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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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wussten nicht genau, in welchem der vielen Räume sie erwartet wurden.
       „Ich zeige Ihnen den Weg.“ Leise wie ein Schatten war auf einmal Mathilda wieder da. Sie nickte distanziert, dann marschierte sie auf eine der Türen zu und öffnete sie.
       Melanie trat ein, Alanis zögerte einen Moment lang, als müsse sie erst überlegen, ob sie genug Mut dafür aufbrachte. Dann aber folgte sie ihrer Schwester.
       Der Speisesaal verdiente diese Bezeichnung zu Recht. Es war ein großer Raum von der Form einer halben Bienenwabe. Hohe Fenster mit tiefroten Vorhängen verliehen dem Zimmer eine exklusive Ausstrahlung, zu der die schweren Holzmöbel mit den dunklen Bezügen ausgezeichnet passten.
       „Entschuldigen Sie bitte unsere Verspätung“, stotterte Melanie und wagte kaum, den Blick zu heben vor Verlegenheit. Schon beim Eintreten hatte sie Ian McGregor erkannt und einen hochgewachsenen Jungen, der dem Laird sehr ähnlich sah. Doch am meisten faszinierte sie die schwarzhaarige Frau, deren Schönheit etwas ganz Außergewöhnliches war.
       Jetzt stand diese Frau auf und kam auf die beiden Schwestern zu. „Ich bin Angela McGregor und möchte Sie herzlich willkommen heißen auf Rochester Castle. Wir haben natürlich Verständnis dafür, dass Sie von der langen Reise sehr müde sind. Meine Schwägerin Daisy scheint ebenfalls noch zu schlafen.“ Sie lächelte und in dem kühlen, nicht beheizten Raum schien es gleich ein wenig wärmer zu werden.
       „Ich… wir hoffen, dass Sie sich  hier sehr wohl fühlen werden.“ Sie deutete auf die freien Stühle. „Setzen Sie sich doch, dann können wir uns unterhalten.“
       In diesem Moment wurde stürmisch die Türe aufgerissen. Als hätte sie nur auf ihr Stichwort gewartet stand Daisy da und schaute ihre Familie mit leuchtenden Augen an. „Da seid ihr ja alle“, jubelte sie. „Es ist wie früher, als wäre ich gar nicht weg gewesen.“
       Sie stürmte auf Angela zu und fiel ihr überglücklich um den Hals. „Es tut so gut, wieder nach Hause zu kommen. In Glasgow kann ich mich einfach nicht einleben, zumal wir unsere wirklich sehr schöne Wohnung in einer ziemlich staubigen, düsteren Gegend haben.“ So gut es ihre inzwischen angewachsene Leibesfülle zuließ, ging sie zu einem der bequemen Stühle und setzte sich.
       „Es ist so wundervoll, dich wieder bei uns zu haben. Erzähl, wie geht es euch in Glasgow, wie geht es deinem Mann? Für wann hat er sein Erscheinen bei uns geplant, der glückliche werdenden Vater?“ Ein weiches Lächeln umspielte ihre roten Lippen. So fröhlich war Angela schon seit langem nicht mehr gewesen.
       Ian nahm die Hand seiner Schwester. „Du siehst, Daisy, wie sehr wir alle dich vermisst haben, seit du mit Thomas in die Stadt gezogen bist“, sagte er leise.
       Daisy nickte wehmütig. „Glaub mir, Ian, mir ist es nicht anders ergangen. Hier wird immer meine Heimat sein, meine Wurzeln, die mir keiner nehmen kann. Vielleicht kehren wir irgendwann zurück, wenn unsere Praxis so gut läuft, dass Thomas von Lairg aus arbeiten kann. Wenn er erst einen bekannten Namen hat, dürfte das nicht die ganz große Schwierigkeit sein.“
       „Das wäre wundervoll“, stimmte Lady Angela zu. Dann wandte sie sich an Melanie. „Bitte verzeihen Sie uns die kleine private Unterhaltung. Natürlich sind wir auch sehr froh, Sie beide hier zu haben.“ Sie lächelte freundlich, und in ihren Augen stand ehrliche Herzlichkeit geschrieben. „Ich hoffe, Sie konnten sich in den letzten Stunden etwas ausruhen.“
       Einen Moment lang war Melanie versucht, Lady Angela von den seltsamen Beobachtungen zu erzählen. Doch dann verwarf sie diesen Gedanken wieder, denn eigentlich waren es ja nur Träume gewesen, und sie hätte sich bestimmt lächerlich gemacht, wenn sie darüber geredet hätte.
       „Wir haben tief geschlafen, nicht wahr, Alanis?“, wandte sie sich an ihre Schwester, die gleich pflichtschuldig nickte. „Danke für Ihre Gastfreundschaft.“ Melanies Herz flog Lady Angela zu. Sie hatte das Gefühl, diese Frau schon eine Ewigkeit zu kennen, obwohl sie genau wusste, dass sie eben zum ersten Mal in ihrem Leben gesehen hatte.
       „Das freut mich, dass es Ihnen so gut gefällt. Nun, unsere Einladung war nicht ganz uneigennützig“, fuhr die Lady fort. „Mein Mann hat es Ihnen ja, wie er mir sagte, bereits angedeutet. Unser Sohn Benjamin braucht endlich eine richtige Erziehung und vor allem Unterricht. Wir haben ihn

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