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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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vorbei, und die Touristen starrten herüber. Siobhan winkte ihnen zu, dann wandte sie sich wieder an Mangold.
    »Jede Menge Zeugen«, warnte sie ihn.
    Seine Augen wurden größer. »Herrje… hören Sie…«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich habe Ishbel überhaupt nichts angetan!«
    »Beweisen Sie’s mir.« Siobhan verschränkte die Arme. »Erzählen Sie mir, was mit ihr passiert ist.«
    »Nichts ist mit ihr passiert.«
    »Sie wissen, wo sie ist?«
    Mangold sah sie mit zusammengepressten Lippen an und mahlte mit dem Kiefer. Als er schließlich sprach, klang es wie eine Explosion.
    »Ja, stimmt. Ich weiß, wo sie ist.«
    »Und wo genau?«
    »Es geht ihr gut… sie ist gesund und munter.«
    »Aber ihr Handy ist abgeschaltet.«
    »Weil sowieso niemand anders als ihre Eltern anrufen würde.« Jetzt, da es heraus war, schien eine Last von ihm abgefallen zu sein. Er lehnte sich gegen den vorderen Kotflügel des Jaguars. »Die beiden sind selbst schuld, dass sie abgehauen ist.«
    »Beweisen Sie’s mir – verraten Sie mir, wo sie ist.«
    Er sah auf die Uhr. »Wahrscheinlich sitzt sie gerade im Zug.«
    »Im Zug?«
    »Auf dem Weg zurück nach Edinburgh. Sie war zum Shoppen in Newcastle.«
    »Newcastle?«
    »Gibt dort offenbar mehr und bessere Läden.«
    »Wann erwarten Sie sie zurück?«
    »Irgendwann heute Nachmittag. Ich weiß nicht, wann die Züge ankommen.«
    Siobhan starrte ihn an. »Aber
ich
weiß es gleich.« Sie zückte ihr Handy und rief am Gayfield Square an. Phyllida Hawes ging an den Apparat. »Hallo, Phyl, hier ist Siobhan. Ist Col da? Ich würde ihn gern sprechen.« Sie wartete einen Moment, den Blick unverändert auf Mangold gerichtet. Dann: »Col? Ich bin’s, Siobhan. Sie sind doch der Bahnexperte… Wann kommt der nächste Zug aus Newcastle an…?«
    Rebus saß im CID-Büro des Torphichen Place und sah sich erneut die DIN-A-4-Blätter an, die vor ihm auf dem Tisch lagen.
    Was darauf stand, war Ergebnis penibler Arbeit. Die Namen auf der Liste in Peter Hills Auto waren sowohl mit den Namen derjenigen abgeglichen worden, die man am Strand von Cramond verhaftet hatte, als auch mit den Namen der Bewohner des dritten Stocks vom Stevenson House. Im Büro herrschte Stille. Nach dem Ende der Befragungen hatten sich mehrere Gefangenentransporter in Richtung Whitemire in Bewegung gesetzt. Whitemire war ohnehin schon fast voll besetzt gewesen – Rebus konnte nur spekulieren, wie es gelingen würde, die Neuankömmlinge auch noch unterzubringen.
    »Die Betreiber sind ein Privatunternehmen. Wenn für sie ein Profit dabei herausspringt, dann schaffen sie’s irgendwie.«
    Felix Storey hatte die Aufstellungen, die vor Rebus lagen, nicht erstellt. Er hatte ihnen keine große Aufmerksamkeit geschenkt, als man sie ihm zeigte. Er sprach bereits über seine Rückkehr nach London. Andere Fälle von Menschenschmuggel verlangten dringend nach seiner Anwesenheit. Er würde natürlich hin und wieder zurückkehren, um – in seinen eigenen Worten –»am Ball« zu bleiben.
    Rebus’ Kommentar: »Sehen Sie zu, dass Sie sich nicht verdribbeln.«
    Er blickte jetzt auf, denn Rat-Arse Reynolds war hereingekommen und sah sich suchend um. Er hatte eine braune Papiertüte in der Hand und wirkte selbstzufrieden.
    »Kann ich Ihnen helfen, Charlie?«, fragte Rebus.
    Reynolds grinste. »Ich habe ein Abschiedsgeschenk für Ihren Kumpel.« Er zog ein paar Bananen aus der Tüte. »Ich will sie irgendwo hinlegen, wo er sie bestimmt findet.«
    »Weil Sie zu feige sind, sie ihm persönlich zu geben?« Rebus hatte sich langsam erhoben.
    »Nur ein kleiner Scherz, John.«
    »Sie finden das vielleicht witzig. Irgendwie ahne ich aber, dass man Felix Storey nicht so leicht zum Lachen bringt.«
    »Das stimmt zufällig.« Derjenige, der das sagte, war Storey selbst. Während er den Raum betrat, zog er seine Krawatte fest und strich sie auf seiner Hemdbrust glatt.
    Reynolds ließ die Bananen wieder in der Tüte verschwinden und drückte diese an die Brust.
    »Sind die für mich?«, fragte Storey.
    »Nein«, antwortete Reynolds.
    Storey stellte sich dicht vor ihn hin. »Ich bin ein Schwarzer und darum ein Affe – so lautet doch Ihre Logik, oder?«
    »Nein.«
    Storey öffnete die Tüte. »Ich esse übrigens gerne Bananen, aber die hier scheinen mir schon zu matschig zu sein. Sie ähneln Ihnen: ziemlich eklig.« Er machte die Tüte wieder zu. »Los, verschwinden Sie und versuchen Sie zur Abwechslung mal, den Polizisten zu spielen. Ich habe eine konkrete Aufgabe

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