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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Daisy leise. Ihre Stimme zitterte und man konnte Angst darin hören. „Vermutlich ist der Mörder ebenfalls an dieser Station ausgestiegen und wir sind ihm vielleicht sogar begegnet.“
       Alanis schüttelte den Kopf. „Er ist gleich an der nächsten Station ausgestiegen, als er seine Tat erledigt hatte“, murmelte sie, ohne den Blick von dem gespenstischen Bild zu wenden. „Aber er ist nicht zufrieden. Er hat einen Fehler gemacht.“
       Mit wachsendem Entsetzen beobachtete Melanie ihre kleine Schwester, die ihr immer unheimlicher wurde. Seit sie aus London abgefahren waren hatte sie sich auf erschreckende Weise verändert. Zwar hatte sie früher schon  gelegentlich seltsame Dinge geredet und Geschichten erzählt, die niemand verstehen konnte. Doch ihr Verhalten jetzt war damit nicht vergleichbar.
       Auch Daisy war auf das seltsame Verhalten der Dreizehnjährigen aufmerksam geworden, obwohl ihr Blick noch immer in die Richtung ging, wo der unheimliche Leichenzug verschwunden war. „Wie meinst du das, dass er einen Fehler gemacht hat?“
       „Er hat nicht die Frau gemeint. Es ist eine Verwechslung“, murmelte Alanis und wirkte wie erstarrt. „Er wird wiederkommen und wieder einen Fehler machen. Er hat Angst und er hasst furchtbar.“
       „Wen hasst er?“, fragte Melanie mit ängstlicher Stimme. „Weißt du, wen er so furchtbar hasst dass er ihn umbringen will?“
       Alanis schaute an ihrer Schwester vorbei, ihr Blick ging ins Leere. Ihre Lippen bewegten sich, aber es war kein Ton zu hören. Fast konnte man meinen, ihre Stimme würde sich weigern, das auszusprechen, was gesagt werden sollte.
       „Sprich bitte lauter, Alanis, ich kann dich nicht verstehen. Wen will er umbringen?“
       Wie erwachend starrte das Mädchen Melanie an. Wieder bewegten sich ihre Lippen. „Dich“, sagte sie leise. Dann brach sie in Tränen aus.
     
    * * *
       Ian McGregor hatte sich verspätet. Am Abend war er nach Stonston gefahren, um mit Doc Mulligan zu sprechen wegen Daisys bevorstehender Geburt, und in der folgenden Nacht hatte es so stark geregnet, dass er mit dem Zweispänner nur langsam voran kam, weil der Boden stellenweise ziemlich heftig aufgeweicht war.
       Immer wieder musste er morastigen Stellen ausweichen, denn er fürchtete, stecken zu bleiben. Er bereute bereits, ausgerechnet heute diese einsame, so gut wie gar nicht befestigte Strecke von Stonston nach Glannagan genommen zu haben, nur weil sie ein gutes Stück kürzer war als wenn er zurück nach Rochester Castle gefahren wäre und von dort aus nach Glannagan.
       Besorgt schaute er zum Himmel, der sich immer mehr bedeckte. Schon am frühen Morgen, als er von Doktor Mulligan aufgebrochen war, in dessen Gästezimmer er übernachtete, hatte ihn der überraschende Kälteeinbruch mit Sorge erfüllt.
       Endlich kam er an den Wegweiser, auf dem Glannagan angeschrieben war. Das Schlimmste hatte er also hinter sich. Bald würde er seine kleine Schwester Daisy in die Arme schließen können mit dem Wissen, sie für mindestens ein Vierteljahr bei sich haben zu dürfen.
       Mit einem fröhlichen Zuruf trieb er die beiden Pferde an, die den Wagen zogen. Hier war auch der Weg schon bedeutend besser, denn es gab nur noch steinigen Boden, der von den vielen Fahrzeugen, die von den umliegenden Orten kamen, geprägt worden war.
       Glannagan. Ian atmete auf. Mindestens zwei Stunden hatte er Verspätung, aber er kannte Daisy gut genug um zu wissen, dass die kleine Schwester die Geduld in Person war. Sie hatte gewartet, und sie hatte bestimmt auch inzwischen Theresa Mansfield kennen gelernt und sich bestens mit ihr unterhalten.
       Ian stellte seinen Wagen vor der Station ab und stürmte durch die Abschrankung. „Daisy“, rief er und schaute sich suchend um. Dann entdeckte er sie. Ein wenig verloren wirkte sie, wie sie, umgeben von ihrem Handgepäck, auf der Bank vor dem Bahnhofsgebäude saß.
       Zum Glück war sie nicht allein. Neben ihr saßen zwei weitere Frauen, von denen die eine wohl noch ein Mädchen war, bildschön und irgendwie unwirklich erscheinend. Von der erwarteten Erzieherin mit Hund war keine Spur.
       Jetzt hatte Daisy die Stimme des Bruders gehört. Ein wenig schwerfällig erhob sie sich und lief auf ihn zu. Früher wäre sie ihm regelrecht in die Arme geflogen, doch das war bei ihrer Körperfülle nun nicht mehr möglich.
       „Ian, ich bin so glücklich, dich wieder zu haben“, jubelte sie, als sie ihn endlich

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