So soll er sterben
ihr nach.
»Genau die Art von Bestechung, für die ich zu haben bin«, erwiderte Siobhan und winkte.
28
Sie parkte ihren Wagen in der Cockburn Street, durchquerte die Fleshmarket Close, ging am Ende nach links in die High Street und gleich wieder nach links durch die Tür vom Warlock. Die Kundschaft war gemischt: Arbeiter bei einer Pause, Zeitung lesende Geschäftsleute, Touristen, die sich in einen Stadtplan oder einen Reiseführer vertieften.
»Er ist nicht da«, verkündete der Barkeeper. »Aber Sie können ruhig hier warten – wahrscheinlich ist er in zwanzig Minuten zurück.«
Sie nickte und bestellte etwas Alkoholfreies. Machte Anstalten zu zahlen, aber er schüttelte den Kopf. Sie zahlte trotzdem – gewissen Leuten wollte sie lieber keinen Gefallen schulden. Er zuckte die Achseln und steckte die Münzen in eine Spendendose.
Sie setzte sich auf einen der Barhocker an der Theke und nippte an ihrem eisgekühlten Getränk. »Wissen Sie, wo er hin ist?«
»Keine Ahnung.«
Siobhan nahm einen weiteren Schluck. »Er hat doch bestimmt ein Auto, oder?« Der Barkeeper starrte sie an. »Keine Sorge, ich will Sie nicht aushorchen«, erklärte sie. »Ich habe bloß gerade daran gedacht, dass es höllisch schwer ist, hier in der Gegend einen Parkplatz zu finden. Und ich frage mich, wie er damit klarkommt.«
»Kennen Sie diese bogenförmigen Tore an der East Market Street?«
Sie wollte schon den Kopf schütteln, nickte dann aber. »Sind das Garagen?«
»Die meisten. Ihm gehört eine davon. Ich möchte nicht wissen, wie viel er dafür bezahlt hat.«
»Und dort stellt er sein Auto ab?«
»Ja. Die paar hundert Meter zu Fuß bis hierher ist das einzige Training, das ich ihn je habe machen sehen…«
Siobhan war bereits auf dem Weg zur Tür.
Die East Market Street verlief direkt neben den Bahngleisen, die von der Waverley Station nach Osten führten. Hinter der anderen Seite der Straße stieg die Jeffrey Street mit zwei Kurven steil zum Canongate an. Die Tore befanden sich zu ebener Erde, und diejenigen der Räume, die dicht an der Einmündung der Jeffrey Street lagen, waren zu klein für ein Auto; dennoch waren alle mit einem Vorhängeschloss gesichert. Gerade als Siobhan eintraf, war Ray Mangold dabei, seine Garage zu schließen.
»Nette Karre«, sagte sie. Er brauchte einen Moment, um sie einzuordnen, dann folgten seine Augen ihrem Blick zu dem roten Jaguar-Cabriolet.
»Ja, finde ich auch«, sagte er.
»Ich habe mich schon öfter gefragt, was hinter diesen Toren ist«, fuhr Siobhan fort und betrachtete die gewölbte Ziegeldecke des Raums. »Wirklich eine prima Sache, diese Garagen.«
Mangolds Blick war auf sie gerichtet. »Wer hat Ihnen gesteckt, dass mir eine davon gehört?«
Sie lächelte. »Ich bin Polizistin, Mr. Mangold.« Sie ging inzwischen um den Wagen herum.
»Sie werden nichts finden«, blaffte er.
»Was glauben Sie denn, wonach ich suche?« Er hatte natürlich Recht. Sie inspizierte jeden Quadratzentimeter des Raums.
»Weiß der Geier… vielleicht weitere Skelette.«
»Ich bin nicht wegen der Skelette hier, Mr. Mangold.«
»Nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich frage mich, wo Ishbel ist.« Sie baute sich direkt vor ihm auf. »Ich frage mich, was Sie mit ihr angestellt haben.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Woher stammen die Verletzungen in Ihrem Gesicht?«
»Ich hab Ihnen doch schon gesagt…«
»Kann das irgendwer bezeugen? Wenn ich mich recht entsinne, hat Ihr Barkeeper auf meine Frage hin gesagt, er sei nicht dabei gewesen. Vielleicht wird er ja nach ein paar Stunden bei uns auf der Wache mit der Wahrheit rausrücken.«
»Hören Sie…«
»Nein, Sie hören jetzt mir zu!« Sie hatte ihren Rücken gestrafft und war nun fast so groß wie er. Das Tor stand ein Stück offen, und ein Passant verharrte einen Moment davor, um den Streit zu verfolgen. Siobhan beachtete ihn nicht. »Sie kannten Ishbel aus dem Albatross«, begann sie. »Sie haben ein Verhältnis mit ihr angefangen und sie ein paarmal von der Arbeit abgeholt. Jemand hat sie dabei beobachtet. Jede Wette, dass sich noch mehr Leute aus Banehall an Sie erinnern, wenn ich Fotos von Ihnen und Ihrem Auto im Ort herumzeige. Inzwischen ist Ishbel verschwunden, und Sie haben Verletzungen im Gesicht.«
»Glauben Sie etwa, ich hätte ihr etwas angetan?« Er griff nach dem Tor und wollte es schließen. Aber Siobhan verhinderte es. Sie trat gegen einen der Torflügel, sodass er weit aufschwang. Ein Stadtrundfahrtbus rumpelte
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