du hast bereits etwas sehr Wichtiges erreicht: Du hast dieses Haus zum Leben erweckt. Es ist wunderschön und elegant und einzigartig. Genau wie du.«
»Ein Laden, in dem es lauter Äußerlichkeiten zu kaufen gibt.«
»Na und?«
Sie schloß die Augen. »Na und! Sei ein Freund, Josh, und halt mich eine Minute.«
Er drehte sie zu sich herum, zog sie an seine Brust und strich ihr, als sie seufzte, zärtlich übers Haar. »Erinnerst du dich an den Winter, in dem du dich auf die Suche nach Seraphinas Mitgift begabst?«
»Hmm. Ich habe den Rosengarten und einen Teil des südlichen Rasens umgegraben. Mum war außer sich vor Wut und Scham und hat mir gedroht, mich zu meiner Tante Bridgett nach Cork zu verbannen.« Erneut stöhnte sie, doch seine Nähe und sein Duft waren ihr ein echter Trost. »Aber dein Vater hat nur gelacht. Er
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