So schoen und kalt und tot
Schwester nicht zeigen, um sie nicht noch mehr zu ängstigen. „Du weißt selbst, wie es um unsere Finanzen steht. Etwas Besseres als die Arbeit hier auf dem Castle könnte uns gar nicht passieren.“
„Du verstehst nicht…“ Das junge Mädchen sank regelrecht in sich zusammen. „Wir sind des Todes, wenn wir bleiben. Es gibt keinen Ausweg mehr.“
„Sag nicht so etwas. Du fantasierst, weil du übermüdet bist“, versuchte Melanie es erneut. „Wir werden es so machen, wie der Laird gesagt hat. Heute Abend sprechen wir noch einmal über alles.“ Sie ging zur Tür, um sie zu öffnen, denn es hatte sacht geklopft.
Eine auffallend große, hagere Frau stand da mit einem Tablett. „Ich bin Mathilda“, stellte sie sich vor. Ihr schmales langes Gesicht war totenblass und die großen dunklen Augen wirkten irgendwie unnatürlich. Sie zauberte ein freudloses, krampfhaft wirkendes Lächeln um ihre Lippen, das jedoch nicht von Herzen kam. „Ich soll Ihnen das hier bringen.“ Sie reichte Melanie das Tablett, dann ging sie eilig, grußlos davon.
„Was war das denn?“ Verwirrt stellte Melanie es auf den Tisch, der links neben dem Fenster stand. „Mhm, riecht aber verlockend. Es scheint eine Gemüsesuppe zu sein.“ Sie hob den Deckel des Topfes. „Es ist Gemüsesuppe.“ Sie lächelte Alanis an. „Nun komm schon, sie werden bestimmt kein Gift hinein getan haben“, versuchte sie einen Scherz.
Alanis starrte die Schwester mit weit aufgerissenen Augen an. „Du bist fest entschlossen zu bleiben.“
„Ja, ich will bleiben, auch wenn ich mich seit deinen furchtbaren Vorhersagen nicht gerade wohl fühle bei dem Gedanken, ausgeliefert zu sein. Und das sind wir, das muss ich zugeben. Allein kommen wir von hier nicht weg, zumal ich nicht einmal wüsste, wohin wir gehen sollen. Das bisschen Geld, das uns vom Verkauf des Hauses geblieben ist, reicht für ein paar Monate zu überleben, mehr nicht.“
„Bitte, Melanie, denk noch einmal über deine Entscheidung nach. Davon hängt unsere Zukunft, unser Leben ab.“ Das Mädchen kauerte sich auf den Stuhl. „Mir ist so kalt.“
„Wir haben keine andere Wahl. Und nun will ich nichts mehr davon hören“, entschied Melanie und stellte die beiden Teller, die Mathilda mitgebracht hatte, auf den Tisch. „Du wirst jetzt etwas essen und dann ruhen wir uns aus.“
Widerstrebend kam Alanis der Aufforderung nach. Zu ihrer Überraschung schmeckte die Suppe ausgezeichnet, sodass sie sogar noch einen Nachschlag verlangte.
Melanie lächelte zufrieden. Sie spürte eine angenehme Müdigkeit, die ihre Arme und Beine schwer machte und ihre Gedanken lähmte. Alle Angst war verschwunden, und mit einem Mal sah die Zukunft nur noch rosig aus.
„Welches Zimmer möchtest du?“, fragte sie ihre Schwester. „Dieses hier oder das daneben?“
Alanis schien ebenso müde zu sein. „Ist mir egal“, antwortete sie und erhob sich, nachdem sie den ganzen Teller leer gegessen hatte. „Ich werde nach nebenan gehen. Weck mich bitte, wenn es Zeit ist.“ Wie in Trance setzte sie ein Bein vor das andere. Dann verließ sie durch die Verbindungstür Melanies Wohnraum.
Melanie ging zu dem breiten Bett, dessen Decke zurück geschlagen war, als sei sie bereits erwartet worden. Einen Moment lang überlegte sie, wer das gemacht haben könnte, da sie doch die ganze Zeit hier gewesen war. Doch dann war ihr sogar das egal.
Mit einem leisen Seufzer ließ sie sich in die weichen Kissen fallen. Der angenehme Duft nach Blüten stieg ihr in die Nase, und als sie die Augen schloss war sie überzeugt davon, auf einer blühenden Wiese zu liegen, von warmen Sonnenstrahlen beschienen, und sie glaubte sogar, das fröhliche Gezwitscher der Vögel hören zu können.
Es dauerte nicht lange, da war sie eingeschlafen. Die Müdigkeit hielt sie so fest umfangen, dass sie nicht einmal die magere Gestalt bemerkte, die sich heimlich in ihr Zimmer schlich und lange an ihrem Bett stehen blieb. Große dunkle Augen starrten sie an, als wollten sie sie durchbohren.
Inzwischen hatte heftiger Regen eingesetzt. Große Tropfen klatschten an die Fenster und hinterließen breite Spuren. Der Himmel war dunkelgrau bewölkt, als wollte er ein Geheimnis verbergen, das nicht für fremde Augen bestimmt war.
Zu dem halb geöffneten Fenster drang eine leise Melodie ins Zimmer, die von irgendwo her kam. Sie erzählte von der Weite der Highlands, von der
Weitere Kostenlose Bücher