So schoen und kalt und tot
Frau.
Angela schüttelte den Kopf. Sie spürte wieder diese Gänsehaut, die sie immer dann bekam, wenn sie das Gefühl drohenden Unheils hatte. „Dein Dad hat ihn gefunden und mich gefragt“, schwindelte sie und wusste nicht einmal den Grund dafür. „Da musste ich es ihm doch sagen.“ Sie wusste selbst nicht, weshalb sie auf einmal das Gefühl hatte, sie selbst sei das ungehorsame Kind zu sein und nicht ihr Sohn.
„Lass deine Mutter aus dem Spiel“, herrschte Ian ihn an. Er musste Angela gegen den gemeinsamen Sohn beistehen, denn sie selbst konnte sich gegen den Jungen nicht behaupten, das merkte er jetzt ganz deutlich. „Du bist alt genug um einzusehen, dass du so nicht weiter machen kannst. Ich erwarte von dir, dass du dich freundlich und zuvorkommend zu Mrs. Mansfield verhältst. Sie hat die beste Ausbildung genossen und kann dir sehr viel beibringen.“
„Ich will niemanden. Sie sagt dann wieder, was ich zu tun und zu lassen habe, und dafür müsst ihr sie auch noch bezahlen.“ Er schüttelte heftig den Kopf, dass seine nachtschwarzen Locken nur so flogen. „Schlagt euch das mal aus dem Kopf, oder ich werde sie wieder vertreiben.“ Seine Körperhaltung drückte eiserne Entschlossenheit aus.
„Schau sie dir doch erst einmal an, und dann können wir noch immer drüber reden. Ist das ein Angebot?“ Ian wurde langsam zornig, das konnte man am Zucken der Narbe sehen, die sich quer über seine linke Wange zog.
„Ich muss nachdenken.“ Der Junge sprang auf und stürmte zum Fenster. Mit einem Ruck zog er den schweren Samtvorhang ein kleines Stück beiseite. Verbissen starrte er nach draußen. Der Park lag da im Dämmerlicht, und die letzten Sonnenstrahlen zauberten kleine Lichtreflexe auf den Boden.
Verwundert schaute Angela ihren Mann an. Eigentlich hatte sie mit einem Zornesausbruch ihres Sohnes gerechnet oder mit einer verzweifelten Reaktion. Seine Gelassenheit, sein Schweigen machten ihr Angst. „Benny, was ist mit dir?“, fragte sie und trat neben ihn. Liebevoll legte sie ihm einen Arm um die schmalen Schultern.
Benjamin biss sich auf die Lippen. „Was soll sein? Wenn diese Frau wirklich mit Tante Daisy bei uns eintrifft habe ich noch eine Menge vorzubereiten, damit sie ganz schnell wieder geht.“ Unsanft schob er die Hand seiner Mutter beiseite.
„So geht es nicht, Benjamin“, mischte sich nun auch Ian McGregor wieder ein. „Du kannst nicht nur in den Tag hinein leben. Und außerdem erlaube ich nicht, dass du deine Mutter so gleichgültig behandelst. Du wirst Mrs. Mansfield schön in Ruhe lassen. Wenn du sie auch wieder vertreibst schicke ich dich nach London in die Schule. Mein letztes Wort“, herrschte er seinen Sohn an. „Darüber wird es keine Diskussionen geben.“
Zornig starrte Benjamin seinen Vater an. In seinem Jungengesicht, das plötzlich ziemlich erwachsen wirkte, arbeitete es, als müsse Benjamin mit viel Mühe schlimme Gedanken vertreiben. „Ich will keine fremde Frau hier haben, die mich erziehen soll“, beharrte er.
„Keine Widerrede, Benjamin“, herrschte Ian seinen Sohn an, obwohl ihm der rüde Ton, den er anschlug, im Herzen wehtat. Er liebte Benjamin sehr, und seit dem Tod seiner Zwillingsschwester Jennifer hatte der Laird immer wieder das unangenehme Gefühl, sein Sohn würde sich auf eine schreckliche Weise verändern, ohne dass er, Ian, es aufhalten konnte.
„Ist in Ordnung, Dad. Aber jetzt müsst ihr mich entschuldigen, ich habe noch eine Menge vorzubereiten, bis meine Gouvernante kommt.“ Er grinste sein bekanntes Lausbubengrinsen, das jedes Herz öffnen konnte. Doch das böse Flackern in seinen ansonsten fröhlichen Augen wirkte erschreckend.
Mit Entsetzen beobachtete Ian die Veränderung seines Sohnes. Für einen Moment erschien er ihm so fremd, als wäre er Gast aus einer anderen Welt. Die Ähnlichkeit mit dem Ahnherrn Laird Andrew war so auffallend, dass Ian zur Seite schauen musste.
„Ist was, Dad?“
Ian schüttelte den Kopf. „Geh nur, Benny“, antwortete er nach kurzer Überlegung. „Aber vergiss nicht, dass sich in deinem Leben etwas ändern wird.“
„Ich werde daran denken. Aber jetzt hab ich noch eine Menge zu tun. Wie groß, sagtest du, ist der Hund der Lady?“ Seine dunklen Augen blitzten.
„Warum willst du das wissen?“ Angela war ziemlich verwirrt. Sie bemühte sich, es ihrem Sohn nicht zu zeigen, aber ganz verheimlichen ließ es sich
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