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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Straße, die zum Castle führte, das auf einer kleinen Anhöhe thronte. Die Luft war dick und schwer und roch nach Moder und Wasser.  
       „Nicht gerade das passende Wetter, um eine mögliche neue Heimat kennen zu lernen“, bemerkte der Laird mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. „Ich hoffe, unsere kleine Welt zeigt sich morgen von einer besseren Seite.“
       „Oh, ich denke, es ist besser, man lernt erst die Schattenseiten kennen. Umso mehr wird man dann wieder die Sonne genießen“, antwortete Melanie aus ihren Gedanken heraus. Immer wieder sah sie die tote Frau vor sich und hörte die Stimme ihrer Schwester, die sagte, dass der Mörder eigentlich sie, Melanie, hatte umbringen wollen.
       „Sie sind eine kluge Lady, Melanie Barton.“ Der Laird schmunzelte vor sich hin. „Ich hoffe nur, Sie sagen das auch noch, wenn sich das Wetter die nächsten Tage nicht ändert. Das kann nämlich auch vorkommen. Wir haben in den Highlands oft Nebel und kühle, raue Luft, auch im Sommer“, erklärte er.
       „Ich habe mich ausgiebig über Schottland informiert, ehe ich den Vertrag von dieser nicht vorhandenen Schule unterschrieben habe. Aber es hat mich nicht gestört, dass der Nebel hier so oft vorkommt, dass man ihn sogar in fast allen Berichten über die Highlands erwähnt findet.“ Melanie fühlte sich zwar etwas unwohl bei der Vorstellung, oft durch wabernden Nebel laufen zu müssen, doch sie wusste auch, dass sie sich ziemlich rasch daran gewöhnen konnte.
       Eine heimliche Angst griff nach ihr mit gierigen Fingern, denn mit einem Mal wurde ihr allzu deutlich bewusst, dass sie beide heimatlos geworden waren. Es gab keine Schule, keine Anstellung, und der Vertrag war hinfällig geworden.
       Der Vertrag!
       Vielleicht hatte sie irgendetwas falsch verstanden, den Termin verwechselt oder den Ort, an dem sie abgeholt werden sollten. Die Hoffnung darauf war wie ein kleines, schwaches Flämmchen, das immer größer wurde.
       Hastig kramte sie in ihrer Reisetasche nach den Unterlagen, die sie vorsorglich griffbereit aufbewahrt hatte. Da war der Vertrag. Erleichtert spürte sie das kühle Papier in ihren Fingern.
       „Das ist der Beweis.“ Sie reichte Daisy den Vertrag. „Kennst du diese Schule oder vielleicht die Unterschrift?“ Sie schaute die neue Freundin hoffnungsvoll an.
       Daisy, die es kaum mehr erwarten konnte, endlich auf dem Castle anzukommen und sich eine Weile hinzulegen, versuchte, das Geschriebene zu lesen. Doch die Buchstaben verschwammen immer wieder vor ihren Augen. „Ich werde es lesen, wenn ich mich ausgeruht habe“, sagte sie leise. „Ich bin sehr müde.“
       „Oh, es tut mir Leid, ich wollte dich nicht noch zusätzlich beanspruchen“, versicherte Melanie sofort. „Es ist nur – ich habe etwas Angst vor der Zukunft.“ Verlegen starrte sie auf ihre Hände, die sie, die Finger ineinander verkrampft, auf dem Schoß auf dem rauen Stoff ihres Wollmantels liegen hatte.
       Wenige Minuten später hatten die Pferde den nicht allzu steilen Hügel erklommen. Laut klapperten die Hufe auf dem Steinpflaster im Innenhof. Ian McGregor sprang vom Wagen und half den Ladies beim Aussteigen. „Das Gepäck kann Matthew hinein tragen“, entschied er und legte einen Arm um seine kleine Schwester, die sich offensichtlich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. „Du wirst dich erst eine Weile ausruhen, ehe du dich dem allgemeinen Familienleben anschließt“, entschied der Laird.
       Alanis griff nach ihrer Reisetasche und holte auch die ihrer Schwester vom Wagen. „Er ist hier“, flüsterte sie Melanie zu, als sie ihr die Tasche reichte.
       „Wer ist hier?“, fragte Melanie verständnislos. Sie hatte den kleinen Vorfall von vorhin mühsam aus ihrem Kopf verdrängt. All ihre Sinne konzentrierten sich auf die neue Umgebung, die ihr irgendwie unheimlich erschien.
       „Der Mörder“, flüsterte Alanis ängstlich und schaute sich um. „Ich kann ihn spüren. Er beobachtet uns.“ Ihre Stimme war auf einmal ganz klein und zitterte. „Lass uns zurück fahren nach London. Bitte, Melanie, ich fürchte mich entsetzlich.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich weiß, dass hier etwas Furchtbares geschehen wird, wenn wir bleiben.“
       „Du weißt doch, dass das nicht geht, Darling. Was sollen wir in London? Wir würden dort nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf haben.“ Insgeheim musste Melanie ihrer Schwester Recht geben. Auch ihr war diese

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