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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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in seinem Körbchen neben dem offenen Kamin, der um diese Jahreszeit noch beheizt wurde. Ein kleines Feuer verbreitete gerade soviel Wärme im Raum, dass alle sich wohl fühlten.
       Mit einem freudigen Ausruf war die Frau bei dem Kater. Ihre Schwangerschaft hatte sie für einen Moment lang ganz vergessen, obwohl sie ihr doch ziemlich zu schaffen machte. „Du gehst mit mir zu Bett, Fever, einverstanden?“ Sie nahm das prächtige Tier hoch und trug es zu ihrem Sitzplatz am Tisch. „Ihr habt doch nichts dagegen, wenn ich Fever mitnehme“, fragte sie freundlich in der Runde. „Immerhin hat er mir gehört, bis ich mit Thomas weggegangen bin.“
       Angela lächelte die Schwägerin liebevoll an. „Fever hat dich die ersten Wochen sehr vermisst, das weißt du. Ich bin sicher, er wird froh sein, wenn er wieder an deiner Seite sein kann. Seit du weg bist, schläft er nur noch in seinem Körbchen am Kamin. Dein Zimmer hat er nicht mehr betreten, nachdem er sich die ersten Tage immer wieder davon überzeugt hatte, dass du nicht mehr da bist.“
       Daisy Stevenson, die sich den ganzen Tag schon ziemlich müde gefühlt hatte, nahm das flauschige Bündel in den Arm und verabschiedete sich von allen Familienmitgliedern und auch von Melanie und ihrer Schwester besonders liebevoll.
       Laird Ian blickte seiner kleinen Schwester sorgenvoll nach. „Ich glaube, Daisy geht es nicht gut“, bemerkte er mit leiser Stimme.
       „Es ist ihr Zustand, der ihr zu schaffen macht. Ich kann mich noch gut an meine Schwangerschaft erinnern. Die letzten beiden Monate benötigen alle Kraft, die man hat, und noch mehr dazu. Aber auch, dass Thomas nicht bei ihr sein kann, macht ihr mit Sicherheit sehr zu schaffen“, antwortete Angela.
       „Ich kann das nur zu gut nachvollziehen, denn ich wüsste auch nicht, was ich ohne dich anfangen sollte.“ Sie kam um den Tisch herum und trat zu ihrem Mann. Sanft legte sie ihre Arme um ihn und schmiegte ihre Wange an die seine.
       Alanis und Melanie, die ebenfalls ziemlich müde waren, verabschiedeten sich ziemlich rasch, um ebenfalls ins Bett zu gehen. Draußen war es bereits stockdunkel und auf dem Flur brannten einige Öllämpchen. Ihr Licht war matt und flackerte ein wenig, als würde ein Luftzug die kleinen Flämmchen bewegen.
       Vor dem Gemälde, das Laird Andrew zeigte, blieb Alanis stehen. „Fast könnte man meinen, er schaut einem direkt in die Augen“, sagte sie leise. Ein Grauen hatte sie erfasst. Sie wich einen Schritt zurück.
       Melanie konnte sie gerade noch am Arm festhalten, sonst wäre sie die Treppe wieder rückwärts nach unten gestürzt. Erschrocken zog sie Alanis von dem Bild weg. „Bist du verrückt geworden?“, entfuhr es ihr.
       Einen Moment lang stand Alanis da wie erstarrt. Durch den Ruck hatte sich die Spange gelöst, die ihr dunkles Haar zusammen gehalten hatte. Jetzt ergoss sich die dunkle glänzende Flut bis weit über ihre Schultern und verdeckte auch einen kleinen Teil ihres schmalen Gesichtchens.
       „Was ist passiert?“, fragte sie ratlos.
       „Du wärest fast die Treppe hinunter gefallen.“
       Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Warum denn?“
       „Das Bild…“, antwortete Melanie leise. Sie merkte, dass Alanis noch immer nicht ganz bei sich war. „Du hast das Bild angesehen und auf einmal bist du getaumelt, als hättest du plötzlich Angst gehabt.“
       „Ich habe keine Angst“, murmelte Alanis lächelnd. Wieder fiel ihr Blick auf Laird Andrew. „Es ist doch nur ein Bild.“ Ohne weiter darauf einzugehen marschierte sie zielstrebig zu ihrem Zimmer.
       Verwirrt folgte Melanie ihr. „Ich glaube, wir sollten unsere Zelte hier abbrechen. Der Aufenthalt auf Rochester Castle ist nicht gut für uns. Wir könnten nach Wales oder in Richtung South Hampton gehen. Ein bisschen Geld haben wir noch, wenn wir sparsam sind, müsste es für die ersten Wochen, bis ich Arbeit gefunden habe, reichen.“ Diese Möglichkeit erschien der jungen Frau als einziger Rettungsanker vor der drohenden Gefahr, die immer näher kam.
       Doch Alanis schüttelte den Kopf. „Es ist zu spät. Wir haben den richtigen Augenblick verpasst.“
       „Das kann ich mir vorstellen“, antwortete Melanie trocken. „Du willst nur nicht wieder in einer neuen Schule anfangen. Das freie Leben hier gefällt dir, hab ich Recht?“
       Darauf antwortete Alanis nicht. Sie schaute Melanie direkt in die Augen. „Ich sagte dir doch, es ist zu spät“,

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