So schoen kann die Liebe sein
ich nicht, wenn du es auch nicht tust”, murmelte Tess, während sie jetzt weiter abwusch. „Du solltest lieber innehalten und überlegen, was du da machst, bevor du. einen weiteren Fehler begehst.”
„Ich betrachte Joe nicht als Fehler, Tess, wenn du das andeuten willst.”
„Natürlich ist das Kind kein Fehler. Er ist ein Segen, unser Sonnenschein. Aber es wäre ein Fehler, wenn du dich noch einmal mit Sam einlassen würdest. Er wird auch diesmal nicht bleiben, Andi. Daran solltest du immer denken.”
Während der letzten Tage hatte sie an nichts anderes mehr gedacht und brauchte bestimmt nicht noch daran erinnert zu werden. Unmut kam in ihr hoch.
„Übrigens”, bemerkte Tess, „es hat jemand vom Camp angerufen.”
Andrea erschrak und ließ beinahe das Glas fallen. „Was ist passiert?”
„Nichts. Sie wollten nur Bescheid sagen, dass am Samstag Besuchstag für Eltern ist. Du sollst um halb neun da sein.”
Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr ihr, als sie hörte, dass es ihrem Sohn gut ging. Sie trank einen langen Schluck Wasser und stellte das Glas dann auf der Spüle ab. „Ich wusste zwar von dem Besuchstag, aber nicht, dass ich schon so früh da sein soll. Ich werde Sam bitten, die Pferde zu futtern.”
Tess legte das Spültuch hin und drehte sich jetzt ganz zu Andrea herum. „Die Pferde kann ich auch versorgen. Sam sollte mit dir fahren.”
„Das geht nicht, Tess”, protestierte sie. „Joe könnte anfangen, Fragen zu stellen. Es ist nicht gut für seine Gesundheit, ihm noch zusätzlichen Stress aufzuladen, wo er doch schon von zu Hause weg ist.”
.
„Und wann willst du es ihm erzählen, Andi? Nie?”
So weit hatte sie noch nicht gedacht. Sie wusste nur, dass sie ihrem Sohn keine Geständnisse zumuten wollte, während er das erste Mal von zu Hause fort war und ohne sie auskommen musste. „Keine Ahnung. Wohl bald. Auf jeden Fall, bevor Sam abreist.”
Tess seufzte. „Es ist letztlich deine Sache, aber ich denke trotzdem, dass Sam mitfahren sollte.”
„Wohin soll ich mitfahren?”
Andrea zuckte zusammen, als sie Sams Stimme hinter sich hörte. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, sie musste ihm von dem Besuchstag zu erzählen.
Sie drehte sich zu ihm um, und ihr erzwungenes Lächeln erstarb, als sie seine nackte Brust auf Augenhöhe vor sich hatte. Langsam ließ sie den Blick über die kraftvollen Muskeln und die dunklen Haare wandern. Unbewusst öffneten und schlössen sich ihre Finger in dem Bedürfnis, auch anzufassen, was sie sah.
Im Stall hätte sie sich nicht die Zeit genommen, ihn genauer zu betrachten. Um ehrlich zu sein, hatte sie absichtlich fortgeschaut. Aber jetzt konnte sie ihn nicht länger ignorieren, obwohl sie wusste, es wäre besser, zumal Tess sie neugierig beobachtete.
Sie zwang sich zu einem erneuten Lächeln. „Es ist nichts Besonderes. Im Camp ist am Samstag Elternbesuchstag.”
„Elternbesuchstag?”
„Ja, du weißt schon. Mit Spielen, Grillen und solchen Sachen. Ziemlich langweiliger Kram für uns Erwachsene.” Vor allem für einen Mann wie Sam, der seine Tage wahrscheinlich damit zubrachte, in einem prachtvollen Palast zu sitzen, umgeben von goldenen Obstschalen und spärlich bekleideten Frauen, die nur seinem Vergnügen dienten. Fast hätte sie gelacht wegen ihrer absurden und vorurteilsbeladenen Vorstellungen, während sie insgeheim fürchtete, sie könnten wahr sein.
Sie verscheuchte die Bilder aus ihrem Kopf und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Sam zu, der ihr nasses T-Shirt in der Hand hielt. „Ich würde gern mitkommen”, sagte er.
„Wirklich?”
„Ja. Es wäre eine gute Gelegenheit, Zeit mit meinem Sohn zu verbringen.”
„Siehst du, Andi, das hab ich dir doch gleich gesagt”, mischte sich Tess ein.
Andrea unterdrückte das Bedürfnis, ihrer Tante zu sagen, dass niemand sie nach ihrer Meinung gefragt habe, und beachtete sie einfach nicht. „Ich halte es nicht unbedingt für eine gute Idee. Joe könnte fragen, wieso du mitgekommen bist”, sagte sie zu Sam.
Seine Miene verhärtete sich. „Dann erzähl ihm, als Freund. Mehr braucht er noch nicht zu wissen, wenn das deine ganze Sorge ist.”
Sein Ton verriet, dass er verletzt war, und das verursachte ihr einmal wieder Schuldgefühle. Sie hatte ihm sein Kind vorenthalten, wenn auch nicht absichtlich. Schließlich war er aus ihrem Leben verschwunden. Er hatte sie fallen gelassen, als hätte sie ihm nichts bedeutet.
Trotzdem musste sie Vater und Sohn eine Chance geben, sich
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