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So kam der Mensch auf den Hund

Titel: So kam der Mensch auf den Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Lorenz
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bis weit in die Donau hinaus.
     Während ich auf meinen bloßen Füßen über den schmerzenden groben Kies schleiche, läuft Susi freudig voraus zum Wasser, geht
     bis an die Brust hinein und legt sich dann nieder, so daß nur der dicke Kopf aus den Fluten ragt, ein eckiges kleines Gebilde
     auf dem Hintergrunde der großen Wasserfläche.
    Als ich in den Strom wate, kommt Susi dicht aufgeschlossen hinter mir her und winselt leise. Sie ist noch nie über den |125| Strom geschwommen und hat vor seiner Breite etwas Angst. Ich spreche ihr beruhigend zu und wate weiter; sie muß schon schwimmen,
     als mir das Wasser kaum über die Knie reicht, und wird stark abgetrieben. Um ihr Mühe zu ersparen, schwimme ich ebenfalls.
     Daß ich nicht weniger abwärtsgetrieben werde, beruhigt sie sichtlich, so daß sie brav und treu neben mir schwimmt.
    Von einem Hunde, der mit seinem Herrn schwimmt, wird eine ganz bestimmte Intelligenzleistung gefordert. Der Mensch steht ja,
     dem Hunde ungewohnt, im Wasser nicht lotrecht; so mancher Hund lernt nie, das zu begreifen. Der Hund sucht deshalb dicht hinter
     dem aus dem Wasser ragenden Menschenkopf zu bleiben, wobei er mit den rudernden Vorderpfoten den Rücken des Herrn fürchterlich
     zerkratzt. Susi dagegen hat die beim Schwimmen veränderte Körperhaltung des Menschen sofort begriffen und vermeidet es sorgfältig,
     mir von hinten zu nahe zu kommen.
    Jetzt, da sie sich auf dem weiten Strome ängstlich fühlt, schwimmt sie seitlich so dicht wie möglich neben mir. Einmal wird
     ihre ängstliche Erregung so stark, daß sie sich im Wasser hoch aufrichtet und nach dem Ufer zurücksieht, von welchem wir gekommen
     sind. Ich befürchte schon, sie würde umkehren, allein sie beruhigt sich wieder.
    Bald aber macht sich ein anderer Übelstand bemerkbar: In ihrer Unruhe und in dem Bestreben, die unheimliche breite Fläche
     des Stromes möglichst rasch hinter sich zu bringen, schwimmt meine gute Susi in einem Tempo, das ich auf die Dauer nicht halten
     kann. Ich plage mich schnaufend, Schritt zu halten, aber sie überholt mich und entfernt sich immer weiter. Es würde mir ja
     nichts ausmachen, käme sie lange vor mir jenseits an; das aber will sie wieder nicht, denn als sie sich einige Meter vor mir
     befindet, kehrt sie wieder um und schwimmt zu mir zurück. Nun sieht sie aber das Heimatufer, weshalb die Gefahr besteht, daß
     Susi dorthin schwimmt. Denn für ein Tier, das sich ängstigt, hat die Richtung nach Hause einen gewaltigen Vorzug gegenüber
     jeder anderen. Hunden fällt es überhaupt schwer, im Schwimmen die Richtung |126| zu ändern; deshalb bin ich froh, daß ich die Hündin zur neuerlichen Umkehr bewegen kann.
    Ich bemühe mich nun gewaltig, so nahe hinter Susi zu bleiben, daß ich sie durch Zurufe in der gewünschten Richtung zu halten
     vermag, sooft sie sich anschickt, umzukehren. Daß sie diese Zurufe überhaupt
versteht
und sich von ihnen beeinflussen läßt, ist ein neuer Beweis für ihre überdurchschnittliche Intelligenz.
    Wir landen, Susi viele Meter vor mir, auf einer Sandbank, die steiler abfällt als die, von der wir weggeschwommen sind. Als
     Susi aus dem Wasser steigt, sehe ich, wie sie bei den ersten Schritten auf dem Lande deutlich hin- und herschwankt. Diese
     kleine und in Sekundenschnelle vorübergehende Gleichgewichtsstörung nach längerem Schwimmen kenne ich von mir selbst sehr
     gut, auch viele gute Schwimmer bestätigen mir diese Beobachtung, für die ich allerdings keine vernünftige physiologische Erklärung
     weiß. Mit Erschöpfung hat die Erscheinung sicher nichts zu tun, was mir übrigens auch Susi sofort beweist, indem sie, freudig
     erleichtert, die unangenehme Überfahrt glücklich beendet zu haben, in einen Freudentaumel ausbricht, den »Sausewahn« bekommt,
     in engen Achterschleifen um mich herumgaloppiert und mir sodann einen dicken Ast bringt, mit der Aufforderung, Apportel zu
     werfen, was ich denn auch bereitwilligst tue.
    Als sie dieses Spieles müde geworden ist, rast sie in höchstem Tempo davon und jagt eine Bachstelze, die fünfzig Meter von
     uns entfernt am Ufer sitzt. Natürlich weiß Susi, daß sie den Vogel nicht fangen kann, aber sie weiß auch, daß Bachstelzen
     gern das Ufer entlangfliegen und sich wieder niederlassen, wenn sie einige Dutzend Meter Vorsprung erlangt haben, so daß man
     sie wunderbar als Schrittmacher zu einem kleinen Jagdgalopp benutzen kann.
    Ich freue mich, daß meine kleine Freundin so guter Laune ist,

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