Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So muss die Welt enden

So muss die Welt enden

Titel: So muss die Welt enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
Vom Netzwerk:
privater haben«, sagte sie, befummelte Georges Glied. »Tu einfach so, als wären wir allein.«
    George schielte aufwärts. Ein junger Mann mit einem Aufnäher der Universität Göttingen auf der ARES-Montur erwiderte seinen Blick. »Es ist mir lieber, du gehst«, meinte George.
    »Wenn ich gehe?« fragte Trudy.
    »Du bist ein wirklich hübsches Mädchen«, versicherte George. »Bitte geh jetzt.«
    »Na fein… Aber ich möchte von dir ’ne Frage beantwortet haben.«
    »Ja?«
    »Ich wette, du kannst dir denken, welche Frage.«
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Denk doch mal nach.«
    »Mir fällt nichts ein.«
    »Meine Frage ist: Warum habt ihr die Welt kaputtgemacht?«
    *
    Obwohl der große, zentral zwischen den Zellen gelegene Gemeinschaftsraum der Sonderstrafanstalt eigentlich der Körperertüchtigung dienen sollte, zogen die Häftlinge es vor, dort Poker zu spielen, ein Zeitvertreib, für den man ihnen jeden Abend neunzig Minuten genehmigte. Sie spielten um Essen. Nach jeder Runde beschlagnahmte Juan Ramos den Großteil der Gewinne und verzehrte sie vom Fleck weg. »Wir sind nicht gut«, sagte er. »Bloß Unschuldslämmer.«
    Am Vorabend des Prozeßbeginns traf George nach dem Pokern bei der Rückkehr in seine Zelle eine Vertreterin und einen Vertreter der Verteidigung an. Die Anwältin war die wunderschöne Dennie Howe, an die er sich aus Station McMurdo entsann. (Ach, wieviel Herzen hätte sie gebrochen…!) Ihr Begleiter, der sich als Parkman Cleave vorstellte, wirkte noch unreifer als die restlichen Mitarbeiter der Verteidigung. George bot den Gästen Stühle aus Eis an. Kinder, dachte er, man schickt uns nur Kinder. Ich werde von einem Scheißkindergarten verteidigt.
    »Wir kommen gerade aus dem Dokumentenarchiv«, sagte Dennie. »Dort ist es wie in einem Kloster, alles ist voller Papiere aus sämtlichen Winkeln der Vereinigten Staaten und Westeuropas, Schreiber kopieren bei Kerzenschein Seite um Seite mit der Hand.«
    »Die Unterlagen sind per Schiff gebracht worden«, ergänzte Parkman sie. Sein Lächeln strahlte wie die Verschlüsse seines Aktenkoffers. »Einem Schiff mit dem Namen Geist des Gesetzes.«
    »Als erstes die gute Nachricht«, kündete Dennie an. »Unter zwanzig Tonnen Fracht haben wir nur ein einziges Indiz gegen Sie gefunden, nämlich den Abgabevertrag über die ARES-Montur.«
    »Ich weiß«, sagte George.
    »Haben Sie was zu trinken da?« fragte Parkman.
    »Kakao und Kaffee.«
    Gleichzeitig lächelte das Paar und bat um Kakao. George stellte Wasser zum Erhitzen auf einen Waltran-Kocher.
    »Und nun die schlechte Neuigkeit«, sagte Dennie.
    »Der Oberstaatsanwalt ist Alexander Aquinas«, fügte Parkman hinzu.
    »Nie gehört«, bekannte George.
    »Nicht?« fragte Parkman. »Ach ja, natürlich nicht.« Sein Lächeln schob ihm die Backen, die so glatt und rosa aussahen wie polierter Oklahomaer Granit, auf die Seiten des Gesichts. »Wenn man Alexander Aquinas gegen sich hat, muß man sich aufs Schlimmste gefaßt machen.«
    »Seine Bücher hätten der Berufung auf Unzurechnungsfähigkeit den Todesstoß versetzt«, erklärte Dennies mit einer Bewunderung, die George lieber weniger offen gezeigt gesehen hätte. »Alexander Aquinas hätte Richter dazu bewogen, ihre Mütter an den Galgen zu liefern.«
    George füllte mit dem Löffel braunes Kakaopulver in zwei Becher, goß heißes Wasser zu und setzte den beiden die Brühe vor, der süßlicher Duft entquoll.
    »Trinken Sie nichts?« fragte Parkmann. Kakaodampf wallte durch die Zelle.
    »Nein.«
    »Wir möchten Ihnen klarmachen«, sagte Dennie, »welche Stellungnahme Sie vor Gericht abgeben sollen.«
    »Daß ich unschuldig bin«, antwortete George.
    »Das ist beinahe richtig«, entgegnete Parkman.
    »Sie müssen sagen: ›Im Sinne der Anklage nicht schuldig‹«, erläuterte Dennie.
    »Warum?«
    »Weil Sie unschuldig sind«, lautete Parkmans Antwort.
    »Im Sinne der Anklage«, sagte Dennie. »So haben sich die Nazi-Kriegsverbrecher geäußert«, fügte sie fröhlich hinzu.
    »Außerdem möchten wir Sie auf gewisse Taktiken hinweisen«, sagte Parkman. »Sie müssen bei den Richtern einen vorteilhaften Eindruck hinterlassen.«
    »Halten Sie Ihre Montur sauber«, empfahl Dennie.
    »Wenn der Friseur aufkreuzt, nehmen Sie seine Dienste in Anspruch«, riet Parkman. »Einigen wir uns auf kürzeres Haar und einen sauberer gestutzten Bart, ja?«
    »Wenn Sie nervös sind, während Sie Ihre Aussage machen, ist das keineswegs ungünstig«, stellte Dennie klar.
    »Sie

Weitere Kostenlose Bücher