So muss die Welt enden
noch Teig war.
Sobald das Paar in vollgestopfter Verfassung in den Korridor schwankte, stellte es fest, daß ungefähr achtzig Meter es von den Kabinen trennte. Die beiden sahen sich an. Achtzig Meter, achthundert Kilometer – auf jeden Fall war es ihnen zu weit. Sie ließen sich für ihr Nickerchen einfach auf den Boden sinken. George schlüpfte aus seiner ARES-Montur wie eine Eidechse aus der Haut. Er hörte Gesäge – ja, Schnarchen, aber es waren Morning Valcourts Schnarchtöne, folglich hörte er sie gern, empfand er sie als behaglich-nette, ausdrucksvolle Laute. Ruhig betrachtete er seine neue Frau, die bedeutende Annullierten-Psychotherapeutin und überragende Geierdompteuse, fand unendliches Gefallen an ihrem sommersprossigen, vom Eis rauhen, schönen Schlafgesicht…
Als er erwachte, hatte die Welt sich in einen Erotikfilm verwandelt, war der Teppichboden weich, der Korridor warm, Schweiß durchfeuchtete seine Unterwäsche wie eine wohltuende Emulsion, und da kam Morning, frischgeduscht und in einem mit dem Anker-Emblem der Kriegsmarine der Vereinigten Staaten geschmückten Seidenschlafanzug, blieb in provokativer Froschperspektive vor ihm stehen, streckte ihm eine nasse Hand entgegen. George sprang auf, folgte ihr durch den Korridor, genoß den Duft ihres gewaschenen Haars, seine Erektion bewegte sich ihm voraus wie ein Bugspriet. Er fühlte sich so fickrig wie früher während der Pubertät. Vor der Kabine des Ersten Offiziers küßte Morning ihn mit linkischer Begehrlichkeit.
»Ich bin völlig verschwitzt«, sagte George.
»Ist mir gleich«, entgegnete Morning, zog ihn über die Schwelle.
Die Kabine erstrahlte im Licht vieler Kerzen. Wie vieler Kerzen? Waren es hundert? Tausend? Kerzen brannten liebevoll arrangiert auf dem Nachttisch, dem Sekretär, dem Fußboden, Kerzen staken in Gin-Flaschen und Teegläsern, auf dem Kopfende des Betts standen Kerzen aufgereiht, als bildeten sie das Sternbild Midgardschlange.
»Veranstalten wir ’ne spiritistische Sitzung?« fragte George.
Morning schnappte nach Luft, ihr Lächeln verflog. Unerbittlich biß George sich auf die Unterlippe, zuckte vor Weh zusammen.
»Entschuldigung. Ich…«
»Ich dachte, es gefiele dir«, sagte Morning. Die Augen wurden ihr feucht. »Kerzen sollen doch… romantisch sein.«
»Es gefällt mir«, beteuerte George schleunigst. »Es ist schön.«
»Weißt du, George, ich kenne mich in diesen Dingen einfach nicht aus.«
»So ist es sehr romantisch.«
»Ich habe mit so was gar keine Erfahrung.«
»Mach einfach alles nach, was ich tu.«
George schlang die Arme um sie, rieb ihre Schulterblätter. Sie tat das gleiche bei ihm. Er entledigte sie, indem er die wundervoll reibungslos aufknöpfbare Schlafanzugjacke aufnestelte, des Oberteils, warf es auf das Bett, die einzige Stelle in der Kabine, wo es kein Feuer fangen konnte. Sie ahmte ihn nach: sein Unterhemd flog hinterdrein. Ihre Brüste waren nicht groß, aber zählten unverkennbar zu den unergründlichen Formen der Sinnlichkeit, der Religion runder Altäre, den Erzeugern so heißer, ergebungsvoller Leidenschaften, daß die Männer der ausgerotteten Spezies Mensch davor fassungs- und machtlos gestanden hatten, die Frauen ratlos gewesen waren und verdrossen, also besah er sie sich – in dem Gefühl, diese Lüsternheit nicht nur sich, sondern seinem gesamten, toten Geschlecht schuldig zu sein – mit aller Ausgiebigkeit, bevor er die Brustwarzen küßte, die sich ihm entgegenschoben wie braune Sprossen aus der Erde, und innerhalb von Sekunden merkte Morning, wie sie vorgehen mußte, küßte seine Brustwarzen.
Er entkleidete sie vollends. Sie tat das gleiche mit ihm. In dem von Kerzenschein hell erleuchteten Raum standen beide sich gegenüber.
»Das hier muß ich in dich hineinstecken, siehst du?« Dem Orgasmus schon nahe, senkte George seine Morning aufs Bett.
»Davon habe ich gelesen.« Sie lachte. »Muß ich auch etwas in dich hineinstecken? Ich hab’s vergessen.«
George drang in sie ein, stocherte, seine übereifrigen Spermien schossen hinaus, in sie hinein.
»War’s das?« fragte Morning.
»Als du zum erstenmal Kaffee getrunken hast – wahrscheinlich mit neun, oder so –, da hat’s dir noch nicht geschmeckt, stimmt’s?«
»Ich bin nie neun gewesen.«
George vollführte eine Drehung, schwang die Beine über die Bettkante. Ein Kerzenflämmchen leckte gegen seinen Fußknöchel. »Ich glaube, was ich jetzt wirklich brauche« – er stand auf –, »ist ’ne
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