So schoen und kalt und tot
Glannagan und macht seine Aussage. Er lässt fragen, ob ihr beiden nicht mit uns nach Rochester Castle kommen möchtet. Da können wir dann in aller Ruhe überlegen, was weiter geschehen soll.“ Daisy schaute ihre neuen Freunde bittend an. „Ich würde mich sehr freuen“, fügte sie hastig hinzu. „Und Angela ist ohnehin immer glücklich, wenn neue Leute zu ihr kommen. Sie hat kaum Abwechslung.“
Melanie überlegte einen Moment lang, nur um festzustellen, dass sie gar keine andere Wahl hatte als das Angebot des Laird anzunehmen. Sie schaute an Daisy vorbei zu deren Bruder, weil sie sein Gesicht sehen wollte.
Der Laird merkte er sofort. Er nickte ihr freundlich zu und zeigte dann auf den Zweispänner, was bedeutete, dass er endlich fahren wollte. Doch noch zögerte Melanie, denn eine winzig kleine Hoffnung hatte sie schon noch. Sie hatte so wundervolle Träume gehabt von der kleinen Wohnung in Glannagan und ihrer neuen Aufgabe als Lehrerin weniger Schüler in allen möglichen Altersstufen.
„Wir brauchen nicht zu warten“, flüsterte Alanis ihr zu. „Es wird niemand kommen, uns abzuholen. Daisy hat gesagt, es gibt keine Schule hier, und sie muss es schließlich wissen.“ Ängstlich umklammerte die Dreizehnjährige den Arm ihrer Schwester. „Nun komm schon, Melanie.“
„Vermutlich habt ihr alle Recht.“ Die Sechsundzwanzigjährige sah ein, dass sie gar keine andere Wahl hatte sondern froh sein musste, ein Dach über dem Kopf zu haben. „Danke für das Angebot deines Bruders“, sagte sie etwas verlegen zu Daisy. Dann griff sie nach ihren Taschen und nickte Alanis zu, um ihr zu signalisieren, dass sie sich entschieden hatte.
„Habt ihr nicht noch mehr Gepäck?“
„Wir haben einen kleinen Teil unserer Sachen in London eingelagert und den Rest, den wir hier brauchen, bereits nach Glannagan Station vorgeschickt. Die eingelagerten Dinge sollte uns nachgeschickt werden, wenn wir den sogenannten festen Boden unter den Füßen haben. Aber das wird wohl noch eine Zeitlang dauern“, erklärte Melanie und blickte ihre neue Freundin traurig an. „Ich hatte es mir so schön vorgestellt.“
„Dafür haben wir uns kennen gelernt“, versuchte Daisy zu trösten. „Wer weiß, wofür es gut ist, dass du jetzt mit uns kommst.“ Sie nahm Melanies Arm und zog sie mit sich. „Nicht nach hinten sehen, Melanie. Es geht immer nur in eine Richtung, vergiss das nicht.“
Melanie straffte die Schultern. „Du hast Recht, Daisy. Auf in ein neues Leben. Ich werde mir einfach eine Arbeit suchen hier in Glannagan oder vielleicht in Lairg. Das soll ja auch eine wunderschöne Stadt sein.“ Hastig blinzelte sie die aufsteigenden Tränen zurück.
Ian McGregor begrüßte die beiden Frauen freundlich und half ihnen beim Einsteigen. Melanies Dank wollte er gar nicht hören. Vielmehr versuchte er, während der Rückfahrt nach Rochester Castle etwas mehr über die Tote im Zug zu erfahren.
Melanie jedoch konnte nicht viel erzählen außer dem, was sie gesehen hatte. „Sie lag auf dem Boden zwischen den beiden Sitzen“, sagte sie leise, und ihre Stimme war bei dem lauten Rattern der Räder kaum zu verstehen. „Wäre da nicht der Blutfleck auf ihrer Bluse gewesen hätte sie ausgesehen als wäre sie nur ohnmächtig.“
„Sie war sofort tot“, mischte sich nun auch Alanis ein, die zwischen Daisy und ihrer Schwester ein wenig eingeklemmt saß. „Countess musste lange leiden. Sie ist qualvoll erstickt.“ Das Mädchen kämpfte wieder mit den Tränen und schaute nicht einmal auf, als Daisy sanft eine Hand auf die ihre legte.
Melanie merkte, dass Ian, der vor ihnen saß und die Zügel hielt, einen kurzen Blick nach hinten warf. Offensichtlich hatte er alles gehört und hielt Alanis womöglich für verrückt. Am liebsten wäre die junge Frau ausgestiegen und hätte den Weg nach Rochester Castle zu Fuß zurück gelegt. Aber darum konnte sie Ian natürlich nicht bitten.
Zum Glück war der Rückweg von Glannagan nach Rochester Castle nicht sehr weit, hatte Ian ihr versichert. Bald würde sie ihrem unbequemen Sitzplatz entkommen. Es tat ihm zwar Leid, aber er hatte ja nicht mit zwei weiteren menschlichen Fahrgästen gerechnet sondern nur mit Mrs. Mansfield und ihrem Hund, der ohne größere Schwierigkeiten zu Füßen seines Frauchens hätte Platz nehmen können.
Graue Wolken jagten über den Himmel. Langsam fuhr der Zweispänner über die ziemlich holprige
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