So küsst nur ein Millionär
glücklicher als mit Ihnen?“
„Woher, zum Teufel, soll ich das wissen? Das ist mir auch vollkommen egal.“
„Wenn man jemanden wirklich liebt, dann möchte man, dass er glücklich ist, egal mit wem.“ Genau so empfand sie Patrick gegenüber.
Ryan sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. „Das ist absoluter Quatsch.“
„Nein. Denn wir haben es in der Hand, ob wir eine Situation positiv oder negativ beurteilen.“
„Was sind Sie? Eine Heilige?“
Machte er sich etwa über sie lustig? „Warum? Nur weil ich mich auf das konzentriere, was ich habe, und nicht auf das, was ich nicht habe?“
Kopfschüttelnd bog er in eine breite Straße ein, die durch eine luxuriöse Siedlung führte, direkt am Wasser entlang. Nach ein paar Querstraßen fuhr er links in eine Zufahrt, die sich etliche Hundert Meter durch ein Waldgebiet wand. Schließlich hielten sie vor einem wunderschönen zweistöckigen Haus, das von einer breiten Terrasse umgeben war. Doch noch bevor Nicole ausgestiegen war, wusste sie schon, dass dieses Haus nicht infrage kam.
„Nein“, stieß sie schnell hervor.
„Aber Sie haben es noch gar nicht gesehen.“
„Das ist auch nicht nötig. Es ist sicher ein tolles Haus in einer schönen Gegend. Aber der Garten fällt sehr steil zum Ufer hin ab. Das ist für ein kleines Kind einfach zu gefährlich.“
„So?“ Er blickte in die Richtung, in die Nicole zeigte. „Warten Sie hier.“ Er kletterte aus dem Wagen und ging auf eine Frau zu, die gerade aus ihrem Minivan stieg. Nach einem kurzen Wortwechsel kam er wieder zurück. „Das nächste Objekt steht auch nah am Wasser. Meinen Sie, es lohnt, es sich anzusehen?“
„Sie lieben das Wasser?“
„Ja. Wasserski ist meine große Leidenschaft. Und während meiner Collegezeit bin ich viel gerudert.“
Wenn sie seine muskulösen Arme betrachtete, konnte sie sich das sehr gut vorstellen. Wahrscheinlich konnte sie mit beiden Händen kaum seinen Bizeps umschließen. Wie er wohl mit nacktem Oberkörper aussah, nur mit einer Badehose bekleidet?
Schnell wandte sie den Kopf ab und blickte angestrengt aus dem Fenster. Wieso war sie so an seinem Körper interessiert? Weil ihr Kind die Hälfte von Ryans Genen in sich trug und möglicherweise seinem Vater ähnlich sehen würde?
Ja, das musste es sein. Einigermaßen gefasst wandte sie sich wieder zu Ryan um. „Wo Wasser ist, droht immer Gefahr. Wahrscheinlich kann man ein Grundstück so einzäunen, dass nichts passieren kann. Aber ich vermute, Sie werden Ihre gefährlichen Hobbys nicht aufgeben, nur weil Sie Vater werden?“
„Nein.“
Immerhin war er ehrlich. Aber er musste noch viel lernen, wenn er glaubte, dass er auch mit einem Kind seine alten Gewohnheiten beibehalten konnte. Sie würde das Kind nicht einmal großziehen, und doch hatte die Tatsache, dass sie schwanger war, bereits ihr ganzes Leben durcheinandergebracht.
5. KAPITEL
Dass eine Frau neben ihm einschlief, ohne dass er sie vorher leidenschaftlich geliebt hatte, war Ryan noch nie passiert. Aber genau das war geschehen.
Während er darauf wartete, dass die Ampel rot wurde, betrachtete er die schlafende Nicole neben sich. Auch die dichten schwarzen Wimpern konnten die dunklen Augenringe nicht verbergen. Am Ende des dritten Schwangerschaftsmonats schien sie ständig müde zu sein.
Das kannte er von Jeanette. Sie hatte in der ersten Zeit so viel geschlafen, dass sie nicht mehr zum College hatte gehen können und sich dauernd über ihre Erschöpfung und die Morgenübelkeit beklagt hatte. Rund um die Uhr wollte sie bedient werden, und er war dumm und verliebt genug gewesen, um alles zu tun, was sie wollte. Von dem Verhalten seiner Mutter her hätte er es besser wissen sollen, denn auch sie hatte den Vater ständig unter Druck gesetzt. Aber Liebe machte ja bekanntlich blind …
Nicole dagegen hatte sich noch nie beschwert, obwohl sie sicher auch oft erschöpft war. Sonst wäre sie nicht eben mitten im Satz eingeschlafen. Wie sie so dalag, in sich zusammengesunken, war ihr Ausschnitt verrutscht und der Ansatz der Brüste zu sehen. Die rosigen Lippen waren leicht geöffnet. Eine Locke war ihr in die Stirn gefallen, und Ryan ärgerte sich über seinen spontanen Wunsch, sie ihr aus dem Gesicht zu streichen.
Stattdessen sollte er sich lieber auf ihr letztes Gespräch konzentrieren. Natürlich hatte sie nicht ganz unrecht. Wasser war für Kinder immer gefährlich. Deshalb war es gut, dass er sie mitgenommen hatte. Während er nur das Haus
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