So schwer, sich leicht zu fuehlen
an den Fettreserven zehren.
Der gröÃte Feind, den es jeden Tag wieder zu besiegen galt, war der Hunger. Während ich in meinem Zimmer versuchte, mich mit Lernen abzulenken, drangen aus der Küche köstliche Düfte direkt in mein Zimmer! Und ich wurde böse, sehr böse. Wie konnte meine Mutter mir das nur antun, abends zu kochen? Ich war doch auf Diät! Versteht mich denn keiner? Ich muss doch abnehmen!
Eines Tages waren wir mit Bekannten unterwegs. Ihre Kinder schrien laut auf, als sie das groÃe McDonaldâs-Zeichen am StraÃenrand sahen. âKönnen wir hier anhalten? Bitte, bitte!â
Ich fing an zu zittern. Keinesfalls konnte ich jetzt, mitten am Tag, ausgerechnet triefende Burger und fette Pommes essen. Das stand nicht auf meinem Plan, und ich war nicht darauf vorbereitet! Bitte nicht! Ich hatte keine Kraft, mir wieder einmal Ausreden überlegen zu müssen, und wollte einfach nur nach Hause. Doch ich hatte keine Wahl! Die Kinder schrien so laut, dass sie ihren Willen bekamen und wir auf den Parkplatz einbogen.
âAber nur etwas Kleines.â
Na super! Was sollte etwas Kleines schon sein? Ein McFlurry mit mindestens 600 Kalorien? Oder irgendein Burger mit genauso vielen? Mir wurde ganz schwindlig vor Angst. Was sollte ich nur tun? Ich wollte das nicht. Nein. Nein. Nein. Eigentlich hatte ich schrecklichen Hunger, doch ich konnte jetzt nicht schwach werden.
Ich stellte mich ganz hinten an und hoffte, dass man mich einfach übersehen würde. Verzweifelt studierte ich das Menü und wurde fast wahnsinnig. Hier gab es aber auch nichts für mich! Vielleicht würden sie mich ja vergessen.
Doch da hörte ich schon die vertraute Stimme meiner Mutter und wusste, dass ich gar nicht zu widersprechen brauchte. Sie sprach nun Französisch mit mir, und immer, wenn das geschah, wusste ich, dass sie es ernst meinte und ich ihr besser nicht widersprach: âDéborah, du isst auch etwas!â
Ich bestellte einen kleinen Salat ohne Dressing. Na ja, ich lieà das Dressing im Müll verschwinden, bevor es jemand sehen konnte. Dazu eine Cola light. Ich beobachtete die Bedienung ganz genau, um sicher zu gehen, dass sie auch auf den richtigen Knopf drückte und mir nicht aus Versehen noch echte Cola gab!
Dann setzte ich mich an den Tisch und bibberte vor mich hin. Wie immer hatte ich Hunger, und mir war fast permanent kalt. Die paar Salatblätter würden meinen zitternden Körper nicht beruhigen, und in der Cola waren so viele Eiswürfel, dass auch das nicht gerade helfen würde. Doch diese nahm ich mir zuerst vor, denn ich hatte in einer Zeitschrift gelesen, dass Mariah Carey eine Eiswürfel-Diät gemacht hatte: Der Körper verbrennt beim Eiswürfel-Lutschen viele Kalorien, weil er ja immer seine Normaltemperatur erhalten muss und daher mehr Wärme erzeugt, wenn man viel Kaltes zu sich nimmt. Also konnte das nur gut sein, so wie Frieren. Dabei verbraucht man auch eine Menge Kalorien.
Sorgfältig pickte ich die Käse- und Schinkenwürfel aus dem Salat. Es durfte kein bisschen davon an den Salatblättern hängen bleiben.
âDu übertreibst es wirklich, Déborah!â Jetzt fingen die Bekannten auch noch an, mich zu nerven. Was ging es sie an, wenn ich ein bisschen abnehmen wollte?
Der Käse schien mir förmlich ins Gesicht zu schreien: âWenn du mich berührst, dann wirst du fett, fett, fett!â Ich konnte diese Kalorienbombe nicht mal anfassen. Sogar eine separate Gabel hatte ich benutzt, um ihn aus meinem Salat herauszufischen. Zu groà war die Gefahr, versehentlich Fettreste von der anderen Gabel aufzunehmen.
Alle anderen waren schon längst fertig und hatten sich noch ein Eis geholt. Wie sehr ich diese McFlurrys früher geliebt hatte! Aber heute ging das nicht ... ein anderes Mal wieder. Wenn ich so dünn geworden war wie die anderen Mädchen.
Ich kaute immer noch an meinen Salatblättern. Doch alles in mir sehnte sich danach, die übrig gebliebenen Pommes der anderen zu essen. Ich hatte solch einen Hunger. Am liebsten hätte ich sie mir alle auf einmal in den Mund gestopft! Mein Magen knurrte wie verrückt und ich hatte Angst, das könnte jemand mitbekommen! Ich hatte das Gefühl, in meinem Leben noch nie so hungrig gewesen zu sein.
âDéborah, willst du auch ein Eis?â, rief mir jemand zu.
Ich schüttelte den Kopf: âIch bin noch nicht fertig. Hole mir später
Weitere Kostenlose Bücher