So kuesst nur ein Millionaer
sie nicht verliebt, auf keinen Fall. Liebe war sanft und zart und umhüllte die Liebenden wie eine weiche Decke. Ihre Gefühle für Ryan waren rau und wild und beunruhigten sie. Der Sex mit ihm war allerdings unglaublich gut gewesen. Was sollte sie nur tun? Erst einmal musste sie hier verschwinden.
Vorsichtig stieg sie aus dem Bett. Schnell warf sie einen Blick zurück. Ryan schien tief und fest zu schlafen, zumindest hob und senkte sich seine Brust in regelmäßigen Abständen. Der Mann hatte wirklich die Figur eines Leistungsschwimmers: muskulös, breite Schultern, dazu die gebräunte Haut. Schon bei seinem bloßen Anblick beschleunigte sich ihr Puls.
Raus hier, bevor er aufwacht .
Schnell hob sie Slip, Schuhe und Kleid auf und schlich auf Zehenspitzen aus dem Raum. Erst im Wohnzimmer zog sie sich an. Mit den Schuhen in der Hand ging Nicole leise zur Tür.
Meine Tasche .
Sie blieb stehen. Wo hatte sie sie gelassen? Dann fiel ihr ein, dass Ryan die kleine Abendtasche an sich genommen hatte, als sie zur Tanzfläche gegangen waren. Ohne Tasche konnte sie das Apartment aber nicht verlassen, denn darin waren Geld, Kreditkarte, Hausschlüssel und Handy.
Also konnte sie noch nicht einmal Lea anrufen, es sei denn, sie benutzte Ryans Telefon oder das in dem Torhäuschen. Aber wollte sie Lea überhaupt anrufen? Sie würde eine Erklärung erwarten, die sie ihr nicht geben konnte. Denn sie wusste ja selbst nicht genau, warum sie mit Ryan geschlafen hatte. War ihre Beziehung nicht schon kompliziert genug? Und dennoch war Nicole überzeugt gewesen, das Richtige zu tun. Zumindest hatte es sich richtig angefühlt nach den turbulenten letzten Tagen und ihrer Enttäuschung wegen Beths und Patricks Reaktion. Ryan schien der Einzige zu sein, der sie verstand. Und jetzt hatte sie den Eindruck, mit ihrem schlimmsten Feind geschlafen zu haben, mit dem Mann, der ihr das Baby wegnehmen wollte und vor nichts zurückschreckte.
Was sollte sie tun? Sollte sie gehen und vom Wachmann aus Lea anrufen, die sie mit Fragen bombardieren würde? Oder versuchen, ihre Tasche zu holen, ohne dass Ryan aufwachte?
Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Sie stellte die Schuhe ab und ging auf Zehenspitzen zurück ins Schlafzimmer. Hastig sah sie sich um. Wo hatte er sie bloß abgelegt? Sie war schwarz und entsprechend schwer zu sehen in diesem Raum, in dem fast alles schwarz war. Der Boden, die Möbel, selbst das Bett und das Bettzeug.
Und dann entdeckte sie sie. Sie hing über einer Stuhllehne. Vorsichtig ging sie darauf zu.
„Wo willst du denn hin?“
Beim Klang von Ryans rauer, schlaftrunkener Stimme fuhr Nicole erschrocken zusammen. „Ich suche meine Tasche.“
„Willst du mich heimlich verlassen?“ Ryan setzte sich auf und machte die Nachttischlampe an.
Ohne ihn anzusehen, griff sie nach der Tasche. „Ich wollte dich schlafen lassen.“
„Moment, ich bring dich nach Hause.“ Er warf das Betttuch zurück und stand auf.
Schnell wandte sie sich um. „Nein, das …“ Sie stockte und sah ihn an. Was für ein Körper! Sofort wurde ihr wieder heiß. „… das ist nicht nötig. Ich nehme ein Taxi.“
„Kommt nicht infrage.“ Entschlossen kam er auf sie zu und legte ihr kurz die Hand an die Wange. „Ich habe dich abgeholt, und ich bringe dich auch wieder nach Hause.“
Schon diese kleine Geste verwirrte sie total. Warum hatte dieser Mann nur eine solche Wirkung auf sie? Sie liebte doch Patrick. Oder nicht … mehr? Konnte sie zwei Männer gleichzeitig lieben? War sie ihrer Mutter doch ähnlicher, als sie immer geglaubt hatte?
„Ich muss jetzt gehen.“
„Sekunde.“ Schnell hob er die Hose auf und zog sie an. Dann griff er nach dem Hemd. Fasziniert sah Nicole zu, wie er das Hemd zuknöpfte. Irgendwie war das genauso aufregend wie das Aufknöpfen. Die schönen Hände, die kräftigen braunen Finger …
Hastig wandte sie sich ab. Diese verdammten Schwangerschaftshormone! Oder war es doch etwas anderes? Im Augenblick wusste sie überhaupt nichts mehr. So unsicher war sie in ihrem ganzen Leben noch nicht gewesen.
Am Samstagmorgen hatte Nicole einen Entschluss gefasst. Sie musste mit ihrer Schwester sprechen. Diesen Zustand der Ungewissheit hielt sie nicht mehr länger aus. Sie musste endlich wissen, ob Beth das Kind haben wollte oder nicht.
Da die Schwester ihr die Tage zuvor aus dem Weg gegangen war, fuhr sie zu ihrem Haus. Normalerweise öffnete sie einfach die Haustür, die nie abgeschlossen war. Aber diesmal klopfte sie
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