So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)
und so viel aufzuschreiben. Das werde ich einfach durchsetzen. Das werde ich beweisen.
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Dienstag, 12. Februar
Heute Abend hatte ich hier eine richtige kleine Abschiedsparty. Denn morgen darf ich wahrscheinlich nach Hause. Wir haben uns Pizza, eine Flasche Wein dazu bestellt und Geschichten erzählt. Antje brachte eine extrem gute Stimmung hier rein, Aino hat schwadroniert und ich habe ganz viel gelacht.Auch ein Viertelviertelgläschen Wein getrunken, das war sehr lecker. Als Antje gegangen war, haben Aino und ich noch ein bisschen hier gelegen, telefoniert, Pralinen gegessen und einen Film von Buñuel geguckt.
Jetzt ist sie nach Hause, und ich bin müde. Morgen früh findet noch einmal eine Bronchoskopie statt. Wann, weiß ich nicht. Aber anschließend darf ich wahrscheinlich nach Hause.
Also, so ist der Stand der Dinge. Und heute Abend hatte ich tatsächlich zwei, drei Momente, in denen ich überhaupt nicht dran gedacht habe, dass ich Krebs habe oder hatte oder haben könnte. Ich weiß auch nicht, es war einfach ein sehr schöner, harmonischer Abend, vor allen Dingen mit der Perspektive: Ich habe meine Wunde, ich brauche keine neue, ich liebe das Leben, ich will leben und ich werde leben und ich habe noch immens viel Freude. Das ist einfach toll. Ein schöner Abend und bis morgen dann.
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Mittwoch, 13. Februar
Die Bronchoskopie heute Morgen hat gezeigt, dass alles gut verheilt. Das ist sehr wichtig für die Chemo, weil die ja den Heilungsprozess attackiert. Jetzt bin ich also wieder zu Hause in unserer Wohnung, liege in unserem Bett und fühle mich ganz komisch leer.
Eigentlich war es ein guter Tag. In der Klinik hat mich noch einmal der Onkologe von Peter Zadek besucht.Wir haben über die Chemo geredet, die ich wahrscheinlich auch hier in Zehlendorf machen werde. Die Zutaten fand er alle richtig. Eine Zweitmeinung einzuholen wäre eigentlich Quatsch. Irgendwann kam Frau Marini dazu und hat sich verabschiedet. Total nett, wir duzen uns jetzt auch.
Dann musste ich noch einmal zum Röntgen. Professor Kaiser wollte noch ein aktuelles Röntgenbild haben. Man hat mir das Röntgenbild in die Hand gedrückt, um es auf der Station abzugeben. Ich hatte sehr viel Respekt davor, mir die Aufnahme anzugucken. Das habe ich dann aber gemacht. Es ist halt ein großes Nichts. Da ist eine Lücke, da ist nichts mehr, und oben ist es noch ein bisschen dunkler, weil das Wasser erst mit der Zeit da reinläuft. Und die andere Lungenhälfte wird sich auch noch etwas ausdehnen. Sich das Bild anzugucken war schon hart, da kommt einem zu Bewusstsein, was passiert ist.
Na ja, dann habe ich angefangen zu packen, irgendwann kam Imke und hat mir geholfen. Professor Kaiser war zum Abschied auch noch da. Wir haben lange geredet und er hat mir noch eine Widmung in das Buch über seine Lungenklinik hier geschrieben: »Meinem lieben Patienten«. Und dankt für die schönen Gespräche, die wir geführt haben.
Das ist einfach wunderbar, vor allem wenn man an den verkorksten Anfang zurückdenkt. Ich war kurz davor, ihn zu umarmen. Er ist einfach ein toller Mensch und die Gespräche mit ihm waren immer eine Bereicherung. Ich werde ihn richtig vermissen. Mit ihm würde ich die Chemo sofort durchziehen.
Imke hat mich irgendwann nach Hause gefahren. Hier in der Wohnung anzukommen war schön. Es ist eine tolle Wohnung, Ainos Zimmer, mein Arbeitszimmer, mein Schreibtisch, alles prima. In der Küche waren Blumen, Aino hatte Osterglocken gekauft, um es schön zu machen. Das war schon ein gutes Gefühl, im eigenen Reich anzukommen, auch weil man sich gleich etwas konzentrierter fühlt. Ein Krankenbett gibt’s jetzt auch, das ist ein Bett, das man rauf- und runterfahren kann. Im Augenblick liege ich aber in dem gemeinsamen Bett von Aino und mir. Will mal ausprobieren, ob das geht, weil mir natürlich wichtig ist, neben ihr liegen zu können.
Sie kam um halb sieben Uhr, und ich habe erst mal geduscht, weil mir kalt wurde. Dann habe ich mich in das Krankenbett gelegt. Das war eigentlich ganz schön. Aino hat mir eine Rindfleischsuppe gemacht, zwar nur aus der Dose, aber sie war superlecker. Ich habe mir den Topf auf den Bauch gestellt, war ganz warm, richtig gemütlich. Später am Abend habe ich noch einen Topf Linsensuppe gegessen, ein Schokowölkchen und eine Kiwi dazu. Es war eigentlich ein guter Tag. Aber als ich dann am Küchentisch saß und meine Linsensuppe löffelte, war ich trotz der netten Stimmung mit Aino und Claudia
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