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So schwer, sich leicht zu fuehlen

So schwer, sich leicht zu fuehlen

Titel: So schwer, sich leicht zu fuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Rosenkranz
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das Aschenputtel. Sie war die mit den langen Beinen! Sie war die, die jeder wollte! Sie war schlank! Sie passte in jede Jeans! Und ich, ich war einfach nur die kleine Dicke, die ganz gut Handball spielte.
    Der Tag der Schuldisco rückte näher. Mir war klar, dass ich da nicht hingehen würde. Was hatte ich dort schon verloren? Doch meine Freundinnen meinten es gut mit mir und versuchten, mich zu überreden. Ich hatte Angst. Noch nie war ich in einer Disco gewesen, und ich hatte auch gar nichts Passendes zum Anziehen. Überhaupt besaß ich nur einen Rock, den ich sonntags im Gottesdienst anzog. Ich hatte keine Ahnung davon, wie man sich in einer Disco kleidet.
    Unsicher stand ich am Rand der Tanzfläche im Schatten meiner hübschen Freundinnen und beobachtete, wie mein Albtraum Realität wurde. Ständig kamen Jungs vorbei, um meine Freundinnen zum Tanzen aufzufordern, und wer blieb allein stehen? Ich. Äußerlich ließ ich mir nichts anmerken, doch innerlich lag ich am Boden und heulte. Bin ich denn so hässlich, dass wirklich niemand mit mir tanzen will? Es tat weh, sehr weh!
    Ich hörte noch, wie ein Mädchen zu einem der Jungs sagte: „Komm, jetzt frag sie doch. Nur für einen Tanz.“
    Doch es half alles nichts. Ich war die Dicke, die es nicht verdient hatte, glücklich zu sein. Geschweige denn, eine von ihnen zu sein.
    Tagebucheintrag vom 8. April 1995
    Ich bin so dick! Ich muss abnehmen, sonst liebt mich keiner mehr!
    Zur gleichen Zeit begann ein Kurs, den meine Krankenversicherung im Fitnessstudio anbot: Kostenlose Einheiten mit einem eigenen Personal Trainer . Ich war sofort dabei und ging neben meinen harten Handball-Trainingsstunden auch noch ins Fitnessstudio. Dafür nahm ich es auch gern in Kauf, dass ich mit dem Zug hinfahren musste.
    Erst war es mir etwas peinlich, das Fitnessstudio voller Muskelprotze zu betreten, und ich stand unsicher am Eingang und merkte, dass ich weit und breit die Jüngste war. Um meinen Umfang zu verstecken, trug ich ein viel zu großes T-Shirt. Egal, jetzt war ich hier und würde auch loslegen!
    Ich trainierte fleißig genau nach den Anweisungen des Trainers, und „Ich kann nicht mehr“, das gab es bei mir nicht. Schließlich wollte ich auch bald so aussehen wie die hübschen Frauen, die an den anderen Geräten trainierten. Ich versuchte gleichzeitig, weniger zu essen. Noch hatte ich nicht so viel Ahnung von Diäten und dachte, es würde reichen, einfach „FDH“ zu machen, „Friss die Hälfte“.
    Einmal saß ich nach dem Training in der Umkleidekabine und wollte gerade meinen Fruchtsaft trinken, als mir eine Frau zurief: „So etwas Zuckerhaltiges trinkst du?“
    Gut, von nun an würde ich das also von meinem Speiseplan streichen. Bisher hatte ich ja keine Erfahrung mit Diäten gemacht, und in einer französischen Familie aufzuwachsen war nicht gerade figurförderlich. Meine Mutter legte immer großen Wert darauf, dass wir mittags und abends alle gemeinsam aßen. Das ist eine sehr gute und wertvolle Sache, doch in solch einer gemütlichen Runde schmeckt es gleich noch mal so gut.
    Ich fing also an, auf meine Ernährung zu achten. Es waren zu Beginn nur Kleinigkeiten, wie eben Süßgetränke durch Wasser zu ersetzen oder mal das Abendessen zu streichen und stattdessen nur einen Apfel zu essen.
    â€žDu bist schon fertig?“, fragte meine Mutter und blickte mich ungläubig an. „Hast du denn gar keinen Hunger? Geht es dir nicht gut?“
    Alle Blicke waren auf mich gerichtet, und ich schüttelte einfach nur den Kopf. „Nein, nein. Ist alles okay.“
    Sonntagnachmittags gab es immer leckeren Kuchen. „Déborah, es ist noch etwas von deinem Lieblingskuchen da!“ Doch ich blieb hart und trank nur meinen Kaffee, während mir das Wasser im Mund zusammenlief. Was hätte ich jetzt für ein Stück von dieser Schwarzwälder Kirschtorte gegeben! Doch gleichzeitig sah ich mein Gesicht im Spiegel und hörte immer und immer wieder meinen Schwarm diese verletzenden Worte sagen. Na warte! Ich würde ihm und der ganzen Welt beweisen, dass ich auch anders konnte!
    Mein Magen knurrte wie verrückt, doch ich blieb eisern. Mein Kampf gegen mich selbst hatte begonnen – der Kampf gegen den Hunger.
    Gleichzeitig wurde der Hunger aber auch mein Freund. Denn jedes Mal, wenn mein Magen so heftig knurrte, stellte ich mir vor, wie mein

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