So muss die Welt enden
unaufhörliches Ticken. Das schußfeste Glas in der Saalmitte hatte zuvor an Bord der Donald Duck die Seiten der Bowlingbahn armiert, jetzt schützte es die Erebus-Sechserbande. George saß zwischen Henker und Wengernook; letzterer nuckelte angestrengt an einer unangezündeten Zigarette und rang, indem er unablässig die Finger ineinander verkrallte, die Hände. Pastor Sparren sinnierte über einer kleinen Bibel. Nach einer durch Schwarzblütigen-Folterungen bedingten, schlaflosen Nacht döste Overwhite vor sich hin. Randstable arbeitete daran, den Primuskocher seiner ARES-Montur in ein Gerät umzubasteln, mit dem er seinen Kakao auf konstanter Temperatur halten könnte.
George linste durch den Frostdunst und musterte die Zuhörer im Gerichtssaal Gesicht um Gesicht, beobachtete von ihnen Hunderte. Diese Frau dort hätte beinahe Morning sein können; nur ihr Kinn war zu schwach herausgebildet. Die da hatte ähnlich rotes Haar wie Morning; lediglich ihr Mund war schmaler. Ein Pickeljüngling hielt ein Schild mit dem Text BOMBT IHNEN WEG hoch.
Als der Gerichtsdiener, der eine außerordentlich überzeugende Ähnlichkeit mit einem Kaninchen hatte, seine Hellebarde anhob und damit auf den Boden pochte, standen sämtliche Anwesenden auf; durch einen Seiteneingang traten, über den helmlosen ARES-Monturen von dunklen Talaren umwallt, zwei Richter und zwei Richterinnen ein. Die Vorsitzende Richterin, Shawna Queen Jefferson, eine kleine, quietschmuntere Schwarze, wäre einmal, wie die Info-Bildhauer am Mount Christchurch kurz zuvor mitgeteilt hatten, AM BUNDESGERICHTSHOF DIE UMSTRITTENSTE RICHTERIN DER AMERIKANISCHEN GESCHICHTE GEWORDEN. Kamo Yoshinobus Annulliertenintellekt hatte ursprünglich die Bestimmung gehabt, den Internationalen Gerichtshof von einem Witz in das geachtetste Forum des Planeten zu verwandeln, eine Errungenschaft, die ihm als erstem Bürger Japans den Friedensnobelpreis eingetragen hätte. Jan Woiziechowski hätte eines Tages die düsteren Gerichtssäle Krakaus genutzt, um das russische Rechtswesen als Travestie zu entlarven. Theresa Gioberti war durch die Ausrottung der Menschheit um die weltweite Anerkennung gebracht worden, die sie sich durch die ausgeglichene, gerechte Prozeßführung anläßlich der Verurteilung eines Papstmörders verdient hätte.
»Das Tribunal wohnt nun der Verlesung der Anklageschrift bei«, sagte Richterin Jefferson, sobald sie ihren Platz am Richtertisch eingenommen hatte. Sie sprach ein musikalisch wohltönendes Englisch, das nach umfangreichem theoretischen Wissen zu klingen schien.
An den Dolmetschertischen beugte sich eine halbe Kompanie Schwarzblütiger über Aufreihungen aus dem U-Boot entfernter Mikrofone und übersetzte die Äußerung der Richterin in fünfzig Sprachen.
George blickte hinüber zum Tisch der Staatsanwaltschaft. Die offenkundige, überlegene Reife der Mitarbeiter des Anklägers bereitete ihm kaltes Grausen. Wie ein aus der Vertäuung losgelassener Heißluftballon erhob sich eine rundliche Anklagevertreterin, die Anklageschrift in der Hand, behäbig-langsam von ihrem Sitz. Sie verzichtete auf alles Theatralische, verlas den Text lediglich klar und deutlich, mit korrekter Betonung, sogar leicht schüchtern.
DIE ANNULLIERTENVÖLKER ANTARKTIKAS
- gegen -
ROBERT WENGERNOOK, BRIAN OVERWHITE, Generalmajor ROGER TARMAC, Dr. WILLIAM RANDSTABLE, Pastor KIEFER SPARREN und GEORGE PAXTON, nachstehend Angeklagte genannt, als Individuen sowie als Mitglieder der folgenden Organisationen und Vereinigungen, denen sie respektiv angehörten, namentlich: Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten von Amerika, Rüstungsbegrenzungs- und Abrüstungsbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika, Vereinte Stabschefs der Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika, Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika, Strategisches Luftwaffen-Oberkommando der Luftwaffe der Vereinigten Staaten von Amerika, Nationaler Sicherheitsausschuß der Vereinigten Staaten von Amerika, Lumen AG, Bundesforschungslaboratorium Sugar Brook, Christliches Komitee zur Bekämpfung des Bösen.
DIE ANNULLIERTENVÖLKER ANTARKTIKAS, nach Maßgabe der McMurdo-Sund-Konvention und der Charta des Internationalen Militär- und Ziviltribunals vertreten durch den Unterzeichner Alexander Aquinas sowie seine Mitarbeiter, KLAGEN DIE OBENGENANNTEN ANGEKLAGTEN folgender Verbrechen AN:
Anklagepunkt Eins. Verbrechen gegen den Frieden: Planung und Vorbereitung, ob in Übereinstimmung oder in Verstoß
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